Wassenberg Grüne dominieren bei der Jugendwahl

Wassenberg · Das evangelische Jugendzentrum Campanushaus beteiligte sich an der bundesweiten U18-Wahl.

Es wirkte wie Demokratie im Miniaturformat: Im Campanushaus in Wassenberg waren selbstgebastelte Wahlurnen und Wahlkabinen aufgestellt und gespannt wurde auf das Auszählungsergebnis gewartet. Ausgezählt werden sollte, wie die unter 18-jährigen Jugendlichen in Wassenberg bei der Bundestagswahl gewählt hätten, wenn sie schon im wahlfähigen Alter gewesen wären.

"Ich bekam vor vier Jahren in meiner letzten Gemeinde die Idee dazu, eine solche Jugendwahl zu veranstalten", erklärte Achim Roscher, evangelischer Pfarrer für Dalheim, Arsbeck und Wildenrath, der die Wahl gemeinsam mit der Jugendleiterin des Campanushauses, Melanie Palm, organisiert hatte.

Bundesweit wurde dieses Jahr in 1660 ehrenamtlich organisierten U18-Wahllokalen Jugendlichen die Möglichkeit gegeben zu zeigen, wie sie bei der kommenden Bundestagswahl gewählt hätten. Organisiert wird dieses Projekt vom Deutschen Kinderhilfswerk, dem Deutschen Bundesjugendring, den Landesjugendringen, vielen Jugendverbänden und dem Berliner U18-Netzwerk. Förderer waren in diesem Jahr das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Bundeszentrale für Politische Bildung. "Es ist für mich ein Anliegen, Kinder für Politik und sozial-gesellschaftliche Aspekte zu begeistern und ihnen damit zu zeigen, dass sie die Zukunft mitgestalten, so dass sie auch sehen können, wie wichtig es ist, wählen zu gehen", sagte Roscher. Offiziell waren zwar Erwachsene die Veranstalter, getragen wurde das Projekt vor Ort aber auch zu einem großen Teil von der motivierten Campanusjugend, die tatkräftige Unterstützung leistete.

"Wir haben die Kinder aktiv in die Planung und Organisation mit einbezogen. So sehen sie, welch ein Aufwand schon eine Wahl in diesem Format darstellt und erhalten einen Einblick in politische Prozesse", erläuterte Melanie Palm. Die Jugendlichen haben dabei unter anderem das Wahllokal mit aufgebaut und geschmückt, überprüften am Wahltag die Wahlzettel auf ihre Gültigkeit, zählten die Stimmen aus und organisierten die Baguettebar.

Die 16-jährige Melinda Floridia war eine von ihnen. " Ich mache hier mein Praktikum und weiß genau, was ich wählen möchte. Ich finde es wichtig, dass man sich in unserem Alter für Politik interessiert", merkte sie an. Ihre Freundin Nicola, die schon über 18 Jahre ist, war ebenfalls mitgekommen. "Ich kann zwar bei der U18-Wahl nicht mehr wählen, freue mich aber auch, das ganze Drumherum mitzuerleben", erklärte sie.

Und als es dann endlich so weit war, öffnete Melinda feierlich die Urne und es wurde ausgezählt: In Wassenberg wäre Christoph Stolzenberger mit 36 Prozent der Stimmen (82 Stimmen von 227 gültigen) als Direktkandidat der Grünen in den Bundestag gezogen, gefolgt vom SPD-Abgeordneten Norbert Spinrath mit 27 Prozent (62 Stimmen).

Von der Sitzverteilung her hätte, wenn es nach den Jugendlichen gehen würde, die SPD mit 29,82 Prozent die meisten Sitze, gefolgt von den Grünen mit 22,94 Prozenz und der CDU mit 15,14 Prozent.

Sobald das Ergebnis ausgezählt war, wurde es per Livestream an die U18-Zentrale in Berlin geleitet, und danach konnten die Jugendlichen den Tag ausgelassen auf der Wahlparty ausklingen lassen.

(psm)
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