Mordprozess Das Opfer erst umarmt, dann zugeschlagen

Wassenberg/Aachen · Franky G. ließ vor Gericht eine Erklärung verlesen: Der Sohn des Angeklagten S. habe ihn am Tag des Mordes nach Wassenberg bestellt.

Die Aussage war zwar zu Beginn der Verhandlung angekündigt worden, dennoch kam es ein wenig überraschend: Franky G. (37) gab im Prozess um den Mord und versuchten Mord an Markus D. (46) und dessen Bruder Michael D. (51) jetzt eine Einlassung ab. Janosch S. (66), Norbert D. (45) und Franky G. (37) wird vorgeworfen, Mitte Oktober 2012 den Wassenberger Arzt und seinen Bruder mit einem Ziegelstein angegriffen zu haben — Markus D. wurde erschlagen. Michael D. konnte nach dem Angriff auf ihn über ein Maisfeld fliehen. Das Motiv könnte ein Millionen-Betrug unter anderem an den Eltern der Brüder gewesen sein.

Nachdem am Montag von der Polizei abgehörte Telefongespräche vor Gericht gehört wurden, sagte nun auch Adolf B. aus, der mit Janosch S. nach dessen Flucht kurzzeitig in der selben Wohnung gelebt hat — obwohl er zuvor wenig Kontakt zum Angeklagten S., hingegen früher sehr viel mit den Eltern S.'s zu tun gehabt habe. Er habe Urlaub gehabt, und S. habe gesagt, er hätte Streit mit seiner Frau. Er habe für S. eingekauft und die Wohnung aufgeräumt. Da S. vor Gericht angibt, krank zu sein und sich nicht gut bewegen zu können, wurde nachgefragt, ob dem Zeugen eine derartige Einschränkung aufgefallen sei. Er verneinte.

Im weiteren Verlauf des Prozesses ließ Franky G. durch seinen Verteidiger eine Einlassung verlesen, in der er sich zu seiner Drogensucht und auch dem Tathergang äußerte. Der Krefelder berichtete von einer Kindheit, in der sehr viel Wert auf Tradition gelegt wurde, von einer liebenden Mutter und einem strengen Vater, aber auch davon, dass er bereits mit 13 das erste Mal Cannabis und Marihuana konsumierte. Mit 15 habe er begonnen, regelmäßig Drogen zu nehmen, mit 17 nahm er laut Aussage das erste Mal Kokain. Auch während seines ersten Gefängnisaufenthalts habe er Drogen genommen. Die angesetzte Therapie habe er nicht gemacht.

Im Oktober 2012 sei er von Georg S., dem Sohn des Angeklagten S., angerufen worden. "Willst du mal richtig Geld verdienen?", habe dieser gefragt. Euphorisch habe G. dieses Angebot angenommen und sei noch am selben Tag, dem Tattag, zum Haus der Familie S. in Wassenberg gefahren, wo er auf den ihm nach eigener Aussage unbekannten Norbert D. getroffen sei. Gemeinsam seien sie in ein Waldstück bei Wassenberg gefahren. Dort habe ein weiterer, ihm fremder Mann gewartet. Janosch S. habe diesen zunächst umarmt und dann "plötzlich auf ihn mit einem Gegenstand eingeschlagen". Ein Hammer könnte es gewesen sein. Gemeinsam mit Norbert D. habe er dann die Leiche in ein Waldstück geschleppt, beide hätten heftig geweint. "Der S. ist ja total skrupellos", soll Norbert D. gesagt haben. Aus Angst um sein eigenes Leben sei G. daraufhin auch mit zum nächsten Tatort bei Maria Hoop/NL gefahren, hier habe sich Ähnliches ereignet. Allerdings sei der Tatgegenstand hier ein Ziegelstein gewesen.

(onkels)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort