Wassenberg Jugend knüpfte das Freundschaftsband

Wassenberg · Der Fußball brachte Jugendliche aus Wassenberg und Pontorson in der Normandie 1965 zusammen. Hieraus entwickelte sich die älteste Städtepartnerschaft in der Region, die am Wochenende 50-jähriges Bestehen feiert.

 Sepp Becker mit der Partnerschaftskunde vom 5. Mai 1968, die in der Ausstellung "50 Jahre Partnerschaft mit Pontorson" im Wassenberger Bergfried zu sehen ist.

Sepp Becker mit der Partnerschaftskunde vom 5. Mai 1968, die in der Ausstellung "50 Jahre Partnerschaft mit Pontorson" im Wassenberger Bergfried zu sehen ist.

Foto: Hahn

Als Jugendliche des Fußballvereins SSV Viktoria 09 Wassenberg im Jahr 1965, nur zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Vertrags zur deutsch-französischen Zusammenarbeit durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, nach Pontorson ins Zeltlager fuhren, war dies eher ein Zufall: Der Standort in der Nähe des Mont Saint Michel wirkte auf der Landkarte interessant.

 Ein Banner am Wassenberger Bergfried weist auf die Ausstellung und das Bürgerfest hin.

Ein Banner am Wassenberger Bergfried weist auf die Ausstellung und das Bürgerfest hin.

Foto: Angelika Hahn

Aus diesen Anfängen entwickelte sich die nun bereits seit 50 Jahren äußerst lebendige Städtepartnerschaft: Der damalige Pontorsoner Bürgermeister, Yves Tizon, äußerte 1965 den Wunsch, dass ein Jugendaustausch entstehen möge. Im folgenden Jahr fand nicht nur ein weiteres Zeltlager statt, sondern auch der Wassenberger Bürgermeister, Günter Müller, besuchte Pontorson. 1967 erfolgte der erste Gegenbesuch aus Pontorson, unter anderem mit einem Zeltlager an der Wingertsmühle. Im selben Jahr wurde die Städtepartnerschaft beschlossen, und am 5. Mai 1968 fand in Pontorson sowie am 12. Mai 1968 in Wassenberg die offizielle Unterzeichnung statt. Eine große Abordnung der jeweiligen Partnerstadt nahm daran teil.

 Sonder-Briefmarken aus Anlass des Partnerschaftsjubiläums. Sonder-Briefmarken aus Anlass des Partnerschaftsjubiläums.

Sonder-Briefmarken aus Anlass des Partnerschaftsjubiläums. Sonder-Briefmarken aus Anlass des Partnerschaftsjubiläums.

Foto: Partnerschaftskomitee Wassenberg

Damit ist die Städtepartnerschaft zwischen diesen beiden Städten eine der ältesten im Kreis Heinsberg. Sie versteht sich im Sinne de Gaulles und Adenauers als ein Instrument der Völkerfreundschaft, des Friedens und des Verstehens von Gemeinsamkeiten und Unterschieden im gemeinsamen Europa.

 Die Ursprünge der Partnerschaft liegen in einem Jugendzeltlager des SSV Viktoria Wassenberg in Pontorson mit Fußballspielen, wie Plakate belegen.

Die Ursprünge der Partnerschaft liegen in einem Jugendzeltlager des SSV Viktoria Wassenberg in Pontorson mit Fußballspielen, wie Plakate belegen.

Foto: Angelika Hahn

In beiden Städten werden Schüleraustausche, Praktika, Jugendbegegnungen und viele andere Möglichkeiten der Begegnung organisiert; in 50 Jahren haben sich daraus zum Teil sehr stabile Freundschaften entwickelt, auch wenn sich die Formen der Begegnung in diesen Jahrzehnten an die sich verändernden gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst haben. So sind Zeltlager für Jugendliche nicht mehr so attraktiv wie zu Beginn, ist das Erlernen der deutschen Sprache in Frankreich weniger begehrt. Dennoch haben Schüleraustausche nichts von ihrer Attraktivität verloren. In der Nachfolge der Realschule Wassenberg werden sie seit mehr als 20 Jahren von der Betty-Reis-Gesamtschule (Europaschule) organisiert.

Von Beginn an wird einmal jährlich Anfang Mai der Tag der Unterzeichnung feierlich begangen. Passenderweise liegt der Unterzeichnungstermin in der Nähe des Europatages der EU, und seit mehr als einem Jahrzehnt werden abwechselnd in Wassenberg und Pontorson am Wochenende ab Christi Himmelfahrt die Europatage gefeiert - oft finanziell unterstützt mit Geldern aus dem EU-Fonds für Bürgerbegegnungen.

Dominierten in den ersten Jahren bei den Zusammenkünften die Ratsmitglieder, so finden sie nun schwerpunktmäßig zwischen Bürgern der beiden Länder statt - seit rund zehn Jahren ergänzt durch Bürger aus der gemeinsamen englischen Partnerstadt Highworth und in Wassenberg auch um Teilnehmer aus dem niederländischen Roerdalen. Diese Tradition der Begegnungen ist seit fünf Jahrzehnten aus beiden Städten nicht wegzudenken und wird von allen Bürgermeistern und den Räten aktiv unterstützt.

In diesem Jahr steht die Zusammenkunft natürlich unter dem Motto "50 Jahre Wassenberg-Pontorson - 50 Jahre gemeinsam in Europa". In Arbeitsgruppen lässt man zusammen die Jahre Revue passieren und beschäftigt sich mit den Veränderungen auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene genauso wie mit den Sorgen, die sich beim Blick in die Zukunft Europas durchaus einstellen können.

Zum großen Festakt am Samstag, 12. Mai, im Forum der Betty-Reis-Gesamtschule werden neben den Europaabgeordneten Arndt Kohn und Sabine Verheyen auch Gäste aus den Niederlanden erwartet. Vorher findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Kreuzkirche statt. Abends sind alle Wassenberger zum großen Bürgerfest auf den Schulhof der Betty-Reis-Gesamtschule eingeladen. Dort können zwanglos bei einem tollen Programm Kontakte geknüpft oder erneuert werden.

Wassenberg erwartet 75 Gäste aus Pontorson und 30 aus Highworth, die in Familien untergebracht werden.

SEITE C 4 Das Festprogramm

Unser Autor Sepp Becker ist Vorsitzender des Wassenberger Partnerschaftskomitees und begleitet seit 22 Jahren die Begegnungen.

(RP)
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