Wassenberg Mutige Zeugen der Reformationszeit

Wassenberg · In die aufwühlende Geschichte des 16. Jahrhunderts entführte Therese Wasch ihre Gäste in der evangelischen Wassenberger Hofkirche am Weltgästeführertag. Thema war das Wirken der Wassenberger Prädikanten.

 Zum Weltgästeführertag erläuterte Therese Wasch einer Gruppe historisch interessierter Menschen in der Evangelischen Hofkirche die Geschichte der Reformation in Wassenberg.

Zum Weltgästeführertag erläuterte Therese Wasch einer Gruppe historisch interessierter Menschen in der Evangelischen Hofkirche die Geschichte der Reformation in Wassenberg.

Foto: JÜRGEN LAASER

Sie wurden brutal enthauptet, grausam auf dem Scheiterhaufen verbrannt, öffentlich mit glühend heißen Zangen gequält, saßen Jahrzehnte im Gefängnis: "Wassenberg und die Prädikanten" - so hatte Therese Wasch, Gästeführerin des Vereins Westblicke, ihren Vortrag aus Anlass des Weltgästeführertags überschrieben, der zahlreiche Interessierte in die Hofkirche lockte. Bei den Prädikanten habe es sich um eine Gruppe von Predigern gehandelt, die zur Zeit der Reformation in Wassenberg und Umgebung die neue Lehre verbreitet hätten. Später seien die Männer nach Münster gezogen, wo sie sich für die Gläubigentaufe ausgesprochen hätten. Ein Großteil sei den Märtyrertod gestorben; ihre Leichen seien in Körben an einer Kirche in Münster hochgezogen worden, wo sie als abschreckendes Beispiel langsam verwest seien.

Die Reformbewegung sei viel mehr als nur die Geschichte Martin Luthers, unterstrich die Gästeführerin, die seit elf Jahren im Einsatz ist und am Wochenende zum vierten Mal eine kostenlose Führung im Rahmen des jährlichen Weltgästeführertags anbot, der diesmal vor dem Hintergrund des Reformationsjubiläums in diesem Jahr unter dem bezeichnenden Motto "Reform - Zeit für Veränderung" stand.

Luther sei die Leitfigur der Reformbewegung. Er habe öffentlich gefordert, dass die Kirche geistig umgestaltet und erneuert werden sollte. Therese Wasch: "Vor allem der Ablasshandel erzürnte ihn. Vieles stand im Widerspruch zur Heiligen Schrift."

Die Vertreterin des Vereins "Westblicke" entführte die Zuhörer in dem Gotteshaus aus der Mitte der 17. Jahrhunderts in die Zeit religiöser Umbrüche. Damals habe der Adlige Werner von Palant den verfolgten Prädikanten Schutz auf Burg Wassenberg geboten. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts habe es sich hierbei um keine homogene Gruppe gehandelt. Einig seien sich die Prädikanten lediglich in dem Punkt gewesen, dass es einer neuen Lehre sowie einer neuen Kirche bedürfe. Der Vorwurf, mit dem sie konfrontiert wurden: Ketzer zu sein.

Die Anhänger des neuen Glaubens seien zunehmend unter Druck geraten. Man habe sie für vogelfrei erklärt; jeder habe das Recht gehabt, sie gefangen zu nehmen und zu töten. Der Wassenberger Burgherr Werner von Palant sei seines Amtes enthoben worden und habe den Prädikanten schließlich nicht mehr helfen können.

Als Beispiel für die Gruppe der Prädikanten führte Therese Wasch unter anderem Johannes Campanus (etwa 1500 bis 1575) an, dem zu Ehren die evangelische Kirchengemeinde in Wassenberg ihr Gemeindezentrum 1996 Campanus-Haus genannt habe. In unwegsamem Gelände bei Hilfarth an einer alten Eiche habe es einen Treffpunkt für Campanus und die Anhänger der Reform gegeben.

(cb)
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