Bergfried in Wassenberg Vom Wohnturm zur Kunstgalerie

Wassenberg · Corona-bedingt bescheiden feierten Stadt und Heimatverein das 600-jährige Bestehen des Bergfrieds. Walter Bienen berichtete in einem Freiluft-Vortrag an der Burg etlichen Interessierten aus der wechselvollen Geschichte des Wassenbergers Wahrzeichens.

 Für Ausstellungen zu Kunst und Geschichte wird der ausgebaute Bergfried heute rege genutzt.

Für Ausstellungen zu Kunst und Geschichte wird der ausgebaute Bergfried heute rege genutzt.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Am (Wahl-)Sonntag war Wassenbergs Bürgermeister Manfred Winkens 16 Jahre im Amt – und geht zum 31. Oktober bekanntlich in Pension. Der Heimatverein Wassenberg feierte an dem Tag 600 Jahre Bergfried – und der bleibt noch ein bisschen. Heimatvereinsvorsitzender Walter Bienen stellte am Nachmittag heraus, dass der heutige, gute Zustand des Bergfrieds als Stätte von Kunst und Kultur durchaus etwas mit dem Bürgermeister zu tun habe, der sich nämlich für den Ausbau des Wassenberger Wahrzeichens, das bis weit hinein in die Rur-Landschaft sichtbar ist, eingesetzt habe ebenso wie für die Gründung der Kunst- und Kultur-gGmbH Wassenberg, die den Bergfried mit Veranstaltungen „bespielt“.

Und alles zusammen macht den Bergfried zur „guten Stube“ der Stadt, wie Manfred Winkens in seiner Begrüßung wertete, nicht vergaß, Walter Bienen und dessen (anwesenden) Vorgänger Sepp Becker als Aktivposten in Geschichte und Kultur Wassenbergs zu würdigen und ihnen zu danken.

„Vom Wohnturm zur Kunstgalerie – 600 Jahre Bergfried Wassenberg“ hatte Bienen seinen Kurzvortrag zum Backsteinbau überschrieben, dessen historische Funktion schon an den Außenmauern abzusehen ist, fehlende Schießschachten weisen aus, dass er als Vertikal- (und Feudal-)Wohnung diente.

Eine knappe halbe Hundertschaft an Interessenten hatte sich auf dem Rasen an der Westseite des Bergfrieds eingefunden, um ein paar interessante Details über das 1420 begonnene Gemäuer zu hören, das urspünglich durch ein Spitz-Walmdach nach oben begrenzt war, wie es seit einigen Jahren etwa auf dem Erkelenzer Bergfried zu sehen ist.

Die Forschung hat in der jüngeren Vergangenheit herausgefunden, wie die Baumaßnahmen vor Hunderten von Jahren abgelaufen sind, welche Hilfsmittel für Höhenburgen etc. entwickelt worden waren. Auch für Wassenberg, so Walter Bienen, ist wohl das Laufrad genutzt worden, ein übermannsgroßes Sparren-Holzrad, in dem Menschen „liefen“ wie die bekannten Hamster in ihrer Kleinausgabe. Darüber hinaus waren Flaschenzüge schon bekannt – ohne die menschliche Arbeits-Kraft ging das natürlich nicht.

Waren Burg und Bergfried bis 1794, als Wassenberg von den französischen Revolutionstruppen erobert wurde, eine Einrichtung der herzöglichen Landesherren von Jülich, gingen die folgenden Privatbesitzer nicht mehr pfleglich mit dem Wahrzeichen der Rur-Terrasse um. Es zerfiel, die Mauern rissen, das fehlende Dach ließ Feuchtigkeit eindringen – erst 1968, so Walter Bienen, besann sich die Stadt als Eigentümerin auf eine Sanierung der Ruine. Bis dahin hatten die Jungen Wassenbergs die Anlage gern als Abenteuer-Spielplatz genutzt.

46 Jahre später, 2014, war der heutige Zustand erreicht, es wurden Beton-Decken eingezogen, Parkettböden verlegt, Toiletten und ein Aufzug eingebaut, eine Betondecke schließt den Bergfried nach oben wasserdicht ab. Heute finden Ausstellungen und Konzerte dort statt.

Abschließend dankte Walter Bienen dem Hausherren der „guten Stube“, denn das ist ein Bürgermeister als juristischer Repräsentant der Stadt, Manfred Winkens, für dessen Initiativen und Unterstützungen, die für das soziale Leben, für Kunst und Kultur in die Zukunft weisen.

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