Betty-Reis-Gesamtschule in Wassenberg Podiumsdiskussion legt Ansichten offen

Wassenberg · Im Vorfeld der NRW-Landtagswahl erlebte die Betty-Reis-Gesamtschule eine ihrer wohl meinungsstärksten Debatten. Einer der Kandidaten bekam dieses Mal eine Menge Gegenwind – von den Politikern und der Schülerschaft.

 Raus aus der Kohle, das denken auch junge Leute. Um den Braunkohlentagebau ging es auch in der Betty-Reis-Gesamtschule.

Raus aus der Kohle, das denken auch junge Leute. Um den Braunkohlentagebau ging es auch in der Betty-Reis-Gesamtschule.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Am 15. Mai werden sie zwar noch kein Kreuzchen auf dem Wahlzettel machen können, aber die Auseinandersetzung mit der Politik läuft bei den jungen Leuten auf Hochtouren. Oder anders gesagt: Kurz vor der nordrhein-westfälischen Landtagswahl erlebte die Betty-Reis-Gesamtschule eine ihrer wohl lebendigsten Podiumsdiskussionen mit den Kandidaten, die den Nordkreis Heinsberg demnächst in Düsseldorf vertreten wollen. Besonders an dieser Auflage war auch die Tatsache, dass mit Heike Simons (SPD) und Paul Mank (Bündnis 90/Die Grünen) zwei Wassenberger in ihrer Heimatstadt aufs Podium stiegen.

Zurück zur Lebendigkeit: Die Betty-Reis-Gesamtschule ist wie viele andere weiterführende Schulen sehr aktiv, wenn es um politische Bildung geht. Podiumsdiskussionen vor Kommunal-, Landtags- oder auch Bundestagswahlen sind obligatorisch, dabei bereiten die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld Fragen zu verschiedenen Themenfeldern vor und fühlen so den Kandidaten auf den Zahn.

Nahezu ein Stammgast ist Jürgen Spenrath von der AfD, zuletzt stand er nahezu immer zur Wahl. Spielt er sonst bei den Podiumsdiskussionen eine untergeordnete Rolle, so ließen sich dieses Mal die Schülerinnen und Schüler schon viel deutlicher anmerken, wo ihr Kreuzchen wohl nicht landen würde. Es mag auch an der guten Moderation durch die beiden jeweils 17 Jahre alten Schülersprecher Britta und Julian gelegen haben, die mit ihrem Team nach Auskunft von Schulleiterin Karin Hilgers eine Menge Arbeit in die Vorbereitung dieser Ausgabe investiert hatten. Denn: Die Schüler setzten mit ihren Themen Akzente, die die Kandidaten aus der Reserve locken sollten. Stichwort Rassismus. Für Spenrath ein Thema, „bei dem man sich schnell billigen Applaus abholen kann“. Damit stieß er die von den Schülersprechern geforderte gemeinsame Diskussion geradezu an. Auf die Frage der Schülerschaft, wie die Parteien zum Kopftuch etwa in Schulen oder Kindergärten stehen, unterstrich Spenrath schnell, dass er sich in diese Art Diskussion gar nicht erst in der Breite einbringen wolle.

Vor allem Paul Mank und Manuel Staeck, der für die Linkspartei kandidiert, lieferten sich eifrige Wortgefechte mit Spenrath. Mank und Staeck bekundeten offen ihre Zweifel daran, wie demokratisch die AfD tatsächlich sei, Staeck brachte es so auf den Punkt: „Die einzige Partei, die spaltet, ist die AfD.“ Zum Stichwort Rassismus sagte Thomas Schnelle (CDU), der 2017 im Nordkreis Heinsberg das Direktmandat holte, zu den Schülerinnen und Schülern: „Es gibt andere Altersgruppen, die mir beim Rassismus mehr Sorgen machen als eure.“

Große Gedanken machen sich die jungen Leute heutzutage um den Kohleausstieg und den Klimaschutz. Auch wenn der Osten der Stadt Erkelenz, das Abbaugebiet des Braunkohlentagebaus Garzweiler II, entfernt ist von Wassenberg, so sind die Schüler klar im Thema. An Thomas Schnelle ging etwa die Frage, wie er dazu stehe, dass das Bundeswirtschaftsministerium wichtige Gutachten zurückgehalten habe. Diese Gutachten betrafen die Stadt Erkelenz und die Ortschaften wie Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich sowie auch Berverath. Schnelle unterstrich, dass er seinem Unmut darüber Luft in einem Brief an das betreffende Ministerium gemacht habe. Parteiübergreifend erklärten die Kandidaten die noch stärkere Berücksichtigung von Wasserstoff. Es sei gut, dass der Kreis Heinsberg hier Modellregion werde. Klar ist für alle, den Ausstieg aus der Kohle so schnell es geht zu realisieren. „Die einzige Option ist die erneuerbare Energie“, erklärte Paul Mank.

 Schüler und Kandidaten im direkten Austausch bei der Podiumsdiskussion.

Schüler und Kandidaten im direkten Austausch bei der Podiumsdiskussion.

Foto: Anke Backhaus

Blieben noch Themen wie Bildung und Digitalisierung, in beiden Bereichen sei der Berg an Aufgaben noch längst nicht abgearbeitet. Auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereitet den Schülern große Sorge und an welchen Stellen beispielsweise ein Ölembargo Deutschland treffen könnte.

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