Außergewöhnliche Ausstellung Ein Tuch als Beleg für das Leiden Christi

Wassenberg · „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“ Eine ungewöhnliche und spannende Spurensuche ist in der Propsteikiche St. Georg in Wassenberg möglich. Dort ist eine originalgetreue Kopie des Turiner Grabtuchs das Zentrum einer besonderen Ausstellung.

 Bei der Eröffnung der Grabtuch-Ausstellung in der Kirche St. Georg in Wassenberg (von links): Kuratorin Bettina von Trott, Besucherin Katja Krifft, Jürgen Werner (Diözesanleiter der Malteser Aachen) und Johannes Quadflieg (Diözesanjugendseelsorger der Malteser Aachen)

Bei der Eröffnung der Grabtuch-Ausstellung in der Kirche St. Georg in Wassenberg (von links): Kuratorin Bettina von Trott, Besucherin Katja Krifft, Jürgen Werner (Diözesanleiter der Malteser Aachen) und Johannes Quadflieg (Diözesanjugendseelsorger der Malteser Aachen)

Foto: Ruth Klapproth

Über eine ungewöhnlich und eine für das Bistum Aachen bislang einmalige Ausstellung darf sich die Gemeinschaft der Gemeinden St. Marien Wassenberg freuen. In der Propsteikirche St. Georg ist in der Karwoche, über Ostern und dann noch bis zum 26. Mai die Ausstellung „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“ geöffnet, bei der eine originalgetreue Nachbildung des Turiner Grabtuchs gezeigt wird. Die Fragestellung lädt ein zu einer Spurensuche, die unweigerlich zur Kreuzigung und zum Sterben Jesu führt. Denn das Original des Grabtuchs weist Spuren und Indizien auf, die mit Jesu in Verbindung gebracht werden können.

„Ich werde mich hüten, zu sagen, das Turiner Grabtuch sei dasjenige, in den der toten Leib Jesu eingehüllt wurde“, sagte Regina von Trott bei der Eröffnung während einer Vesper in der Propsteikirche. Sie betreut als Kuratorin schon seit Jahren diese Ausstellung, die an 26 Orten inzwischen 160.000 Besucher hatte. Vornehmlich die Malteser haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit dieser Ausstellung die Beziehung der Menschen zu Jesu und zur Religion zu thematisieren und Hilfestellungen zu geben auf dem Weg zum christlichen Glauben. Mithin sind die Malteser im Bistum Aachen neben der Gemeinschaft der Gemeinden Veranstalter diese Ausstellung, die mit Schautafeln, einem Video und mit Anschauungsstücken, wie etwa eine Dornenkrone, die Spurensuche erleichtern. Gewissermaßen gehen die Betrachter auf Tuchfühlung mit einem ungewöhnlichen Tuch.

Dieses Grabtuch sei das meist untersuchte Stück Stoff der Welt, sagte von Trott. Gefunden wurde es rund 400 nach Chr. in Edessa in der Türkei. Damals sei gesagt wurde, im Jahre 30 nach Chr. sei das Grabtuch dem König von einem Jünger Jesu übergeben worden. Über viele Wege und durch die Jahrtausende gelangte es schlussendlich nach Turin.

„Was ist Wissen, was ist Glaube?“ Diese Frage stellte der Jugendiözesanseelsorger der Malteser, Johannes Quadflieg, in den Mittelpunkt seiner kurzen Predigt. Ist der Mann, dessen Konturen auf dem Grabtuch erkennbar sind, tatsächlich Jesu gewesen oder ist es ein Zeitgenosse, der das gleiche Martyrium erlitten hat? Im Prinzip komme es gar nicht auf die Antwort an, meinte der Theologe. „Schadet es unserem Glauben, wenn wir uns dieser Frage öffnen?“ Das Tuch sei ein Beleg für das Leiden Christi.

Wissenschaftlich erwiesen ist laut von Trott, dass das Tuch aus der Zeit Jesu stamme, dass es Blutspuren aufweise, die aus verschiedenen Wunden stamme, wobei ein Teil des Blutes aus dem toten Körper geflossen sein muss, und dass der in das Grabtuch eingehüllte Mann gekreuzigt worden sein muss. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Verbindung mit biblischen Texte führen zwangsläufig zu einer Auseinandersetzung mit dem Geschehen vor rund 2000 Jahren in der Karwoche. „Jeder Besucher ist eingeladen, sich der zentralen Frage der Ausstellung ‚Wer ist der Mann auf dem Tuch?‘ zu stellen und eigene Schlüsse daraus zu ziehen“, meinte die Kuratorin, die bei der Einführung in die Ausstellung schnell in intensive Diskussionen verwickelt wurde. Damit hat die Ausstellung schon ihren Sinn erreicht: Sie lädt zur Diskussion über den Glauben und über die Bedeutung der Wissenschaft für den Glauben ein.

Dem Dank der Kuratorin an die Gemeinschaft der Gemeinden, Platz für diese Ausstellung geschaffen zu haben, schloss sich der Diözesanleiter der Malteser, Jürgen Werner, in seiner Begrüßung der Gäste gerne an. Wassenberg sei der gefühlte geografische Mittelpunkt des Bistums Aachen, insofern sei hier der richtige Ort, meinte er. Er überraschte Propst Thomas Wieners mit einer besonderes Stola der Malteser, die er ihm umhängte und die darauf hinweist, dass Wieners, der schon seit Jahrzehnten den Maltesern eng verbunden ist, seit Anfang des Jahres auch als Seelsorger der Malteser im gesamten Kreis Heinsberg zuständig ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort