Hückelhoven Ratheimer "zogen immer schon nach Ophoven"

Hückelhoven · Ab 1900 kamen Pilger - im Zweiten Weltkrieg sogar um die 200 - aus Ratheim zur Gottesmutter ins kleine Rurdorf.

"Dat weet ech net; ech weet wal, dat allesoläeve jedes Joar no Ophoave jetrokke wuet." Das war in Ratheim lange Zeit eine Standardantwort, wenn man nach den Anfängen der Wallfahrten nach Ophoven fragte: "Das weiß ich nicht; ich weiß nur, dass immer schon nach Ophoven gezogen wurde."

Der frühere, mittlerweile verstorbene Hückelhovener Stadtdirektor und alte Ratheimer Johannes Bürger hat sich durch die Auskunft in Plattdeutsch nicht entmutigen lassen und unter seinen Mitbürgern nachgeforscht. Sein Bericht ist im Heimatkalender des Kreises im Jahrgang 1996 niedergelegt.

Vor allem störte ihn die Aussage im Buch "Geschichte der Wallfahrten im Bistum Aachen" von Dieter P. J. Wynands (1987), nach der Ratheimer Wallfahrten nach Ophoven erst seit 1947 gezogen wären.

Johannes Bürger erfuhr bei seinen Recherchen, dass die Ratheimerin Katharina Limburg als Erstkommunikantin 1905 den Fußweg zur Marienkirche Ophoven absolviert hat. Ebenso war 1925 Gerhard Gillissen aus dem Schuhmacherort auf Schusters Rappen dabei. Schulrektor Peter Weingartz kam im Jahr 1900 nach Ratheim und animierte sofort die Oberklasse zum Marsch nach Ophoven.

Der lange verstorbene Ratheimer Lokalpatriot Heinrich Knorr konnte aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sogar eine Zahl beisteuern: Gut 200 Ratheimer hätten sich alljährlich am ersten Septembersonntag, dem nach der Ratheimer Herbstkirmes, auf den Weg gemacht in Begleitung des Musikvereins St. Josef und der beiden Ratheimer Schützenbruderschaften mit ihren Königen in vollem Ornat.

Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg ging man von Ratheim aus über Krickelberg, Wassenberg, Forst nach Ophoven. Später änderte man die Route über Krickelberg, Garsbeck, Luchtenberg, Orsbeck, Eulenbusch und Krafeld.

Nach der Messe um 9 Uhr in Ophovener Marienkirche verteilte man sich zum ausgedehnten Frühstück auf die örtlichen Gaststätten, wo man den mitgebrachten Proviant verzehrte. Johannes Bürger erinnerte sich daran, dass die Ratheimer selbstgebackene Apfeltaschen, "Tooschlächskes", mitnahmen, manchmal auch das Kaffeemehl, "Muckefuck", zu dem die Gasthäuser die Tassen und das heiße Wasser für 20 Reichspfennige stellten. Wurde die Wirtsfrage "Ooch Mälek?" ("Auch Milch?") von den Kaffeetrinkern mit einem Ja beantwortet, wurden noch einmal fünf Reichspfennige fällig.

In diesem Jahr ist es Sonntag, 7. September, an dem die Ratheimer Fußprozession nach Ophoven pilgert. Start ist um 6.45 Uhr an der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer. Die Pilgermesse beginnt um 9 Uhr. Anschließend frühstücken die Ratheimer Fuß-, Fahrrad- und Autopilger gemeinsam im Ophovener Pfarrheim. An dem Tag finden keine Gottesdienste in Ratheim statt.

(isp)
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