Wassenberg Kloster prägt Leben der Stadt nach 1654

Wassenberg · Dort, wo heute der Verkehr durch die Wassenberger Innenstadt brandet, herrschte im 17. Jahrhundert klösterliches Leben. Zu den Resten der Klostergebäude bei der heutigen Sparkasse führte der "Kulturhistorische Spaziergang".

 Sepp Becker (l.) berichtete am früheren Kloster neben der Sparkasse - eine Hinweistafel erinnert an die Geschichte - über das Wirken der Kapuziner in Wassenberg.

Sepp Becker (l.) berichtete am früheren Kloster neben der Sparkasse - eine Hinweistafel erinnert an die Geschichte - über das Wirken der Kapuziner in Wassenberg.

Foto: Laaser

Mit "Kulturhistorischen Spaziergängen" bringt der Heimatverein Wassenberg allmonatlich interessierten Mitgliedern und Gästen die Geschichte und kulturelle Vielfalt des ehemaligen "Luftkurortes" Wassenberg nach Themen aufbereitet näher.

"Jeder Baum und jedes Haus hat eine Geschichte", bekräftigte Gruppenführer Sepp Becker während einer rund eineinhalbstündigen Tour, in der er sich schwerpunktmäßig dem Leben und Wirken der Kapuzinermönche widmete, die in der Stadt vor rund 350 Jahren einen Konvent gründeten.

Um an die Mönche zu erinnern, hat der Heimatverein Wassenberg im Jahr 2004 eine Gedenktafel an der sich seitlich des Klostergebäudes befindenden Mauer angebracht. Anhand eines Lageplanes vollzogen Becker und die ein Dutzend Teilnehmer die Ausmaße früherer Gebäude und Gärten nach. "Die Kapuziner hatten eine eigene kleine Kirche, die direkt an der Straße lag", erzählte er beispielsweise, sie hatte sich auf der linken Seite des heutigen Sparkassen-Parkplatzes befunden. Der Platz selbst hatte damals als Kräutergarten gedient. Am Kopfende lag der Speisesaal.

Aufmerksam hörte die Gruppe den Ausführungen zu. Vor allem Wassenberger Bürger oder hier zumindest Aufgewachsene waren darunter. Einzelne in diesem Stadtgebiet ehemals wohnende Familien waren ihnen ebenso geläufig, wie sie auch selbst in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Klosterliegenschaften wohnten.

"Sie sehen hier die einzelnen Klosterzellen", meinte Sepp Becker und deutete auf die rechter Hand längs an den Parkplatz angrenzende Mauer des heutigen Wohnhauses. Nach ein paar Schritten auf der Graf-Gerhard-Straße gelangt die Gruppe, in den rechts vom Gebäude liegenden Innenhof. Von dort gut zu sehen war, dass in den ehemals sehr hohen Räumen zwischenzeitlich Decken eingezogen worden waren. Einige Schritte weiter konnten alle, am Roßtor stehend, auf die alte Klostermauer blicken. Mit ihr hatten die Mönche ihren Selbstversorger-Garten eingefriedet - für einen direkten Durchgang zu den Gebäuden hatten sie einen Teil der trennenden Stadtmauer aufgebrochen.

"Die Kapuziner sollten nach dem 30-jährigen Krieg ein Kloster einrichten und dafür sorgen, dass sich das religiöse Leben wieder verbessert", erläuterte Becker die historischen Hintergründe. "1654 hatte die Stadt dazu den Antrag gestellt." Die Kapuziner waren mit ihren Predigten bei der Bevölkerung gut angekommen. "Sie haben segensreich gewirkt und waren knapp 150 Jahre in der Stadt."

Im Zuge der mit der Französischen Revolution einhergehenden Säkularisierung war das Kloster dann aufgelöst worden. In der heutigen Zeit erinnere Wassenberg beispielsweise mit der Ausrichtung des "Kapuzinermarktes" an die damalige Zeit.

(cole)
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