Comedy in Wassenberg Hennes Bender begeistert mit einer großen Portion „Pottluft“

Wassenberg · Im Frühjahr 2020 hätte das Gastspiel stattfinden sollen – nun durfte endlich mit Hennes Bender, dem waschechten „Ruhri“, gelacht werden.

 Hennes Bender gastierte in Wassenberg.

Hennes Bender gastierte in Wassenberg.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Der Auftritt des Komikers und Ruhrpott-Originals Hennes Bender wurde lang erwartet – nachdem der ursprüngliche Termin im Frühjahr 2020 gestrichen werden musste, eroberte Bender nun endlich mit seinem aktuellen Programm „Ich hab nur zwei Hände!“ die Bühne in der Burg Wassenberg. Dabei beanspruchte er nicht nur die Bauchmuskeln, sondern auch die Aufmerksamkeit seines Publikums ganz gehörig: Als Freund vieler Worte und designierter Schnellsprecher hat Bender das Verhältnis maximalen Sprachspiels in minimaler Redezeit über seine jahrzehntelange Komikerkarriere optimiert. Obwohl er seine Gags zumeist locker-leicht und treffsicher aus der Hüfte zu schießen scheint, steht die Routine für ihn dabei nie an oberster Stelle. Stattdessen nahm er sich auch in Wassenberg viel Zeit für sein Publikum und persönliche Gespräche unter zwei bis 200 Augen und brachte seine Zuschauer auch jenseits des Programmskripts herzlich zum Lachen.

In selbigem schien es vorerst kaum ein roten Faden zu geben – so spricht er von der mangelnden Ambiguitätstoleranz, die gerade zu Pandemiezeiten verheerende Auswirkungen habe und für Chaos sorge, wenn auf komplexe Fragen keine simplen Antworten greifbar wären und die Leute durchdrehen würden. Er habe sich für sein Land geschämt, als die Pandemie die Grundwerte der Gesellschaft herauskristallisiert habe – während die Hamsterkäufe in Frankreich „Savoir vivre“ regelrecht buchstabiert hätten, habe die deutsche Mentalität mit Hefe und Klopapier viel banalere Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt. Doch nicht nur die skurrilen Nebeneffekte von Corona hatten Platz in seinem Gag-Bombardement: Von Männern und Frauen, Nachbarn und Werbetextern bis hin zu künstlichen Intelligenzen und der bequemen Faulheit des modernen Homo sapiens bekam alles und jeder bei Hennes Bender sein Fett weg – nicht zuletzt er selbst. Der selbsterklärte „Comedyhobbit“ nimmt sich erfrischend wenig ernst und scheut nie vor Selbstironie zurück.

Doch auch so gehen ihm die Themen niemals aus, egal, ob es um große politische Fragen oder kleine Dummheiten im Alltag geht. Und auch, wenn er für einen „Ruhri“ eigentlich zu viel und zu schnell redet, tut er das doch nie um den heißen Brei herum – seine Heimat im Pott ist ihm immer anzumerken, nicht nur, wenn er den typischen Slang aus dem „Köfferken“ kramt, sondern auch in seiner bodenständigen, authentischen und sympathischen Art.

Auf der Zielgeraden schlug Bender dann doch nachdenkliche Töne an und schaffte es, das bunte Potpourri seiner Themen zusammenzuführen. Denn obwohl die steigende Abhängigkeit von Gadgets, zwischenmenschliche Missverständnisse und vieles andere mehr reichlich humoristische Munition böten, sei gerade die kompromisslose Pauschalisierung eine der Krankheiten der heutigen Gesellschaft. Bender appellierte an die Eigenverantwortung, wenn es um das Miteinander und das große Ganze geht – aber bitte in Grenzen. Jeder solle sich dabei auf das konzentrieren, was er am besten und liebsten täte, schließlich hätten wir alle unsere zwei Hände voll.

Schlussendlich wagte er mit seiner Zugabe den metaphorischen Sprung ins kalte Wasser. Mit einem Wink zu einer vorherigen Programmpassage, in der er über klassische Disneyfilme und ihre modernen Neuadaptionen sprach, ließ Bender, als Arielle verkleidet, die Hüllen und Schuppen fallen und entließ sein Publikum mit seiner dramatischen Showeinlage zu „Ein Mensch zu sein“.

Seit 2016 übersetzt Bender für die Mundart-Reihe des Verlages Edmont klassische Ausgaben des Asterix ins Ruhrdeutsche. Seitdem begeistern „Tour de Ruhr“, „Dingenskirchen“ und „Voll auffe Omme!“ im typischen Sprachgewand des Reviers. Im letzten Jahr erschien „Keine Kohle mehr im Pott“ als Adaption von „Asterix und der Kupferkessel“.

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