Lesung in Wassenberg Große Literatur an wechselnden Orten

Wassenberg · Die Wassenberger Bücherkiste verfolgt seit vergangenem Herbst ein neues Veranstaltungskonzept. Geschäfte stellen für die Lesungen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung und der Eintritt ist immer frei.

 Die Atelierlesung mit Ursula Kurzweg im Skulpturengarten von Peter Röttges wurde wegen Regen kurzerhand in einen kleinen Raum verlegt.

Die Atelierlesung mit Ursula Kurzweg im Skulpturengarten von Peter Röttges wurde wegen Regen kurzerhand in einen kleinen Raum verlegt.

Foto: Ruth Klapproth

Es lief nicht mehr gut. Geringe Besucherresonanz, dafür hohe Kosten für das Verpflichten überregional bekannter Autoren. Deshalb beschlossen Ulla Kurzweg, die Vereinsvorsitzende der Wassenberger Bücherkiste, und ihr Vorstandsteam ab November 2018 zu neuen Ufern aufzubrechen. „Wir wollen an die große Literatur heranführen“, erläutert Kurzweg das neue Veranstaltungskonzept, das auf ein positives Echo stößt.

Bekannte Werke an völlig unterschiedlichen Orten präsentieren, bei freiem Eintritt um freiwillige Spenden bitten – das ist der neue Weg. Als Ulla Kurzweg jetzt Jean Gionos Erzählung „Der Mann, der Bäume pflanzte“ vortrug, gab es keinen freien Stuhl mehr in Peter Röttges’ Skulpturen-Atelier an der Kirchstraße. Der Wassenberger Künstler, selbst Mitglied der Bücherkiste und hin und wieder ehrenamtlich als Aufsichtsperson an den Entleih-Tagen im Einsatz, zögerte nicht lange, als die frühere Lehrerin ihn bat, seine Künstlerwerkstatt für eine Lesung zu öffnen.

Mehr als 30 Zuhörerinnen und Zuhörer füllten den Raum, in dem sonst Röttges’ Werke aus großen Baumstämmen entstehen. Interessierte Gäste führte er durch seinen individuell gestalteten Skulpturen-Garten mit Seerosen-Teichen und frei laufenden Hühnern. Die bekannte Kurzgeschichte des französischen Schriftstellers Jean Giono aus dem Jahr 1953 zog die zahlreichen Zuhörer schnell in ihren Bann. Die Erzählung, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesiedelt, handelt von den langwierigen, aber schließlich erfolgreichen Bemühungen eines einsamen Schäfers, der es sich zur Lebensaufgabe macht, eine karge Berggegend in der malerischen Provence aufzuforsten.

Musikalisch eingerahmt wurde die rund einstündige Lesung von der Wassenberger Hobbymusikerin Susanne Walter. Sie sang Alexandras Evergreen „Mein Freund, der Baum, ist tot“ sowie „Lasst uns die letzten Bäume“ von Ina Deter, begleitete sich dabei selbst auf der Gitarre. Und verriet: „Ich singe sonst nur für mich.“

Erfolgreicher Start des neuen Veranstaltungskonzepts war eine gut besuchte Lesung im Optikgeschäft Jaegers und Klingenhäger. Auf dem unterhalt­samen Programm ganz passend: Edgar Allan Poes „Die Augengläser“. Die Veranstaltungsorte sollten möglichst einen Bezug zum literarischen Werk haben, so Kurzweg. Passend zur Glückswoche, die die Stadt Wassenberg im März organisiert hatte, hatten die Damen aus dem Vorstand der Bücherkiste zu Gottfried Kellers „Der Schmied seines Glücks“ in das Kaminstudio Flesch eingeladen, wo die Gastgeber, die bereitwillig ihre Geschäftsräume zur Verfügung gestellt hatten, frisch gebackenen Flammkuchen servierten. Etwa drei- bis viermal im Jahr wolle man zu den Lesungen an wechselnden Orten einladen, so Ulla Kurzweg. Der Eintritt soll immer frei sein, ein kostenloses Getränk wird angeboten. Spenden sind durchaus erwünscht, um die zahlreichen Aktivitäten der Wassenberger Bücherkiste zu finanzieren. „Wir wollen uns mit dem örtlichen Gewerbe zusammentun“, machte Vorstandsmitglied Irmgard Stieding deutlich. Voraussichtlich im November soll eine weitere Veranstaltung stattfinden.

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