Wassenberg Myhls neue Donatusglocke hat nun Gottes Segen

Wassenberg · In einem Pontifikalamt in St. Johann Baptist weihte der emeritierte Kölner Kardinal Joachim Meisner die Glocke.

 Pfarrer Thomas Wieners hielt den Moment, als die neue Glocke in die Kirche gehoben wurde, mit einem Handy-Foto fest.

Pfarrer Thomas Wieners hielt den Moment, als die neue Glocke in die Kirche gehoben wurde, mit einem Handy-Foto fest.

Foto: Jürgen Laaser

81 Jahre ist Joachim Meisner alt. Dass der langjährige Kardinal des Erzbistums Köln geistig aber noch voll auf der Höhe ist, vital und zupackend wie eh und je, bewies er gestern Vormittag im feierlichen Pontifikalamt in Myhl. Da bereitete er mit einer mitreißenden Predigt, für die er in der vollbesetzten Kirche St. Johann Baptist im direkten Anschluss auch stürmischen Applaus erhielt, gekonnt den Höhepunkt des Gottesdienstes vor: die Weihe der neuen Donatusglocke.

Dafür zog Meisner in seiner fulminanten Ansprache, die er mit temperamentvoller Gestik unterstrich, alle Register. Er verarbeitete darin viele historische Bezüge, geizte nicht mit persönlichen Erlebnissen, kleidete seine Überzeugungen in kernige Formulierungen und markante Begriffe, veranschaulichte das Gesagte mit vielen Bildern und Vergleichen und behielt dabei immer das Thema eng im Blick - kurz gesagt: Die Predigt war ein rhetorisches Meisterwerk.

Glocken hätten nichts an Bedeutung verloren, seien beileibe "kein frommer Luxus", begann Meisner. Im Gegenteil: "Wenn der Mensch nicht mehr hört, dann weiß er auch nicht, wo er hingehört - und dann ist er ideologischen Rattenfängern ausgeliefert." Glocken hätten die Funktion eines "akustischen Spurensicherungskommandos". "Möge also die neue Donatusglocke eine Klangbrücke der Verbundenheit zwischen der Myhler und der polnischen Gemeinde in Wojanow werden." Dorthin wird ja die alte Donatusglocke in wenigen Wochen zurückgebracht. Meisner schloss mit einem Vierklang: "Diene also diese Glocke Gott zum Lob, dem Mensch zum Heile, der Stadt zur Ehre und unserem Volk zum Segen."

Danach stand die eigentliche Weihe an, die Meisner mit einer Taufe verglich. Was mit der Namensgebung anfange: "Gott nummeriert seine Geschöpfe nicht, sondern gibt ihnen einen Namen." Mit bloßen Händen träufelte er Weihwasser auf die Glocke, salbte sie auf den drei ihm zugänglichen Seiten mit Chrisam und schloss die Zeremonie mit Weihrauch. "Das ist der Unterschied zur Taufe. Weihrauch würde einem kleinen Kind aber auch nicht gut bekommen", bemerkte Meisner schmunzelnd. Danach schlug er mit dem von Norbert Jachtmann, dem Glockensachverständigen für die (Erz-)Bistümer Aachen, Essen und Köln, gereichten Hammer drei Mal auf die Glocke und brachte diese so zum Klingen. "Diese Glocke soll nun die Gemeinde zum Gottesdienst rufen, die Säumigen mahnen, die Mutlosen aufrichten, die Trauernden trösten, die Glücklichen erfreuen und die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg begleiten", erläuterte Meisner.

Einen sehr erleichterten Eindruck machte nach der Messe speziell Pfarrer Thomas Wieners, dem zu Beginn die Aufregung im Gesicht gestanden hatte. "Mein besonderer Dank gilt dem Myhler Ortsausschuss, der die Hauptarbeit geleistet hat", sagte der Pastor. Für die gelungene musikalische Umrahmung des Pontifikalamts sorgten die Kirchenchöre aus Myhl, Birgelen, Effeld und Wassenberg-Unterstadt. Unter Leitung von Heinz-Peter Küppers führten sie die "Missa brevis in C" von Charles Gounod auf. Im Anschluss an die Messe erläuterte Jachtmann vielen Zuhörern auf launige Art die neue Glocke, ehe vor der Kirche das große Gemeindefest begann.

(emo)
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