Wassenberg Gastronomie auf neuen Wegen in die Zukunft

Wassenberg · Aus dem traditionsreichen "Heidekrug" in der Wassenberger Oberstadt wurde der "KRUG" mit neuem Konzept.

Quo vadis, Gastronomie? Wohin die Reise für Kneipe, Restaurant & Co geht, fragen sich seit mehr als zwei Jahrzehnten Wirte und Gäste zugleich. Kneipensterben ist zur festen Größenordnung geworden, Strukturwandel auch. In Wassenberg ist Letzterer in einem Beispiel gelungen: Aus dem "Heidekrug" wurde der "KRUG" - die Schreibweise mit umgedrehtem G verdeutlicht das Andere, Neue. Aus der Bierkneipe haben Frank Liebeton und seine Ehefrau Martina Tober-Liebeton eine Art "Erlebnisgastronomie" gemacht, die seit Juli 2014 "viele neue Gesichter" in das Gasthaus in der Oberstadt an der Marienkirche gezogen hat.

Ob es eine "Erlebnisgastronomie" ist, da will sich das Ehepaar nicht ganz festlegen, dass man aber eine Vielfalt von Angeboten erleben kann, das steht nicht nur auf der Karte.

Jürgen Liebeton ist gastronomisch aufgewachsen, seine Eltern übernahmen 1980 den "Heidekrug", den Sohn und Schwiegertochter nach dem Tod der Mutter 2007 weiterführten. Der Wandel zeigte sich schon länger, die Gäste, die schon morgens um acht auf ein Gläschen kamen, starben weg. Früher öffneten einige von den 16 Gasthäusern in Wassenberg morgens um sechs, da kamen Mitarbeiter der Zeche Sophia-Jacoba in Hückelhoven und dem Glanzstoffwerk in Oberbruch von der Nachtschicht mit ausgewachsenem Durst. Jürgen Liebeton: "Da wurde richtig Geld verdient. Aber mit den Zechen sterben die Kneipen. Außerdem hat sich das Freizeitverhalten mit den neuen Medien total geändert. Dass es heute in Wassenberg nur noch eine handvoll Gaststätten gibt, liegt nicht am Rauchverbot." Das ist nicht nur in Wassenberg so.

Zweieinhalb Jahre haben die Liebetons im "Heidekrug" über ein neues Konzept nachgedacht, das als Grundlage ein neues Gebäude im Rücken des Altbaus erhielt. 175 Quadratmeter wurden angebaut in zeitgemäßer Architektur, schnörkellos-funktional. Innen in aktuellem Beige-Grau und tiefem Rot an den Wänden, angepassten modernen Sitzmöbeln in Hoch-Form. Die älteren Gäste, die das "Normal-Sitzmobiliar" aus dem Altbau gewöhnt waren, finden moderne Exemplare in der alten Höhe.

Neubau ist natürlich noch kein neues Gastronomie-Konzept, dazu gehört eine richtige Speisekarte, eine kleine mit zwei Dutzend Gerichten, die Bastian Scheulen kocht und dabei praktisch ausschließlich lokal-regionale Produkte verwendet. Fleisch etwa kommt von der Landmetzgerei Heinrichs aus Karken - deren Produkte traten im November beim Event-Kochen "Meat-Battle" gegen Fleisch des als besten Metzger Europas angesehenen Iren Jack O'Shea an. Sieger waren 72 Gäste im Krug, denn sie durften sich das Ergebnis schmecken lassen. 25 Jahre Mauerfall: In der Krug-Küche wurden DDR- und BRD-Gerichte vereint und im Restaurant verteilt. Der Erfolg macht indes nicht satt, Interessierte dürfen 2015 eine ganze Reihe Ess-Events erwarten.

Gepaart ist das Ganze mit Live-Music- und DJ-Acts, für die eine erhöhte Bühne bereit steht. Jürgen Liebeton lacht: "Bei uns müssen die Gäste tolerant sein. Die einen essen, andere hören Musik, weitere knobeln oder darten, eventuell laufen Fernseher, oder auf der Leinwand ist Bundesligafußball." Die Mischung im Krug kommt an, es geht locker zu, sogar Frauen kommen allein. Wie die Inhaber auf diese Konzeption gekommen sind? "Nun, wir haben uns und Freunde gefragt, was wir denn wünschen, wenn wir ausgehen", sagt Liebton. Und: "Wir hätten übrigens gern Mitbewerber hier oben in Wassenberg, das belebt absolut das Geschäft und die Stadt."

(isp)
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