Buch zum Marienhaus Bienen auf den Spuren des Marienhauses

Wassenberg · Das fertige Manuskript ist im Druck. Im September veröffentlicht Heimatvereinsvorsitzender Walter Bienen sein sechstes Buch. Es geht um das 1977 abgerissene Marienhaus und das Wirken der Vinzentinerinnen in Wassenberg.

 Walter Bienen, Vorsitzender des Wassenberger Heimatvereins, im heimischen Garten mit dem Manuskript seines neuen Buches über das Wassenberger Marienhaus.

Walter Bienen, Vorsitzender des Wassenberger Heimatvereins, im heimischen Garten mit dem Manuskript seines neuen Buches über das Wassenberger Marienhaus.

Foto: Ruth Klapproth

Interesse an einem wichtigen Kapitel Heimatgeschichte, aber auch ganz persönliches Erleben regten Walter Bienen, den Vorsitzenden des Wassenberger Heimatvereins, zu seinem neuen Buch über das Marienhaus an. „In der Wochenstation des Marienhauses wurde ich vor 70 Jahren geboren, und später ging ich in den von den Vinzentinerinnen geführten Oberstädter Kindergarten, den vielen alte Wassenberger bis heute mit der Persönlichkeit von Schwester Theopista verbinden.“ In den 1960er Jahren war Bienen sogar selbst als Schreiner im Erweiterungsbau des Marienhauses eingesetzt. Der spätere Berufsschullehrer Bienen war nämlich vor dem Studium an der TH Aachen im Handwerk aktiv (mit Meisterbrief). Heute sieht man nichts mehr von den 1977 nach gravierenden Bergschäden abgerissenen Gebäuden des Marienhauses am Rande des Judenbruchs. Der Wald hat das Areal längst wieder in Besitz genommen, sieht man vom Gedenkstein in der Nähe (nicht aus Relikten des Baues!) und einer Grotte (wohl aus dem früheren Garten) ab.

Bienen, der dreieinhalb Jahre an dem Buch arbeitete, interessiert sich für die Geschichte des Hauses seit langem, prägte das Marienhaus doch rund 70 Jahre erheblich das soziale Leben in der Stadt. Am Beginn steht 1906 der Vertrag der Packenius-Tochter Maria von Forckenbeck mit dem Provinzialat der Vinzentinerinnen in Köln-Nippes. Maria schenkte Grundstücke rund um die 1850 von ihrem Vater, dem Burgbesitzer und Bürgermeister Alexander Packenius, zu ihrer Kommunion errichteten Waldkapelle den Vinzentinerinnen mit der Maßgabe, sich um Kranke, Bedürftige und Kinder in der Stadt zu kümmern. Das soziale Wirken steht bei den Vinzentinerinnen im Mittelpunkt. Daher wollen sie nicht als Orden bezeichnet werden, und das Marienhaus sollte nicht Kloster genannt werden, erläutert Bienen. Dass das Marienhaus als Heilstätte für alkoholkranke Frauen seine Arbeit aufnahm, verdankt es, so Bienen, dem Kontakt zu einer entsprechenden Einrichtung in Mündt bei Jülich und der Intervention des dortigen Pfarrers Josef Neumann, der einen neuen Standort suchte. Im 1908 eingeweihten Marienhaus kümmerten sich mit den Jahren bis zu 15 Schwestern – auch im ambulanten Einsatz – nicht nur um alkoholkranke Frauen, sondern auch um andere Kranke, Bedürftige und Alte. Auch die beiden Kindergärten in Unter- und Oberstadt führten die Vinzentinerinnen.

Die Kriegszeiten erlebte das Haus als Lazarett, 1944 dann die Evakuierung nach Kleinwittenberg. Das 1945 wieder belebte Haus eröffnete eine Wochenstation, in der viele Wassenberger das Licht der Welt erblickten. Bienen hat 30 Menschen kontaktiert, die dort wie er geboren wurden. Fünf Jahre gab es die Wochenstation, wohl bis das zerstörte Heinsberger Krankenhaus wieder Hauptanlaufstelle für werdende Mütter werden konnte, schätzt Bienen. 1966 konzipierte der Wassenberger Architekt Will Andermahr dann einen Erweiterungsbau samt Kapelle für ein Altenheim. 1953 schon war der Betrieb der Heilanstalt eingestellt worden, das Haus seitdem hauptsächlich als Alteneinrichtung und Schwesternerholungsheim genutzt worden.

 Über das Wassenberger Marienhaus (historische Aufnahme) hat Walter Bienen ein Buch geschrieben.

Über das Wassenberger Marienhaus (historische Aufnahme) hat Walter Bienen ein Buch geschrieben.

Foto: Heimatverein Wassenberg

In der 70er Jahren nahmen die Bergschäden überhand, so das 1977 der Abriss des Marienhauses erfolgte. Die Vinzentinerinnen hatten von der Zeche eine sogenannte Nutzungsausfallvergütung bekommen, berichtet Bienen. Die Grundstücke verkauften sie der Stadt Wassenberg, das Inventar an die Aachener Schwersterngemeinschaft.

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