Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
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Wassenberg/Heinsberg Prügelattacke voller Stolz gepostet

Wassenberg/Heinsberg · In Heinsberg hat der Prozess gegen sechs Männer begonnen, denen drei schwere Übergriffe auf Asylbewerber am Wassenberger Busbahnhof vorgeworfen werden.

 "Gemeinsam gegen Fremdenhass" lautete das Motto, unter dem am 3. Februar 2015 Bürger nach den Attacken auf Asylbewerber zu einer Mahnwache zusammenkamen.

"Gemeinsam gegen Fremdenhass" lautete das Motto, unter dem am 3. Februar 2015 Bürger nach den Attacken auf Asylbewerber zu einer Mahnwache zusammenkamen.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

Wegen fremdenfeindlich motivierter Übergriffe mit gefährlicher Körperverletzung auf Asylbewerber am Wassenberger Busbahnhof (ZOB) sowie unter anderem Volksverhetzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole und Bedrohung stehen sechs Männer vor dem Heinsberger Amtsgericht. Es geht dabei um drei Übergriffe auf Asylbewerber am 17. und 18. Dezember 2014 sowie den folgenschwersten am 27. Januar 2015, nachdem ein Asylbewerber schwer verletzt im Krankenhaus behandelt werden musste. Der Vorfall sorgte damals für Entsetzen in der Öffentlichkeit, und führte zu einer Solidaritäts-Demonstration gegen rechte Gewalt am Busbahnhof.

Bei den sechs Angeklagten, von denen gestern nur drei bereit waren, vor Gericht auszusagen, handelt es sich um fünf junge befreundete Männer im Alter von heute 18 und 19 Jahren aus Wassenberg und Hückelhoven sowie den Vater (44) eines Angeklagten, der seinen Sohn zu einer der Prügeleien gefahren haben soll, angeblich ohne über dessen Motiv zu wissen. Er soll auch lautstark ein Ende des Streits gefordert haben und seinen Sohn anschließend ausgeschimpft haben, wie dieser aussagte. Selbst wollte der 44-jährige arbeitslose Gärtner, der seinen Sohn nach der Prügelei wieder nach Hause fuhr, nicht aussagen.

Nach den Aussagen der drei Angeklagten haben sich die fünf jungen Männer unterschiedlich an den Attacken beteiligt. Ihr Treffpunkt war - oft nach Einkauf von Alkohol bei Rewe - der Busbahnhof. Angeklagter W., der über Heimaufenthalte und Drogenkonsum in seinem Leben berichtete, gerade aber einen Job als Lagerarbeiter angenommen hat und sich in einem Aussteigerprogramm von der rechten Szene losgesagt habe, räumte ein, am 17.12. beim Netto-Markt nach verbalen Provokationen und rechten Sprüchen gegen Asylbewerber "zugeschlagen zu haben". Zuvor habe aber einer der Asylbewerber einen Pflasterstein geholt und ihn mit Stücken daraus beworfen. Doch räumte W. Faustschläge auf den Asylbewerber mit Quarzhandschuhen ein, "die ich immer dabei habe". Auch sei er maskiert gewesen, allerdings mit einem Schal, den er sich nur hochgezogen habe. "Das ist mein Outfit, mein Style", sagte W. auf Nachfrage von Richterin Dr. Loch. Dass er am 18. Dezember am ZOB die Asylbewerber mit einem Messer, das er zugab, immer in seinen Springerstiefeln zu tragen, bedroht haben soll, stritt er ab. Dagegen habe er am 27. Januar "zwei- bis dreimal zugeschlagen", nicht aber auf den am Boden liegenden Asylbewerber getreten, das habe Mitangeklager T. gemacht.

W. räumte ein, mit Mitangeklagten die Asylbewerber mit ausländerfeindlichen rechten Parolen und entsprechender lauter Musik provoziert zu haben, auch einen Teleskopschlagstock habe er dabei gehabt und im Rucksack eine Fahne mit Landser-Emblem ("keinem Hitlerkopf"). Mit dem Stock habe er nur auf das Wartehäuschen eingeschlagen, den Stock dann aber dem Mitangeklagten B. gegeben. "Ja, ich hatte was gegen Ausländer, aber jetzt nicht mehr, nun bin ich schlauer", sagte der Angeklagte. Was sein Anwalt bestätigte. Sein Mandant, der nie gelernt habe, Streit ohne Prügelei zu lösen, wisse um seine Schuld.

Angeklagter A., derzeit Schüler des TÜV-Bildungszentrums, gab sein Alkoholproblem zu, gegen das er nun angehen werde, auch er sei seit Januar im Aussteigerprogramm. Er habe sich nach einer "Whats-App"-Einladung des Angeklagten T. ("Asylbewerber machen Stress") vom Vater zum ZOB bringen lassen. Er habe dort mit geschubst, getreten, aber nur versucht zu schlagen, habe nicht getroffen. Sein Vater habe 30 Meter abseits gestanden, gerufen und ihm später Vorwürfe gemacht.

In der Aussage des Angeklagten B. stand die Schlagstockattacke im Mittelpunkt. Er habe den Stock auf einer Bank oberhalb des ZOB von W. übernommen. Dann sei er gemeinsam mit den Angeklagten W., A. und T. (der nichts sagen wollte) runter zu den Asylbewerbern. "Da haben wir uns gegenseitig angepöbelt" - samt Hitlergruß, "Sieg Heil"-Rufen und rechter Musik. Ein Asylbewerber habe ihm ins Gesicht geschlagen, daraufhin habe er ihn mit dem Stock gegen den Oberschenkel geschlagen. "Der Asylbewerber ging zu Boden und hat mich mitgerissen." Der mittlerweile zerbrochene Stock sei hingefallen. Als ein Asylbewerber von hinten zu Hilfe kam, "habe ich mich reflexartig umgedreht und ihm mit dem abgebrochenen Stock auf den Oberkörper geschlagen". T. sei es jedoch gewesen, der den am Boden liegenden ins Gesicht getreten habe. B.: "Der hat das dann sogar noch gepostet, das fand ich scheiße."

Ja, er habe Mist gebaut, bekannte der Angeklagte, er würde sich auch entschuldigen. Er fände o.k., dass zwei seiner Kumpel im Aussteigerprogramm seien, er selbst sehe aber für sich dazu keinen Grund.

(RP)
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