An der Burg Wassenberg Kinder-Botschaften am Taschentuchbaum

Wassenberg · Vor zehn Jahren wurde die Kinder-Trauergruppe „Schatzsucher“ in Wassenberg gegründet. Neu ist eine Geschwistergruppe. Der im Vorjahr gepflanzte Taschentuchbaum trägt jetzt eine bunte Stoff-Girlande.

 Die "Schatzsucher" hängen diese Leinen mit Stofffahnen, auf denen die trauernden Kinder Botschaften gemalt und geschrieben haben, an den Taschentuchbaum.

Die "Schatzsucher" hängen diese Leinen mit Stofffahnen, auf denen die trauernden Kinder Botschaften gemalt und geschrieben haben, an den Taschentuchbaum.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Genau 21 bunte Wimpel aus Stoffresten, auf die kleine Botschaften gemalt oder geschrieben wurden, bilden die Girlande, mit der jetzt der Taschentuchbaum an der Wassenberger Burg verschönert wurde. Das seltene, aus China stammende Gewächs, dessen weiße Blätter in ihrem Aussehen an Taschentücher erinnern, wurde im vergangenen Jahr von den Mädchen und Jungen aus den Schatzsucher-Gruppen für trauernde Kinder gepflanzt. Aber nicht nur für sie selbst, auch für andere trauernde Menschen, die den Verlust eines Angehörigen oder Freundes erlitten haben, soll der Baum Anlaufstelle und Erinnerungsort sein.

Jetzt trafen sich die Kinder mit ihren Betreuern sowie den Gruppenleitern Susanne Hoeren und Björn Clahsen, um gemeinsam mit ihren Müttern oder Vätern die ungewöhnliche Trauergirlande zu befestigen. Danach ging es fröhlich zu. Im Burg-Restaurant gab es ein Essen ganz nach dem Geschmack der kleinen Schatzsucher, die sich wegen der anhaltenden Pandemie erst seit dem Ende der Sommerferien wieder treffen können.

Burg-Pächter Jörg Savio servierte seinen jungen Gästen Currywurst mit Pommes frites. Das gemeinsame Essen war der Ersatz für die ausgefallenen Jubiläumsfeierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Schatzsucher. Auch die traditionelle Weihnachtsfeier auf dem Dalheimer Klosterhof wird es dieses Jahr nicht geben. Und die erste Urlaubsfahrt, die die trauernden Kinder ins niederländische Domburg führen sollte, fiel ebenfalls aus. „Zu sechst in einem Zimmer in der Jugendherberge in Domburg, das ging natürlich nicht wegen Corona“, berichtete Gruppenleiterin Susanne Hoeren.

Die gelernte Krankenschwester, die bis zu ihrer Rente den Hospizdienst „Regenbogen“ koordinierte, erkannte vor mehr als zehn Jahren bereits die Notwendigkeit und den großen Bedarf an Trauerarbeit für die betroffenen Mädchen und Jungen aus der gesamten Region. Der Grundstein für die ehrenamtliche Arbeit, die ausschließlich mit Spenden finanziert wird, wurde ganz offiziell am 7. September 2010 gelegt, als die Schatzsucher gegründet wurden. Der Gedanke sei aber bereits 2009 aufgekommen, so Hoeren.

Acht zertifizierte Betreuerinnen und Betreuer, allesamt ausgebildete Kinder- und Jugendtrauerbegleiter, unterstützen die beiden Gruppenleiter. Insgesamt 20 Kinder werden in drei Altersgruppen regelmäßig betreut. Zurzeit treffen sich die trauernden Mädchen und Jungen coronabedingt in Kleingruppen. Neu ist eine Geschwistergruppe mit derzeit sechs Kindern. Wegen der strengen Kontaktbeschränkungen konnten sich die Gruppenmitglieder für längere Zeit nicht treffen. Sie hielten Kontakt mit Hilfe von Videokonferenzen. Einzelbegleitung in akuten Fällen habe es aber durchgängig gegeben, so Gruppenleiterin und Schatzsucher-Gründerin Susanne Hoeren.

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