Wassenberg Judenbruch-Name: Rätsel bleiben

Wassenberg · Bei seinen "Kulturhistorischen Spaziergängen" hatte der Wassenberger Heimatverein zu einer Besichtigung des Judenbruchs eingeladen. Interessantes über das frühere Kloster und die "Urmühle".

 Sepp Becker erzählt an der Wingertsmühle, die wohl um 1778 erbaut worden ist, die Geschichte des vermutlichen Vorgängerbaus, der sogenannten Urmühle.

Sepp Becker erzählt an der Wingertsmühle, die wohl um 1778 erbaut worden ist, die Geschichte des vermutlichen Vorgängerbaus, der sogenannten Urmühle.

Foto: Jürgen Laaser

Dass das Wassenberger Judenbruch einmal Sumpfgebiet war, ist heute nur noch schwer vorstellbar. Erst seit dem 19. Jahrhundert wachsen dort die verschiedensten Bäume. Mit Sepp Becker, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Wassenberg, konnten historisch Interessierte und Wanderfreudige bei einem "Kulturhistorischen Spaziergang" das Judenbruch erkunden.

Sie erfuhren, dass verantwortlich für den Wandel vom Sumpfgebiet zum Stadtpark Oskar von Forckenbeck war. Forckenbeck war ein reicher und gut gebildeter Mann, der die Tochter des ehemaligen Wassenberger Bürgermeisters Alexander Packenius, Maria Packenius, geheiratet hatte. Die von ihm angelegte Parkfläche, mit ihren Alleen, ist heute noch in Ansätzen zu erkennen, zeigte Sepp Becker.

Wer wissen möchte, wie das Judenbruch zu seinem Namen kam, muss weiter in die Geschichte zurückgehen. "Bereits im 14. Jahrhundert taucht der Begriff Judenbruch zum ersten Mal auf", erklärte Becker. Jedoch gibt es nur Vermutungen, wie das Judenbruch zu seinem Namen kam. Am wahrscheinlichsten sei die, dass in dieser Gegend die ersten Juden in Wassenberg ihre Toten begraben haben. Übereinstimmend mit dieser Vermutung ist, dass seit dem 14. Jahrhundert Juden in Wassenberg nachweisbar sind.

Auf dem Weg durch das Judenbruch war der erste Halt ein ehemaliger Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Es ist der am besten erhaltene in Wassenberg. Und er war Teil des von Hitler errichteten Westwalls. Sepp Becker sieht den Bunker als "Zeitzeugen", weswegen er dafür plädiert, ihn unter Denkmalschutz zu stellen.

Der nächste Halt war an der Wingertsmühle, die es seit 1778 gibt. Becker berichtete über die erste Windmühle Wassenbergs, die "Urmühle", die 1539 im Auftrag des Herzogs von Jülich gebaut worden ist. Vieles ist über sie berichtet, doch zwei wichtige Details sind bis heute unbekannt. Nirgendwo ist beschrieben, wie die Mühle hieß und wo sie stand. Becker geht davon aus, dass sie ihren Platz dort hatte, wo heute die Wingertsmühle steht. Der für eine Windmühle optimale Standort ist einer der Hauptgründe für diese These.

Weniger kurios, aber genauso interessant ist das Vinzentinerinnen-Kloster, das es im Wassenberger Wald von 1908 bis 1977 gab. Die Vinzentinerinnen "haben den Wassenbergern einen großen Dienst erwiesen", erzählte Becker. Zu Beginn versorgten die Ordensschwestern Alte und Kranke. Dann, in der NS-Zeit, diente das Kloster als Trinkerinnenheilanstalt, ehe es während des Krieges Feld-Lazarett wurde. Nach dem Krieg behielt es die Funktion und diente als Krankenhaus. Viele Wassenberger erblickten dort das Licht der Welt, weiß Becker. Mit der Zeit verließen die Vinzentinerinnen Wassenberg aber. Massive Bergschäden führten letztendlich zum Abriss des Klosters.

(anek)
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