Verkehrserziehung in Viersen Schulwege sollen sicherer werden

Die Zweitorschule in Viersen hat jetzt einen eigenen Parcours, auf dem die Schüler üben können, wie sie sich richtig im Straßenverkehr verhalten. Er ist einer von vielen Bausteinen, die für mehr Sicherheit auf dem Schulweg sorgen sollen.

 Philipp (l.), Tim und Ronja (r.) gehörten zu den ersten Schülern, die mit den neuen Tretrollern in den Parcours mit Kreisverkehr und Zebrastreifen durften.

Philipp (l.), Tim und Ronja (r.) gehörten zu den ersten Schülern, die mit den neuen Tretrollern in den Parcours mit Kreisverkehr und Zebrastreifen durften.

Foto: Nadine Fischer

Autos parken im Halteverbot, Eltern wenden mit ihren Wagen auf dem Gehweg, halten vor der Schule auf der Straße – und dazwischen versuchen mit Tornistern bepackte Kinder, irgendwie sicher auf den oder vom Schulhof zu gelangen. „Ein absolutes Verkehrschaos“ habe zu den Bring- und Abholzeiten vor der Zweitorschule geherrscht, berichtete die stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft, Britta Holtschoppen, am Donnerstagmorgen den rund 200 Schülern und Gästen auf dem Pausenhof. Sie alle hatten sich dort versammelt, um die neue Verkehrsschule zu eröffnen. Der Parcours ist einer von vielen Bausteinen, die dazu beitragen sollen, dass der Schulweg für viele Erst- bis Viertklässler endlich sicherer ist. Was da an der Zweitorschule geleistet werde, „hat Modellcharakter“, lobte Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD).

Die Stadtverwaltung hatte im vergangenen Jahr die Verkehrssituation an den insgesamt 14 Grundschulen und 35 Kindertagesstätten in Viersen untersuchen lassen. Die Grundschule an der Zweitorstraße gehörte im Ergebnis zu den vier Standorten, an denen dringend Handlungsbedarf bestand. Schulleitung, Elternpflegschaft, der Förderverein der Schule, Verkehrswacht, Polizei und Stadtplaner entwickelten Ideen. So benannten etwa in einer Umfrage Eltern die aus ihrer Sicht besonders kritischen Stellen des Schulwegs und schlugen vor, wie sich die Situation verbessern ließe. Daraufhin hat die Stadt ein absolutes Halteverbot vor der Schule eingerichtet – das werde „inzwischen größtenteils beachtet“, sagte Holtschoppen –, Mitarbeiter der städtischen Betriebe versetzten schlecht sichtbare Schilder und erneuerten Fahrbahnmarkierungen. An Elternabenden und mit Elternbriefen wurden Mütter und Väter für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisiert, weiter weg wohnende Familien haben sich zu Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen.

Die neu gebildeten ersten Klassen wurden möglichst so nach Wohnortnähe der Kinder zusammengesetzt, dass sich gut Fahrgemeinschaften bilden können. Dadurch habe sich die Zahl der sogenannten Eltern-Taxis bereits reduziert, sagte Holtschoppen. Darüber hinaus sind Eltern dazu übergegangen, etwa 500 Meter von der Schule entfernt liegende Parkplätze als Bringzonen zu nutzen, von denen die Kinder weiter gehen. Lehrer üben mit ihren Schülern, wie sie sicher unübersichtliche Straßen wie die Zweitorstraße überqueren können, banden sie außerdem dabei ein, den neuen Verkehrsparcours zu planen. Im Sachunterricht und in der Nachmittagsbetreuung können die Kinder dort nun zu Fuß, auf Rädern oder Tretrollern richtiges Verhalten im Straßenverkehr üben. Schulleiterin Andrea Thees kündigte am Donnerstag an, dass in den Klassen bald auch wieder ein Wettbewerb startet: Die Klasse, deren Schüler besonders oft zu Fuß zur Schule kommen und unterwegs Warnwesten tragen, bekommt einen Preis.

 Zur Eröffnung des neuen Verkehrsparcours auf dem Pausenhof der Zweitorschule kam unter anderem Bürgermeisterin Sabine Anemüller (4.v.r.).

Zur Eröffnung des neuen Verkehrsparcours auf dem Pausenhof der Zweitorschule kam unter anderem Bürgermeisterin Sabine Anemüller (4.v.r.).

Foto: Nadine Fischer

Holtschoppen betonte: „Das Engagement trägt Früchte, aber wir sind noch nicht am Ziel.“ Auch Bürgermeisterin Anemüller räumte ein: „Wir wissen selbst, dass wir noch viel tun müssen, aber da sind wir auch dran.“ Nach und nach würden die in der Studie erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt. Stadtplaner Harald Droste gab Beispiele: Vor weiteren Schulen sollen Hol- und Bringzonen ausgewiesen, wo nötig Querungshilfen gebaut und Halteverbote eingerichtet werden. Hans Jansen, Geschäftsführer der Verkehrswacht, ergänzte, dass zwei Dülkener Grundschulen bald das Projekt „Walking Bus“ starten, bei dem Kinder gemeinsam zu Fuß zur Schule gehen. Darüber hinaus werde an einigen Schulen der Schülerlotsendienst eingeführt oder ausgebaut. Jansen lobte: „Es hat sich etwas bewegt, seitdem das Thema Eltern-Taxis vor einigen Monaten im Ausschuss für Ordnung und Straßenverkehr behandelt wurde.“

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