Missio-Truck zu Gast an Betty-Reis-Gesamtschule in Wassenberg Ausnahmesituation Flucht nachempfinden

Wassenberg · Zur Aufklärung ihrer Schülerinnen und Schüler über die Flüchtlingsthematik hat die Betty-Reis-Gesamtschule erneut den missio-Truck eingeladen.

 Mit Filmeinspielungen und Aufgaben wurde das Thema Flucht aufgearbeitet. Sebastian, Marlon und Kai sind an einem Kastenwagen. Der Fahrer erklärt über die Scheibe nach hinten die Lage in einem afrikanischen Land und erzählt von seinen Erlebnissen.

Mit Filmeinspielungen und Aufgaben wurde das Thema Flucht aufgearbeitet. Sebastian, Marlon und Kai sind an einem Kastenwagen. Der Fahrer erklärt über die Scheibe nach hinten die Lage in einem afrikanischen Land und erzählt von seinen Erlebnissen.

Foto: Ruth Klapproth/RUTH KLAPPROTH

Am Beispiel der Bürgerkriegssituation im Ostkongo stellt die multimediale Ausstellung „Menschen auf der Flucht“ im Truck des katholischen Hilfswerks missio die Schicksale von Flüchtlingen dar und zeigte den Schülern der Wassenberge Betty-Reis-Gesamtschule anschaulich, welche Schwierigkeiten und Traumata diese Menschen auf ihrem langen Weg durchleben und wie schwierig es ist, unter solch widrigen Lebensumständen die eigene Würde zu bewahren.

Im Truck werden anhand von QR-Codes, Videos und interaktiven Stationen eine Flucht simuliert, um die Besucherinnen und Besucher für diese Ausnahmesituation zu sensibilisieren. Zu Beginn des Rundgangs suchten sich die Wassenberger Schülerinnen und Schüler Avatare aus – Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Berufsgruppen, darunter die 16-jährige Schülerin Sara oder der 28-jährige Taxibusfahrer Christian. Sie alle machen dieselbe schreckliche Erfahrung, als eine der Milizen ihr Dorf überfällt. Nun mussten die Schüler im Namen ihrer Avatare Entscheidungen treffen: Welches Gepäck nehme ich auf die Schnelle mit, was lasse ich zurück? In den Städten, in die sie geflüchtet sind, finden sie teils keine vernünftige Arbeit, kommen zwar notdürftig beispielsweise bei Verwandten unter, sind als Fremde in der Stadt aber nicht willkommen. In der Rolle der Flüchtlinge mussten die Schüler nun zwischen Krankheitsausbrüchen, Gesprächen mit Sozialarbeitern und der Suche nach einem Job navigieren, der ihren Qualifikationen entspricht und sie nicht unterfordert. Gepaart mit Schlaflosigkeit, Trauma, Ungewissheit und dem Vermissen der eigenen Familie zeichnet die Ausstellung ein verzweifeltes Bild. Dabei tut auch die Gestaltung ihr übriges, um die beklemmende Lage zu verdeutlichen: Durch den begrenzten Platz im Truck sind die einzelnen Ausstellungsräume genauso beengt wie die Zimmer und Unterkünfte, in denen die Schüler in ihren Rollen leben müssen. Am Ende des Rundgangs werden mit Videos die Geschichten von vier in Deutschland lebenden Flüchtlingen erzählt, zudem zeigt die Ausstellung auf, welche Probleme in der globalen Flüchtlingspolitik künftig eine Rolle spielen werden. So werde erwartet, dass Fluchtgründe wie Klimawandel, Krieg oder Hunger in Zukunft weiter zunehmen.

„Vorher und nachher wird die Thematik in Unterrichtseinheiten aufgegriffen und vertieft“, sagte missio-Mitarbeiterin Franziska Jurgeit. Die Reaktion der Schüler, so erzählte sie, käme oft auf das Alter und die Vorbereitung an – das nachempfundene Fluchtszenario würden alle schlimm finden, aber gerade die Jüngeren würden nicht sofort realisieren, dass es sich dabei um echte Situationen rund um den Globus handelt.

Zwei Tage lang besuchten die Acht- und Neuntklässler sowie eine siebte Klasse der Betty-Reis-Gesamtschule die mobile Ausstellung und beschäftigten sich auch im Unterricht weiterführend mit dem Erlernten. „Wir haben das allgemeine Thema der sozialen Verantwortung behandelt und konkretisiert. Die Ausstellung macht das komplexe Thema Flucht und Flüchtlinge sehr gut deutlich“, sagte Julia Weinen, Religionslehrerin der Klasse 9.3. Ihre Kollegin Judith von den Driesch hob hervor, dass der Truck nicht nur für den Themenkomplex der Wirtschaftskreisläufe im Rahmen der Eine-Welt-Problematik gute Anknüpfungspunkte biete, sondern durch die Bezugnahme auf seltene Erden in Telefonen auch auf persönlicher Ebene für die Schüler relevant sei.

Der missio-Truck war bereits mehrmals an der Wassenberger Gesamtschule am Birkenweg zu Gast. „Bisher haben wir durchweg positive Erfahrungen damit gemacht und bemühen uns daher darum, dass er möglichst oft kommt und möglichst vielen Schülern als Lernerfahrung zur Verfügung steht“, schilderte Lehrer Thomas Kranz. Für die schulische Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsproblematik oder dem Thema „Eine Welt“ leiste der Truck einen besonderen Beitrag, da er die sonst so fern scheinenden Problematiken personalisiere und dadurch die Motivation und Zugänglichkeit für das Thema bei Schülern verstärkte. Da die Nachfrage für die mobile Ausstellung allerdings sehr hoch sei, wäre es ein schwieriges Unterfangen, den Truck in regelmäßigen Intervallen an die Schule zu holen. Der Termin in diesem Jahr in Wassenberg sei bereits vor weit über einem Jahr von den Verantwortlichen ausgemacht worden.

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