Wassenberg Kraft, Ausdauer und ein wenig Exotik

Wassenberg · In seine Park- und Grünflächen investiert Wassenberg jährlich 280 000 Euro. Sie prägen das Bild der Stadt, die zum Europäischen Gartennetzwerk gehört. Stadtgärtner Volker Rütten und seine Mitarbeiter investieren viel Kreativität.

 Volker Rütten bei der Arbeit in den Anlagen des Terrassengartens zwischen Kirchstraße und Gondelweiher. In jeder Jahreszeit zeigen die Beete ein individuelles Gesicht.

Volker Rütten bei der Arbeit in den Anlagen des Terrassengartens zwischen Kirchstraße und Gondelweiher. In jeder Jahreszeit zeigen die Beete ein individuelles Gesicht.

Foto: Jürgen Laaser

Es geht um Pflanzen. An jedem Arbeitstag von 7 bis 16 Uhr. Der Auftrag an Volker Rütten (47) ist eindeutig: Er soll Wassenberg attraktiver machen. Der leitende Stadtgärtner arbeitet seit acht Jahren dafür, dass "das Gesamtbild stimmt."

In den letzten Zügen dieser Arbeit stecken er und sein Team für dieses Jahr, denn die Saat für Pflanzen und Bäume ist seit Februar gesetzt. "Jetzt geht es um das Hegen und Pflegen", sagt Rütten, als er eines der beiden Schmuckbeete im Stadtpark harkt. Es gibt nur zwei Beete, denn eigentlich widersprechen sie dem Konzept von Rütten: "Wir setzen auf unempfindliche, kräftige und ausdauernde Arten, alles andere ist nicht ökonomisch." Wer genau hinschaut, findet in der Stadt aber trotzdem einige Schönheiten und Exoten.

Kleine Sorgenfalten bilden sich auf der Stirn von Volker Rütten, wenn er über die Baumbestände im Stadt- und Waldgebiet spricht. Ein Weltuntergang sei das natürlich nicht, sagt er, doch mit althergebrachten Baumarten wie den Eschen, Eichen oder Buchen "hat es spürbare Trockenheits- und Schädlingsprobleme gegeben". Einige Kastanien hätten er und sein 15-köpfiges Team deswegen bereits fällen müssen. "Der Klimawandel existiert eben nicht nur in der Antarktis."

Darum hat man einen neuen Weg eingeschlagen: Spanische Zerreichen beispielsweise wachsen längst an Wassenbergs Straßenrändern, weil sie besser mit Trockenheit und dem "Stress" zurechtkommen, dem sie im Alltag ausgesetzt sind. Statt vieler Schmuckbeete, wie sie an der Kirchstraße auf gut 200 Quadratmetern zu finden sind, prägt ansehnliche Pragmatik die Grünflächen: Brandkraut, Frauenmantel, Storchenschnabel. Kniehoch stehen die Meere von Schwertlilien in allen Farben des Regenbogens. Und dass an der Erkelenzer Straße sogar Rhabarber wächst, der ebenfalls jetzt in Blüte steht, dürfte keinem Kennerblick entgangen sein. Auch wegen dieser Feinheiten ist die Stadt bei der "Entente Florale" ausgezeichnet worden und ist mittlerweile Mitglied im "Europäischen Gartennetzwerk" (EGHN), in dem sich Städte über Ländergrenzen hinweg austauschen.

Die Stadt Wassenberg zeigt sich als Bewahrer alter Tradition: Um 1870 ließ Oskar von Forckenbeck, Jurist und Ehemann der Tochter des damaligen Bürgermeisters Alexander Packenius, die Moorlandschaft im Stadtkern zu einer ersten Parklandschaft umgestalten. Das alte "Judenbruch" erhielt ein kunstvoll durchdachtes Wegenetz.

Im Haushaltsplan ist die Pflege dieser Anlagen eine feste Größe. Das allein zeigt ihren Stellenwert: "Natürlich wissen wir, dass unsere zentral gelegenen Grünflächen unser Stadtbild prägen", sagte Willibert Darius. Der Stadtkämmerer ist hauptverantwortlich für die Bereitstellung des Budgets. Was letztlich gesät wird, ist eine Frage der Kreativität und Erfahrung von Rütten und seinem Team. "Wie schön man das dann findet, ist jedem überlassen", so der Stadtgärtner. Die Resonanz aber ist überwiegend begeistert.

(jessi)
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