Erste Jobmesse in Wassenberger Gesamtschule Schüler und Betriebe auf Augenhöhe

Wassenberg · Zum ersten Mal ging es an der Betty-Reis-Gesamtschule in Wassenberg um eine Jobmesse. Warum so etwas wichtig ist und warum sich nicht nur junge Leute, sondern auch Betriebe bewerben müssen, wurde hier deutlich.

 Ralf Sontag (r.) und die Sodermanns-Auzubis Jason Schenesse und Leonie Kohnen im Gespräch mit den Schülern.

Ralf Sontag (r.) und die Sodermanns-Auzubis Jason Schenesse und Leonie Kohnen im Gespräch mit den Schülern.

Foto: Anke Backhaus

Die Arbeitswelt wandelt sich massiv. An der einen Stelle wird vielfach über die Vier-Tage-Woche diskutiert. An der anderen Stelle geht es darum, jungen Menschen den Weg in den Beruf zu ebnen. Doch gerade da hat sich in der jüngeren Vergangenheit eine Menge geändert. Das wissen auch die Verantwortlichen der Betty-Reis-Gesamtschule: In Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein Wassenberg stand nun in der Schule zum ersten Mal eine Jobmesse im Stundenplan der Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10 und EF. Klassische Ausbildungswege im Handwerk, ein Studium, auch dual – gleich 18 Betriebe nahmen die Gelegenheit wahr, um mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. Der Fachkräftemangel, so erklärte es die Schule im Vorfeld der Veranstaltung, sei auch in Wassenberg angekommen. Umso wichtiger sei es, die Möglichkeiten, die sich vor Ort bieten, gebündelt vorzustellen.

„Auch ein Unternehmen muss sich heute bei möglichen künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewerben“, bringt es Ralf Sontag, bei Automobile Sodermanns nicht nur fürs Marketing, sondern auch für die Mitarbeiteraquise zuständig, auf den Punkt. Zusammen mit den beiden Sodermanns-Azubis Jason Schenesse (Auszubildender zum Kfz-Mechatroniker) und Leonie Kohnen (Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement) kam er in die Schule. Jason, gerade mal 17 Jahre jung, erklärte den Schülerinnen und Schülern etwa das: „Ich möchte nicht nur jeden Tag einen Ölwechsel an einem Auto vornehmen. Bei Sodermanns bekomme ich viel mehr Abwechslung.“ Heißt: Schenesse erlernt den üblichen Beruf, darüber hinaus aber wird er qualifiziert, Autos für Menschen mit Behinderungen umzubauen. Weil jeder Kunde mit anderen Bedürfnissen zu Sodermanns kommt, ist also ein hohes Maß an Kreativität gefordert.

Auch Heike Görtz, im Rathaus der Stadt Wassenberg Leiterin des Fachbereichs Bildung und Soziales, erlebt den Wandel. „Wir müssen uns den jungen Menschen öffnen und uns als Arbeitgeber präsentieren. Die jungen Menschen können sich heute ihre Stelle aussuchen. Damals war das umgekehrt. Es gab Zeiten, da gab es rund 200 Bewerbungen auf eine Stelle. Das ist vorbei, sowohl bei Auszubildenden, als auch bei Stellen, für die wir bereits ausgebildetes Personal suchen.“ Mit Nadine Heinrich hat Heike Görtz eine Auszubildende mitgebracht. Die junge Frau ist zwar schon ausgebildete Tourismuskauffrau, „doch ich wollte in den öffentlichen Dienst“, sagt Nadine Heinrich. Bei der Stadt Wassenberg durchläuft sie alle Ämter, sie schätzt dabei die Abwechslung.

Mittendrin im Geschehen sind auch Lara (16) und Ronja (16). Beide haben schon konkrete Berufswünsche. Es soll zur Bank gehen. „Der Wunsch hat sich bei einem Praktikum gefestigt. In zwei Wochen mache ich in diesem Bereich das nächste Praktikum“, sagt Lara. Unterdessen spricht Ronja darüber, „dass ich eigentlich Grundschullehrerin werden wollte. Aber nach einem Gespräch bei der Berufsberatung habe ich erkannt: Dieser Weg ist nichts für mich.“ Noch fehlt ihr der Einblick ins Bankenwesen, doch das ändert sich demnächst beim Praktikum. Anders ergeht es da noch Emily (16). Sie sagt: „Für mich steht noch nicht fest, ob eine Ausbildung oder ein Studium machen möchte. Ich hatte mal bei einem Praktikum Einblicke in die Arbeit der Mediengestalter. Vielleicht ist das was für mich.“

Gerade die noch nicht festgelegten Jugendlichen will Martina Korthaus, Personalreferentin und Recruiterin bei Semcoglas Wassenberg, erreichen. „Wir gehen heute viel verstärkter und offensiver nach draußen, um uns bekannt zu machen. Im Kreis Heinsberg muss es uns gelingen, die jungen Menschen vor Ort zu halten. Für junge Menschen, die oftmals ziellos sind, ist es doch praktisch, einen Ausbildungsplatz zu haben, der kurze Wege möglich macht.“ Korthaus macht einen Wandel in der Gesellschaft, auf dem Markt und in Unternehmen aus.

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