Wassenberg "Nur Nachteile für die Windpark-Anwohner"

Wassenberg · Die Bürgerinitiative "Rettet den Birgeler Urwald" hatte zu einer Wanderung zur geplanten Konzentrationsfläche für Windenergie-Anlagen eingeladen. Befürworter waren jedoch nicht gekommen.

Der sonntägliche Nebel hielt die Mitglieder der Bürgerinitiative nicht von ihrer Wanderung zur geplanten Windenergie-Fläche bei Birgelen ab.

Der sonntägliche Nebel hielt die Mitglieder der Bürgerinitiative nicht von ihrer Wanderung zur geplanten Windenergie-Fläche bei Birgelen ab.

Foto: Deibl

Es ist eine Mischung aus Angst und Wut, die sich in ihr breit macht. Angst, vielleicht zum zweiten Mal das eigene Zuhause aufgeben zu müssen. Wut, weil sie nicht möchte, dass der Nadelbaumbestand im Birgelener Wald der geplanten Konzentrationsfläche für Windkraftanlagen weichen muss.

Melanie Deibl und ihr Mann Karsten gehören der Bürgerinitiative "Rettet den Birgeler Urwald" an, die sich gegen die Windräder zur Wehr setzen möchte. Etwa 20 Interessierte - betroffene Anwohner und Umweltschützer - sind gekommen, um der Einladung zu einem Spaziergang in das Gebiet zu folgen.

Vom Parkplatz an der Schutzhütte Rosenthaler Straße führt Melanie Deibl die Gruppe zunächst zur Rödger Bahn - von hier soll die Zufahrt zu den geplanten Windrädern im Birgelener Wald erfolgen, sagt sie. Die Straße sei früher als Bundeswehr-Zufahrt genutzt worden. Nadelbaumbestand und Farn säumen den Weg, den die Windkraftgegner gehen. Auch zwei private Waldbesitzer seien von den Bebauungsplänen betroffen, so Melanie Deibl. Diese erhielten dann für das Aufstellen eines Windrads eine jährliche Mieteinnahme von 45.000 Euro, angelegt auf 20 Jahre.

Unterwegs macht die 43-Jährige deutlich, warum sie gegen Windkraft ist. Es gebe keine Speicherkapazitäten, auch kein stabiles Stromnetz für Windkraft. Auch einen direkten Nutzen für die Birgelener Bevölkerung sieht die zweifache Mutter, seit zehn Jahren im Wassenberger Ortsteil Schaufenberg zu Hause und vorher aus dem Braunkohle-Abbaugebiet Otzenrath vertrieben, überhaupt nicht. Denn der auf diese Weise erzeugte Strom werde dann nach Heinsberg geleitet.

Was Melanie Deibl ganz besonders gegen den Strich geht: Weil das vorgesehene Areal als besonders hochwertig eingestuft werde, bekämen die Anlagenbetreiber eine extrem hohe Förderung von 100.000 Euro pro Windrad. "Zuerst war nur von vier Windrädern im Birgelener Wald die Rede, in der Ratssitzung dann plötzlich von sechs bis acht."

Sie macht Nachtdienst in einer Demenz-Wohngruppe, muss deshalb tagsüber schlafen. Doch mit der Ruhe könnte es bald vorbei sein, ist ihre Befürchtung. Melanie Deibl: "Die Windräder erzeugen ein monotones Geräusch und Bodenwellen. Ich bin an einer Autobahn groß geworden. Aber das hier ist schlimmer." Ehemann Karsten ergänzt: "Und das in einem Bergbaugebiet." Die insgesamt rund 26.000 Windräder in Deutschland deckten nicht mal ein Prozent des Strombedarfs ab, meint das Ehepaar, das sich seit der Gründung im Herbst in der Bürgerinitiative engagiert. "Wir wollen den Leuten klarmachen, wie viel Wald hier flöten geht", sagt Karsten Deibl.

Manfred Roos kommt dazu, auch er Mitglied der Bürgerinitiative. Er rechnet mit Nachteilen wie Lärm und Schattenwirkung. Und sorgt sich um die Tierwelt: "Ich bin lange im Tierschutz aktiv. Zugvögel-Schwärme fliegen in die Windräder hinein." Auch um Bachstelzen, Rotkehlchen, Zaunkönige, Dompfaffen und andere gefiederte Sänger sorgt sich Roos. "Unter den Windrädern liegen immer jede Menge Vögel, die da reingeraten sind." Und weiter: "Ich baue Brutkästen, um die Tiere aufzupäppeln. Und dann das."

Auch Befürworter der Windrad-Konzentrationsfläche waren zur Wanderung eingeladen, aber offenbar hatte niemand Zeit oder Lust zur Auseinandersetzung mit den Befürchtungen der Kritiker.

(cb)
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