Walter Bienen über Oskar von Forckenbeck Ein Weltbürger aus Wassenberg

Wassenberg · Walter Bienen erinnerte in einem Vortrag an Oskar von Forckenbeck, den Gestalter des Wassenberger Judenbruchs.

Mit dem Namen Oskar von Forckenbeck verbindet man in Wassenberg in erster Linie zwei Dinge. Zum einen das zu einer Parklandschaft kultivierte „Judenbruch“, außerdem die Gründung des Internationalen Aachener Zeitungsmuseums. Über Hinter- und Beweggründe im Leben des Mannes, der genau vor 120 Jahren verstarb, sprach Walter Bienen jetzt in einem Vortrag, den der zweite Vorsitzende des Wassenberger Heimatvereins im Naturparktor hielt. „Dass trotz des heißen Wetters so viele Besucher gekommen sind, zeigt mir, wie interessant das Thema hier zu sein scheint“, sagte Barbara Grodde vom Naturpark Schwalm-Nette während ihrer Begrüßung.

Und schon begann eine Reise durch das von Höhen und Tiefen geprägte Leben Oskar von Forckenbecks. Dieses war stark geprägt von seinem Vater August, einem Lebemann, den es immer wieder zu zahlreichen Reisen in die Ferne zog: „Und dies tat er ohne Rücksicht auf seine Familie. Da war er sehr egoistisch“, sagte Walter Bienen. Oskar von Forckenbeck hatte acht Geschwister und besuchte zunächst eine Schule im dänischen Helsingör, wo sein Vater als Generalkonsul Preußens beschäftigt war: „Aber schon mit sechs Jahren wurde der kleine Oskar auf ein Internat in Paris geschickt. Das prägte ihn bereits im Kindesalter“, merkte Bienen an. Von dort aus ging es anschließend auf eine Privatschule in Hamburg, als Forckenbeck gerade einmal zehn Jahre alt war.

Die Gefühlslage als junger Mann beschrieb er deutlich in einem Brief an seine Schwester Emma, in dem es hieß: „Ich fühle mich wie ein gehetztes Reh.“ Forckenbeck, 1822 in Minden geboren, der im Jahre 1842 ein eher durchschnittliches Abitur baute, begann anschließend ein Jura-Studium und besuchte die Universitäten Heidelberg, Göttingen und Berlin. In dieser Zeit unternahm er bereits einige Reisen nach Skandinavien, begleitet vom Juristen und Literaturwissenschaftler Jakob Grimm, dessen Vorlesungen Forckenbeck besuchte. Doch stets plagten den jungen Mann Selbstzweifel und die Frage „Bin ich gut genug“? Nicht zuletzt das fehlende Assessorexamen und die damit verpasste Chance, eine höhere Beamtenlaufbahn einzuschlagen, mündeten in einer depressiven Phase.

Doch es gab auch die andere Seite. Von 1851 bis 1861 bekleidete Oskar von Forckenbeck die Position des Amtmanns in Rheine. In diese Zeit fiel auch seine Hochzeit mit Maria Packenius, der Tochter eines gut betuchten Gutsbesitzers (die Rede ist von rund 20 000 Hektar Land) und Bürgermeisters von Wassenberg. Mit dem Umzug nach Wassenberg sollte eine neue, bessere Zeit beginnen.

Im heutigen Haus Forckenbeck an der Graf-Gerhard-Straße arbeitete er als Privatgelehrter und Gutsverwalter. Es begannen aber auch die Reisen, die den umtriebigen und wissbegierigen Forckenbeck unter anderem nach Spanien, Portugal, Brasilien, Mexiko oder auch Ägypten führten. Von diesen Reisen kehrte er „wie verwandelt“ zurück, sie schienen auch eine Art Flucht zu sein, kam Forckenbeck mit den „schweigsamen Wassenbergern“ doch wirklich nicht gut zurecht. Das Erbe der Schwiegereltern, das ihn zwar vermögend machte, bedeutete ihm nicht viel: „Geld befreit nicht vor Einsamkeit.“ Dem zum Trotz hinterließ Forckenbeck mit der Umgestaltung des Judenbruchs, der ursprünglichen Moor- und Sumpflandschaft, zu einer Parklandschaft mit teilweise exotischen Pflanzen ein Kleinod, das noch heute viele Spaziergänger anzieht.

Zudem wurde dem sprachinteressierten Wahl-Wassenberger die Bedeutung der Zeitungswissenschaft immer wichtiger. „Eine Zeitung ist ein aufbewahrungswürdiges Kulturgut“, sagte er. 1885 gründete Forckenbeck das Zeitungsmuseum in Aachen. Im Februar 1886 präsentierte er die erste öffentliche Ausstellung verschiedener Schriftstücke. Das Museum etablierte sich im Laufe der Zeit, und nach Forckenbecks Tod im Juli 1898, übertrug er seiner Witwe Maria rund 80.000 auf seinen Reisen gesammelte Zeitungsexemplare und 1500 Bücher. Noch heute ist das Museum, mittlerweile an der Aachener Pontstraße angesiedelt, Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher, darunter auch viele Schulklassen.

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