900 Jahre Kirche St. Georg Wassenberg Kirchenstiftung „zum Heil meiner Seele“

Wassenberg · Heimatvereinsvorsitzender Sepp Becker referierte zum Denkmaltag über die von Graf Gerhard gegründete Kirche St. Georg.

 Nur der untere Teil des Turmes ist nach Zerstörung der Kirche St. Georg im Zweiten Weltkrieg vom Vorgängerbau erhalten geblieben.

Nur der untere Teil des Turmes ist nach Zerstörung der Kirche St. Georg im Zweiten Weltkrieg vom Vorgängerbau erhalten geblieben.

Foto: Walter Brehl

Die Stiftung Denkmalschutz und der Heimatverein Wassenberg stellten anlässlich des „Tags des offenen Denkmals“ unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“ die Pfarr- und Propsteikirche St. Georg in den Mittelpunkt. In einem Vortrag in St. Georg vor rund 80 Besuchern erläuterte Vereinsvorsitzender Sepp Becker Wissenswertes zur Errichtung des Vorgängerbaus, zur Gründung des Stifts sowie zur heutigen Kirche und zu deren Einrichtungsgegenständen. Der Kirchenbau verbinde die Menschen, führte außerdem Propst Thomas Wieners aus: „Die Kirche ist gemeinsamer Sammelpunkt.“ Der Glaube muss sich den Menschen sichtbar machen, fügte Thomas Wieners an. In Jesus sei er erfahrbar geworden und die Kirchen machten den persönlichen Glauben der Vorfahren sichtbar.

 „Wir haben einen großen Grund, uns mit der Kirche St. Georg zu beschäftigen“, stellte Sepp Becker heraus. „900 Jahre ist ein Geburtstag, der aus dem Rahmen fällt.“ Beinahe auf den Tag genau am 30. September 1118 hatte Graf Gerhard von Wassenberg am Fuße seiner Burg ein Stift und eine Kirche gegründet. Die zugehörige Gründungsurkunde der Wassenberger Stiftsbasilika wurde aufgrund ihres schlechten Zustands im Jahr 1263 erneuert und damals durch den Lütticher Bischof genehmigt.

Der Grund, aus dem der Graf Kirchenbau und Innenausstattung finanzierte, ist in der Urkunde nachzulesen. So verkündete er darin, „auf (s)meinem Besitztum Wassenberg eine Kirche erbaut (zu) habe(n) zu Ehren der heiligen Gottesmutter Maria und des heiligen Märtyrers Georg zum Heil meiner Seele, sowie meines Vaters und meiner übrigen Vorfahren.“ Interessant an dieser Stelle sei, dass der Graf es ermöglichte, dass andere Orte Wassenberg zugeordnet wurden, meinte Sepp Becker. So beispielsweise die Kirchen von Birgelen, Steinkirchen oder Wildenrath.

Der Vorsitzende des Heimatvereins zeigte ein Bild aus der Zeit nach 1750, auf dem Bergfried, Kirche und Stadtmauer eindrücklich zu sehen waren. „Der Stift war für Wassenberg ein Segen und sehr bedeutsam, deshalb erhielt es wahrscheinlich auch seine Stadtrechte“, sagte er. Der Vorgängerbau der heutigen Propsteikirche war eine Basilika romanischen Baustils. Zum Inventar gehörte ein Chorgestühl, das heute im Museum Schnütgen in Köln aufbewahrt wird. In Wassenberg hatte es Jahrhunderte gestanden.

Mit der Französischen Revolution wurde der Stift 1802 aufgehoben, so wie andernorts Klöster geschlossen wurden. „Alle Einnahmen, die aus den Orten der Umgebung kamen, fielen weg, als die Stiftskirche verkauft wurde“, berichtete Sepp Becker. Pastor Dr. Rossié errichtete etwa zwei Jahrzehnte später ein Knabenstift mit Schulhaus. Ebenfalls im Ort von Bedeutung war das Haus „Et Jastes“, in dem die Menschen lange Zeit medizinisch und leiblich versorgt wurden – es wurde ebenfalls in der Franzosenzeit aufgelöst, auch das Kapuzinerkloster wurde geschlossen.

Die heutige Pfarrkirche St. Georg stammt aus dem Jahr 1956. Die Besucher schauten sich mit dem Referenten die Figurengruppe Anna selbdritt nebst alter Monstranz sowie die im Turm befindliche Kanzel aus der Spätbarockzeit an. Der Vorgängerbau war im Zweiten Weltkrieg bis auf den Glockenturm aus dem Jahr 1420 vollständig zerstört worden, berichtete Becker. Unter dessen Beibehaltung ist die neue, moderne dreischiffige Kirche zwischen den Jahren 1954 und 1956 errichtet worden.

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