Mentorenprogramm Auf dem richtigen Kurs mit „Balu und du“

Wassenberg · Die Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg arbeitet mit einem Mentorenprogramm, das informelles Lernen fördert. Junge Erwachsene und Grundschüler, die in einem herausfordernden Milieu aufwachsen, bilden Gespanne, die sich ein Jahr lang ungezwungen und ohne Lehrplan treffen.

 Reflektieren das Projekt (v.l.): Dominik Esch vom Verein "Balu und du", die Schülerinnen Gina Jansen, Anabell Korsten, Alissa Schilo und Lehrerin Nadine Lasée (stehend).

Reflektieren das Projekt (v.l.): Dominik Esch vom Verein "Balu und du", die Schülerinnen Gina Jansen, Anabell Korsten, Alissa Schilo und Lehrerin Nadine Lasée (stehend).

Foto: Anke Backhaus

Sie fühlen sich, obwohl das Projekt noch nicht sehr lange läuft, in ihrer Persönlichkeit gefestigter und gereifter. Sie haben gemeinsam das Gefühl, etwas Gutes zu tun, das nicht nur sie selbst voranbringt. Die zwölf Schüler der Wassenberger Betty-Reis-Gesamtschule arbeiten gemeinsam am Mentorenprogramm „Balu und du“ – dahinter verbirgt sich eine nicht zu verachtende soziale Aufgabe, die für die Gesellschaft von großer Bedeutung ist.

„Balu und du“ ist ein bundesweites Mentorenprogramm, das informelles Lernen fördert. Dominik Esch ist der Vorstandsvorsitzende des Vereins „Balu und du“. Er sagt: „Wir wenden uns an Grundschulkinder, um die sich Eltern und Lehrer Sorgen machen. Wir wollen Patenschaften zwischen diesen Grundschülern und jungen Erwachsenen initiieren.“ Dabei geht es um Kinder, die in einem herausfordernden Milieu aufwachsen. Gerade für diese Kinder ist es schwierig, aufgrund ihrer sozialen Herkunft die viel beschworene Chancengleichheit zu erreichen. Vielfach bleiben so wertvolle Talente unentdeckt. An diesem Punkt setzt das Präventionsprogramm an, das eine simple pädagogische Grundidee mit sich bringt. Ein junger erwachsener Mensch, „Balu“, übernimmt für ein Jahr die Patenschaft für ein Grundschulkind, „Mogli“. Beide treffen sich mindestens einmal pro Woche, und zwar ganz ohne Lehrplan. Stattdessen steht die direkte und ungezwungene Begegnung im Mittelpunkt. Mal geht es in den Tierpark, mal ins Eiscafé, mal wird gebastelt, mal ein Buch gelesen. Die Ausgestaltung der Treffen ist vielfältig, die Ergebnisse sind erstaunlich. „Mein Mogli hat Schwierigkeiten damit, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Mit ,Balu und du’ ist das schon viel besser geworden“, beschreibt „Balu“ Anabell Korsten. Gina Jansen hat herausgefunden, „erwachsener geworden zu sein und mehr Verantwortung übernehmen zu können“. Alissa Schilo, alles Schülerinnen der Q1 der gymnasialen Oberstufe, fügte hinzu: „Man lernt viel mehr als nur den Umgang mit Kindern.“

Mit großem Interesse hörte sich Dominik Esch an, was die drei jungen Frauen zu erzählen hatten. „Zweifellos zeigt sich, wie stark beide Seiten profitieren. Beispiel: Die Moglis erhalten deutlich häufiger die Empfehlung für das Gymnasium, sie steigern nachweislich die Alltagskompetenz. Auch die Balus gewinnen wertvolle Erfahrungen, etwa mit Blick auf ihre spätere Berufswahl.“

In der Tat: Gina, Anabell und Alissa haben dank des niederschwelligen Projekts ganz nebenbei neue Aspekte erfahren. Anabell: „Eigentlich wollte ich ja Tierärztin werden, aber mein Wunsch ist nun, Lehrerin zu werden.“ Auch Gina und Alissa haben über sich selbst herausgefunden, auf jeden Fall mit Menschen, am besten mit Kindern oder in der sozialen Arbeit zu arbeiten.

Auf Ebene des Kreises Heinsberg mit im Boot sitzen Christoph Esser, Sprecher des pädagogischen Beirates des Kreissparkasse Heinsberg, Marie-Theres Jakobs-Bolten vom Verein Mentor – Die Leselernhelfer Kreis Heinsberg und Annette Sielschott, pädagogische Mitarbeiterin im Regionalen Bildungsbüro des Kreises Heinsberg. Während Christoph Esser in den Balus Botschafter für die Zukunft sieht, stellte Marie-Theres Jakobs-Bolten die enorme Wirkung heraus, die das Projekt erzielt.

Klar ist, dass auf die jungen Balus schwierige Herausforderungen zukommen können. Doch diese werden gemeinsam reflektiert. Dafür steht auch Lehrerin Nadine Lasée zur Verfügung, die das Projekt an der Betty-Reis-Gesamtschule koordiniert. „Schön zu sehen ist, wie sich die Balus gegenseitig unterstützen und wie es ihnen gelingt, die Grundschüler zu festigen. Wir können sicherlich von einer hochwertigen pädagogischen Maßnahme sprechen.“ Klar sei, dass es durchaus zu schwierigen Situationen kommen könne, dafür gebe es dann auch Kontakte zu den Jugendämtern. Im Kreis Heinsberg arbeitet neben der Betty-Reis-Gesamtschule auch das Carolus-Magnus-Gymnasium in Übach-Palenberg mit dem Projekt, in dem es bundesweit 1200 Gespanne mit Balus und Moglis gibt.

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