Wassenberg Als die Stadt selbst Münzen prägte

Wassenberg · Am Alten Wassenberger Rathaus wurde zur Erinnerung an die frühere Münze ein Bronzerelief enthüllt. Ehrenbürger und Heimatvereinsvorsitzender Sepp Becker hat das Relief, das der Bildhauer Michael Franke schuf, gestiftet.

Statt des Verkehrslärms von der B 221 hätte Bürgermeister Manfred Winkens am Samstagmorgen lieber die satten Geräusche des Prägehammers von Corstgen Indersmitten gehört, dessen geschlagene Münzen der heutigen Stadtkasse gut getan hätten. Die Münzwerkstatt ist lange Vergangenheit, die RP berichtete darüber. Nun wurde das von Ehrenbürger Sepp Becker gestiftete Bronzerelief am Alten Rathaus als Erinnerung an die vor 700 Jahren bestehende Wassenberger Münzwerkstätte durch den Ersten Bürger und den Ehrenbürger enthüllt.

Die Münzwerkstatt, kurz Münze genannt, hatte quasi direkt gegenüber dem heutigen Relief gestanden, dessen Enthüllung fast eine halbe Hundertschaft geschichtsinteressierter Wassenberger auf den Roßtorplatz lockte, wo Bürgermeister Manfred Winkens betonte, dass mit diesem neuen Markierungspunkt auf dem Stadtrundgang ein weiteres Element Wassenberg schöner und attraktiver mache. Er erinnerte an den Weber vor dem Rathaus und den Bergmann in der Oberstadt. Vor allem aber dankte er dem Initiator des Reliefs, Sepp Becker, der unter anderem als Vorsitzender des Heimatvereins und Stadtführer viel für seine Stadt leiste. Der Beifall der Anwesenden zeigte, dass sie mit dem Bürgermeister einer Meinung waren.

Sepp Becker wiederum dankte dem Heimatverein für die Unterstützung bei dem Projekt, dankte dem Besitzer des Alten Rathauses, Norbert Dahmen, für die Genehmigung, das Relief an der Wand anbringen zu dürfen, und nicht zuletzt dem Schöpfer des Werks, dem Bildhauer Michael Franke aus Erkelenz-Berverath, für die hervorragende Ausführung.

Becker warf einen Blick in die Zeit vor und nach der Münzhoheit im 14. Jahrhundert, die eigentlich nur den Königen und Kaisern zugestanden habe, deren Macht aber unter einer Reihe von Fehden in der Zeit stark gelitten habe, wobei auch Wassenberg mit der Schlacht von 1206 um die Kaiserwürde und 1293 mit der Zerstörung schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Zu der Zeit habe Wassenberg zum Herzogtum Brabant gehört, sei aber an die Herrschaft Heinsberg verpfändet worden.

Becker vermutete, dass neben der Burg, der Stadtmauer mit ihren Türmen und der Kirche wohl nur noch die Münze aus Steinen gebaut gewesen sei wegen der enormen Brandgefahr, die vom Gießerei-Prozess ausging, die anderen Häuser seien aus Holz errichtet gewesen. 1360 habe Heinsberg Wassenberg vollständig zerstört, sei dann aber vom Reich zum Wiederaufbau gezwungen worden. Von daher, so Sepp Becker, gebe es in Wassenberg auch keine älteren Gebäude als aus der Zeit dieses Wiederaufbaus.

(isp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort