Ausstellung in Wassenberg Malen für eine bessere Welt

Wassenberg · Christian Walter stellt bis 15. Juni in der Galerie Noack in Wassenberg aus.

 Christian Walter in seinem Atelier bei der Kunsttour 2019.

Christian Walter in seinem Atelier bei der Kunsttour 2019.

Foto: Renate Resch

Nein, Fotorealismus würde er nie ausstellen. Und warum hängen noch bis zum 15. Juni großformatige fotorealistische Bilder in seiner Galerie am Alten Rathaus in Wassenberg gegenüber? Weil der zweite Blick herausschält, dass die handwerklich perfekt gemalten Bilder von Christian Walter „Tiefe haben“, wie Galerist Klaus Noack den gut 50 Teilnehmern der Vernissage am Freitagabend vermittelte. Von „Brüchen“ sprach der Künstler selbst, von Utopien, die auf die Wirklichkeit treffen, er sei vielleicht Romantiker, der „eine bessere Welt“ schaffen, zumindest beschreiben wolle.

Dass Christian Walter Romantiker ist, bescheinigte ihm eine Talk-Runde, wie sie bei Klaus Noack Tradition ist statt der Werk-Einführung durch Kunsthistoriker. Diplom-Designerin und RP-Journalistin Renate Resch, der frühere Aachener Kulturamtsleiter Heribert Zantis, der Mönchengladbacher Künstler Youssef Riegel, der selbst Fotokunst schafft, und Christan Walter näherten sich und interpretierten das Oeuvre von 47 groß- und kleinformatigen, immer farbigen Bildern in zwei Säulen der Herangehensweise.

Renate Resch sah das märchenhafte Aufeinandertreffen von Romantik und Wirklichkeit bis hin zu surrealistischer Darstellung, Heribert Zantis erkannte „vergewaltigte Natur“, in der der Goldfisch im Glas und Pflanzen im Treibhaus der Freiheit ihres Lebensraums beraubt seien.

Pflanzen stehen wie nicht abgeholt in kalt gefliesten Treppenhäusern, völlig deplatziert und derangiert, unwirklich, surrealistisch. Die Interpretation seiner Werke, so Christain Walter, der in Wegberg lebt und an der Realschule Heinsberg Kunst und Sport unterrichtet, bleibe im Kopf des sehenden Betrachters – schalte man nachts in der Galerie das Licht aus, sei die Kunst abwesend, Werke seien nur noch textile Leinwand und Farbe, also Physik.

Die kleinformatigen Bilder des an der Kunstakademie Münster bei Professor Hermann-Josef Kuhna ausgebildeten Künstlers entstehen in ganz anderer Herangehensweise als die realistisch-subtilen Werke: Christian Walter trägt Farbe auf Glasscheiben auf, bis zu zehn davon werden kombiniert, er lässt sich von Zufälligkeiten der Form- und Farbgebung treiben. Er ergänzt sie abschließend mit auch zeichnerischen Elementen, und „…mache sie so zum meinem Bild“.

Bei den realistisch gemalten Bildern überlässt er nichts dem Zufall, fertigt Skizzen an, stellt eine Farbliste zusammen und „braucht Organisation“, das Handwerkliche, so scheint es bei ihm in Wort und Bild durch, ist eine Grundvoraussetzung für seine Arbeit. Und er wählt seine Formate nicht nach verkaufstaktischen Gesichtspunkten für große oder kleine Wände potenzieller Kunden, denn „in der Kunst geht es nur um die Kunst!“ Und das hatte eingangs der Vernissage Rufina Kreibich, Sportlehrerin an der örtlichen Gesamtschule, per Tanz auf andere Kunst-Art gezeigt, sie interpretierte die Werke pantomimisch – Kunst braucht keine Worte.

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