Bilder ohne Tageslicht Wassenberg neu kennenlernen

Wassenberg · Auf großformatigen Bildern zeigt Fotograf Klaus Lisse Nachtaufnahmen aus Wassenberg. Mariengrotte, Judenbruch oder Stadtmauer werden stimmungsvoll in Szene gesetzt. Die Ausstellung ist bis 28. April geöffnet.

 Klaus Lisse stellt bis 28. April im Bergfried 25 Wassenberg-Fotos aus, die jenseits des Tageslichts entstanden sind.

Klaus Lisse stellt bis 28. April im Bergfried 25 Wassenberg-Fotos aus, die jenseits des Tageslichts entstanden sind.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Klaus Lisse nehme den Begriff der Fotografie wortwörtlich, meinte Jürgen Laaser, Mitarbeiter der Kunst, Kultur und Heimatpflege Wassenberg GmbH, als er im Bergfried bei der Eröffnung der Ausstellung „Wassenberg – Jenseits des Tageslichts“ über die Werke und noch mehr über die Arbeitsweise des ausstellenden Fotografen Klaus Lisse sprach. „Klaus Lisse zeichnet und malt mit Licht“, sagte Laaser, der selbst ein ausgezeichneter Fotojournalist ist und voller Respekt und Hochachtung auf Lisse schaut, von dem er noch einiges lernen könne.

Bis Ende 2017 war der in Heinsberg beheimatete Lisse als Fotografenmeister im Bereich Porträt- und Werbefotografie tätig. Nunmehr befasst er sich als Ruheständler im Unruhestand mit freiem Arbeiten. Viele seiner Motive findet Lisse in Wassenberg, dem Ort, in dem er geboren wurde, und zu dem er immer noch eine enge Beziehung hat. „Er hat eine Unmenge von Fotografien über Wassenberg“, verriet Bürgermeister Manfred Winkens am Rande der Ausstellung. Viele davon habe Lisse der Stadt übergeben. „Wir überlegen nun, daraus eine eigene Ausstellung zu machen.“ Auch diese zukünftige Ausstellung würde wohl im Bergfried zu sehen sein. „Wir haben hier ein tolles Ambiente geschaffen.“ Die Mühe, den Bergfried in der jetzigen Form zu erneuern, habe sich gelohnt.

Viel Mühe hat sich auch Lisse mit den Fotografien gemacht, die in den Räumen ausgestellt sind. „Stunden-, tage-, sogar wochenlang hat er an einzelnen Motiven gearbeitet“, verriet Laaser über die Methode von Lisse, der bei diesen Werken einen ungewöhnlichen Ansatz verfolgte: Alle Fotos sind in der Nacht entstanden, als es kein natürliches Licht mehr gab. Oft suchte Lisse mehrmals einen Ort auf, an dem er ein Motiv ablichten wollte, etwa das Alte Rathaus, das Judenbruch, die Stadtmauer. Mit Kunstlicht leuchtete er die Gegend aus oder das Objekt an. „Durch den Einsatz spezieller Lampen bei langen Belichtungszeiten wird das Wesentliche des Motivs hervorgehoben, ohne die Umgebung mit einzubeziehen“, erklärte Laaser zur Arbeitsweise des Fotografen.

Seit 2011 hat sich Lisse „mit der Sache“, wie er selbst sagte, beschäftigt. Die ausgestellten, großformatigen Fotos entstanden bis Ende 2018. 25 Werke schafften es, dem (selbst-)kritischen Blick von Lisse standzuhalten und einen Platz im Bergfried zu finden. Sie weisen zum Teil verblüffende Effekte auf, wie etwa der Gondelweiher im Winter, oder lenken den Blick bewusst auf Details, wie etwa bei der Mariengrotte in Myhl. Dort verschwindet die Umgebung in der völligen Dunkelheit, nur die Marienfigur ist in verblüffender Deutlichkeit zu erkennen. Fast schon einer Verfälschung der Realität nahe kommt die winterliche Aufnahme des Gondelweihers, die nicht nur durch ihre extreme Tiefenschärfe besticht. Natürlich weiß jeder, dass Schnee weiß ist. Aber nachts, bei völliger Dunkelheit, verblasst auch die Farbe. Lisse gelingt es, den Schnee durch Licht taghell erscheinen zu lassen. „Da musste ich viel mit Licht nachzeichnen, indem ich von den Seiten den Weiher angestrahlt habe“, verriet Lisse. Auch manche im Dunkeln liegende Wege wurden durch Kunstlicht erkennbar gemacht. „Das ist die hohe Kunst der Fotografie“, schwärmte Laaser, der die Besucher der Eröffnung gerne aufforderte, sich intensiv mit den auf zwei Etagen ausgestellten Fotografien zu beschäftigen und dabei neue, andere Eindrücke über vermeintlich bestens bekannte und attraktive Stellen in Wassenberg zu finden.

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