Besondere Vitrine für Betty-Reis-Gesamtschule Erinnerungen an das jüdische Leben

Wassenberg · Der Name der Betty-Reis-Gesamtschule ist eine nachhaltige Mahnung an die Verbrechen der Nazizeit. Nun erweitert die Schule mit einer Vitrine ihr Informationsangebot zum einstmaligen jüdischen Leben in Wassenberg.

 Der Vitrinenschrank mit Exponaten aus dem jüdischen Leben wurde mit einigen interessanten Gegenständen bestückt. Die Schüler Lara Schmitz und Etienne Ipsch, Koordinatorin Sabrina Gerres, Ludger Herrmann von der Betty-Reis-Gesamtschule und Sepp Becker vom Heimatverein Wassenberg (v.l.) begutachten die Stücke.

Der Vitrinenschrank mit Exponaten aus dem jüdischen Leben wurde mit einigen interessanten Gegenständen bestückt. Die Schüler Lara Schmitz und Etienne Ipsch, Koordinatorin Sabrina Gerres, Ludger Herrmann von der Betty-Reis-Gesamtschule und Sepp Becker vom Heimatverein Wassenberg (v.l.) begutachten die Stücke.

Foto: Ruth Klapproth

Die Erinnerung an das Leid und die Verbrechen der Nazizeit wach zu halten und ständig zu mahnen, dass es nie wieder zu einem solchen menschenverachtenden Regime kommen darf, ist eine Aufgabe, der sich die Betty-Reis-Gesamtschule in Wassenberg verschrieben hat.

 Das gilt insbesondere durch ihren Namen, der nachhaltig und für alle Zeit daran erinnert, dass das jüdische Mädchen Betty Reis in Wassenberg aufgewachsen ist, 1941 mit ihrer Familie deportiert wurde und in einem Konzentrationslager sterben musste. Aber auch in ihrem alltägliche Tun und Handeln erinnert die Gesamtschule an das jüdische Leben in Wassenberg und insbesondere an das Judentum in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg.

Dank des Heimatvereins Wassenberg steht nun eine Vitrine im Foyer des Neubaus, in der Gegenstände aus der Zeit von Betty Reis Geschichten erzählen. „Wenn es keine Menschen mehr gibt, müssen uns die Gegenstände berichten“, sagte Sepp Becker, früher selbst Lehrer der Schule und ehemaliger Vorsitzender des Heimatvereins, als er im Beisein von Schülern der fünften Klassen die Vitrine offiziell in den Besitz der Gesamtschule übergab.

„Kein einziger Jude lebt mehr in Wassenberg.“ 24 hatte es vor 1933 gegeben, zehn hätten vielleicht die Konzentrationslager überlebt, nur von Walter Reis, Bettys Bruder, war es tatsächlich bekannt, erklärte Becker. Er hatte seinen Frieden mit der Vergangenheit gefunden, als er anlässlich der Namensgebung der Schule in seine Heimat zurückgekehrt war, die er eigentlich nie wieder betreten wollte.

„Vielleicht bleibt manch Schüler länger in diesem Durchgangsraum stehen, schaut intensiver zu und lässt die Geschichten, die die Gegenstände erzählen, auf sich wirken“, hofft die Lehrerin Sabrina Gerres, die an der Schule für die Pflege des Gedenkens an Betty Reis und für die Förderung des Gedankens „Schule ohne Rassismus“ federführend ist. Begleitet von Beiträgen des Schulchores unter der Leitung von Claudia Taube informierte Becker über die einzelnen Schaustücke in der Vitrine: Er sprach über das Besteck, das aus dem Besitz von Walter Reis nach dessen Tod von Kanada wieder nach Wassenberg kam.

Er zeigte das Schild mit der Hausnummer 40, das an der Brühlstraße am Wohnhaus der Familie Reis hing. Er berichtete über ein Buch, eine Schülerausgabe mit Werken von Schiller, in dem sich die Mutter in einer Inschrift von Betty Reis für die Unterstützung der Nachbarschaft bedankte, als es schon die Verfolgung und die Schikane durch die Nazis in Wassenberg gab. Er wies außerdem auf ein Porzellanbesteck hin, das das Einzige ist, was von einer früheren Familie aus Wassenberg geblieben ist.

Als einen weiteren Meilenstein beim Kampf gegen das Vergessen wertete Ludger Herrmann von der Wassenberger Schulleitung diese Vitrine. Er dankte außerdem allen, die bei der kleinen Feier mitgewirkt hatten.

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