Wassenberg Mit Mantel und Koffer im Fluss der Zeit

Wassenberg · "Der Pilger" hat der polnische Fotograf Janusz Polom seine Ausstellung im Wassenberger Rathaus betitelt.

 Janusz Polom (r.) erklärt seine Bilder, die in den Fluren des Rathauses zu besichtigen sind. Seine ehemalige Schulfreundin Christine Subatowicz, heute Wassenbergerin, hatte den Kontakt hergestellt und die Schau organisiert.

Janusz Polom (r.) erklärt seine Bilder, die in den Fluren des Rathauses zu besichtigen sind. Seine ehemalige Schulfreundin Christine Subatowicz, heute Wassenbergerin, hatte den Kontakt hergestellt und die Schau organisiert.

Foto: JÜRGEN LAASER

Weite Landschaft, verrinnende Zeit — Fotograf Janusz Polom eröffnete seine Ausstellung in den Fluren des Wassenberger Rathauses. Der Kameramann, Fotograf, Regisseur und Professor zeigt einen Zyklus großformatiger Fotografien, die die Zeit und ihr Vergehen in den Fokus nehmen. Als Sinnbild für uns Menschen dient ihm der Wanderer oder Pilger, der im Wechsel der Jahreszeiten durch eine Feldlandschaft schreitet.

Im Gespräch erläutert der Künstler, dass seine poetischen Arbeiten eine Mahnung darstellen, achtsam sowohl mit der eigenen Lebenszeit als auch in einem universellen Sinne mit der Erde umzugehen. Die narrative Bilderreihe beginnt mit dem Winter, schreitet durch Frühling, Sommer und Herbst fort und endet mit dem Winter als Beginn des erneuten Zyklus, der das Fortschreiten der Zeit beschreibt.

Der Regisseur und Filmemacher hat eine Dramaturgie zugrunde gelegt wie in einem Roadmovie. Der Künstler selber ist als schwarze Figur mit Mantel, Hut und Koffer in die Landschaft gestellt. Ungeschützt in der offenen Schneelandschaft, mit kaum Himmel über sich, erscheint er ausgesetzt in der Welt. Mal ist der Horizont weit unten, und der Himmel bestimmt das Bild, mal verschluckt die Struktur der geschwungenen hügeligen Feldlandschaft den Wanderer. Mal verschwindet der Wanderer im Schatten, mal verschwindet er im Licht, mal steht er wie ein Titan im Horizont. Der Zyklus der Felder im Laufe des Jahres ist in der Kunst keine ungewöhnliche Idee, um den Zeitlauf zu beschreiben. Was den Zyklus hier jedoch besonders macht, ist der Umgang mit den Bildelementen wie den Horizonten, der Figur, den Furchen, Krumen und Schollen und dem Licht oder Schatten. So erfährt der Betrachter die Unausweichlichkeit des Geschehens und die Vergänglichkeit und Verlorenheit des Menschen auf seiner Wanderschaft von "Nirgendwo nach Nirgendwo", wie Polom seinen Zyklus untertitelt, und ist der Ästhetik des "poetischen Realismus" nahe. Seine Bilderwelt ist jedoch wie oft in diesem Genre nicht urban: Polom erläutert, dass seine Kunst sich nicht mit dem städtischen Leben befasse. Das kann man verstehen, denn die unglaublich schöne Landschaft, die für den ausgestellten Zyklus als Motiv dient, befindet sich in Ermeland/Masuren. Das ist die Heimat von Polom, und dort wirkt er als Professor an der Fakultät Fotografie in Allenstein, leitet ein Fotoatelier und betreibt eine Fotogalerie.

(mod)
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