Viersen Zwei Höfe gekauft - keinen bezahlt

Viersen · Der Geschäftsmann T. St. erwarb in Viersen zwei große Immobilien, gab Arbeiten in Auftrag, bestellte Baumaterial. Nur Geld floss keins. Einige Geschäftspartner haben Anzeige erstattet und Anwälte eingeschaltet

 Der Hof an der Grefrather Straße ist inzwischen verkauft. "Diesmal richtig", sagt die ehemalige Besitzerin.

Der Hof an der Grefrather Straße ist inzwischen verkauft. "Diesmal richtig", sagt die ehemalige Besitzerin.

Foto: Busch

Selbstbewusst soll er aufgetreten sein. Ganz der Geschäftsmann von Welt. Fotos von seinen Pferden und Oldtimern soll er gezeigt haben. Die Berichte über T. St. von geprellten Geschäftspartnern aus Viersen und Umgebung ähneln sich.

Auch der Ausgang der Geschäftsbeziehung ist immer gleich: T. St. kaufte zwei große Bauernhöfe in Viersen, beim Notar wurden die Kaufverträge unterschrieben. Beide Verkäufer sahen kein Geld. T. St. orderte Material für den Umbau der Viersener Höfe, stellte einen Mitarbeiter ein, gab Arbeiten in Auftrag. Die Firmen und der Mitarbeiter warten zum Teil noch heute auf ihr Geld. Einige haben einen Anwalt eingeschaltet, andere sogar Anzeige erstattet.

Astrid Deuter (52) ist eine der Geschädigten. Im Mai 2015 wollte sie einen Vierkant-Hof an der Grefrather Straße verkaufen, nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. "Ich habe einen Makler beauftragt, damit ich möglichst wenig Arbeit habe", erinnert sich die Hauswirtschafterin. Als Interessent sei T. St. mit einer Begleiterin gekommen. "Eine Stunde vor dem vereinbarten Termin stand er vor der Tür", erzählt die Viersenerin. Das Anwesen gefiel T. St. offenbar: Er sagte, er wolle noch im Herbst dort auf der Terrasse in der Sonne sitzen, erzählt Deuter.

Beim Notartermin im August 2015 wurde der Kaufvertrag über eine satte sechsstellige Summe unterzeichnet. Es gab eine Auflassungsvormerkung im Grundbuch über den Besitzerwechsel. Mitte September zog die Viersenerin aus.

"Zahltag war der 5. Oktober. Aber es kam kein Geld", sagt Deuter. Auf ihre Nachfragen sei sie stets vertröstet worden. Das Geld hänge bei den Banken fest und komme bald, hieß es. Die fehlende Zahlung hielt den Käufer aber nicht davon ab, an der Grefrather Straße umzubauen. So ließ T. St. die alte Scheune abreißen, bestellte Baumaterialien, gab Sanierungsarbeiten in Auftrag. "Er kam auch regelmäßig, um die Hühner zu füttern", erzählt die ehemalige Hof-Besitzerin.

Der Kauf der beiden Viersener Immobilien wurde inzwischen rückabgewickelt. "Bis dahin waren das für mich finanzielle Verluste. Ich habe die Versicherung für das Haus weitergezahlt und die Darlehen", erzählt Astrid Deuter. Sie erstattete Anzeige wegen Betrugs. Der Hof wurde im November 2016 erneut verkauft. "Diesmal richtig", sagt Deuter. "Doch das Ganze hat mich Nerven gekostet."

T. St. sagte unserer Redaktion auf Nachfrage zu den Hofverkäufen und den dort in Auftrag gegebenen Arbeiten: "Alle Rechnungen sind inzwischen beglichen. Keiner kann sich beklagen. Alle Ermittlungsverfahren sind eingestellt." Er habe später, aber mit angelaufenen Zinsen bezahlt. Es gebe nur noch zwei offene Rechnungen, die erst nach Abschluss einer gerichtlichen Prüfung gezahlt würden. Die Verzögerungen seien darauf zurückzuführen, dass die ortsansässigen Banken zu lange für ihre Compliance im Zahlungsverkehr von den ausländischen Banken nach Deutschland gebraucht hätten, erklärte St. "Es ist nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte", sagte St. Der Region Viersen habe er nun endgültig den Rücken gekehrt.

Dass alle Rechnungen beglichen seien, bestätigen allerdings mehrere Unternehmen der Region nicht. Sie haben mit T. St. immer noch eine Rechnung offen. Etwa die Lackfabrik Walter Schäfer in Grevenbroich. "Er hat Holzschutzmittel im Wert von 500 Euro abgeholt und nicht bezahlt", sagt Mitarbeiter Reinhold Schläger. Einen anderen Auftrag konnte das Unternehmen dank der Kulanz des Lieferanten stornieren. "Sonst wären wir auf einigen tausend Euro Kosten sitzen geblieben", so der Mitarbeiter. Herr St. sei äußerst selbstbewusst und weltmännisch aufgetreten."Er zeigte mir zum Beispiel das Foto einer Kutsche", erzählt Schläger.

Bei einem Viersener Autohaus soll St. einen Pkw für 160.000 Euro gekauft haben. Bezahlt hat er ihn nicht, abgeholt auch nicht.

Der gelernte Pferdewirt Uwe Ziegler wartet ebenfalls auf sein Geld. Vom 1. Mai bis 30. September 2015 war der Viersener bei einer GbR von T. St. angestellt. Geld hat er für seine Arbeit bisher nicht gesehen. St. schulde ihm knapp 7000 Euro. "Als ich bei der Krankenkasse anrief, um mich abzumelden, stellte ich fest, dass ich gar nicht gemeldet war", erzählt der 47-jährige Viersener. Ziegler übergab die Sache einem Anwalt, aber drei Zwangsvollstreckungsversuche bei St. blieben erfolglos.

Im Auftrag von T. St. arbeitete das Willicher Gartenbauunternehmen Poscher an der Grefrather Straße: "Wir haben die Zuwege geschottert, Fundamente gelegt, an der Versickerungsanlage gearbeitet", zählt Christian Poscher auf. Als kein Geld einging, vertröstete St. den Unternehmer ähnlich wie Astrid Deuter. Drei bis vier Wochen später stellte die Firma die Arbeiten ein. T. St. soll dem Unternehmen gut 60.000 Euro schulden. "Bis jetzt ist nichts eingegangen", sagte Poscher gestern.

(RP)
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