Dialektforschung in Brüggen Immer weniger Menschen vor Ort sprechen heute noch „Plott“

Brüggen · Für das Buch über die Brüggener Ortsgeschichte untersucht Sprachwissenschaftler Georg Cornelissen die Unterschiede der Dialekte von Brüggen und Born.

 Der Dialektforscher Georg Cornelissen schreibt über die Dialekte in Brüggen. Sein Text erscheint 2021 in der Brüggener Ortsgeschichte.

Der Dialektforscher Georg Cornelissen schreibt über die Dialekte in Brüggen. Sein Text erscheint 2021 in der Brüggener Ortsgeschichte.

Foto: leuchtenberg/leuhtenberg

Die Zahl der Menschen, die Plott sprechen, wie das Platt in Brüggen genannt wird (und damit ist schon eine Besonderheit genannt, denn das „o“ in Plott gibt es nur im Dialekt des Viersener Raums), wird immer kleiner. Die, die den Dialekt beherrschen, sprechen zu wenig, weil sie zu wenige Gesprächspartner haben. So verändert sich das Platt zwangsläufig – unter anderem deshalb, weil sich das Hochdeutsch auf den Dialekt abfärbt.

Ende 2021 wird eine umfassende Brüggener Ortsgeschichte erscheinen. Zahlreiche Fachleute sind mit ihren Untersuchungen und Forschungsergebnissen daran beteiligt. So auch Georg Cornelissen. Der Sprachwissenschaftler wurde 1954 in Kevelaer geboren und studierte Germanistik, Geschichte und Niederländisch. Er hat sich auf die Sprachen des Niederrheins spezialisiert. Sein Büro ist im LVR-Institut für Landesgeschichte in Bonn, dessen stellvertretender Leiter er ist.

Seit 35 Jahren ist der Dialektforscher in Sachen Sprache unterwegs und kennt sich aus. Das Besondere in Brüggen: „Auf wenigen Kilometern verändern sich die Dialektbezeichnungen“, weiß Cornelissen. Sein Beitrag für die Brüggener Ortsgeschichte wird den Titel tragen: „Die Dialekte von Brüggen und Born. Charakteristika und Besonderheiten.“

Der Wissenschaftler wird über die Entstehung der Dialekte, die römischen Überreste der Sprache sowie die Nähe zu den Niederlanden und die „Kölner Ausstrahlung“, die Französismen, die regionalen Entwicklungen und die Überdachung durch das Hochdeutsche schreiben und sich ebenso mit ausgestorbenen Worten befassen. Es gibt auch einige Mythen und Märchen: dass beispielsweise die französisch angehauchten Begriffe im Dialekt mit der Franzosenzeit zwischen 1794 und 1814 zu tun haben. Das kann Cornelissen widerlegen und liefert die Erklärung. „Die Französismen sind in den letzten vier Jahrhunderten hinzugekommen und mit den Anglizismen unserer Zeit zu vergleichen.“

Nicht nur die Auswertung vorhandener Literatur ist notwendig, wenn Sprachwissenschaftler die Sprache erforschen. Auch Feldforschung muss vorgenommen werden. Da werden Fragebögen entwickelt, über die die Forscher an die Übersetzung alltäglicher Begriffe ins Platt (oder in unserem Fall ins Plott) kommen, Tonbandaufnahmen von Dialektsprechern werden gemacht.

Und auch für seinen aktuellen Beitrag freut sich Georg Cornelissen über Zuschriften von Brüggenern und Bornern. Wer also seinen Beitrag zum Beitrag leisten möchte, nehme Kontakt zu ihm auf über georg.cornelissen@lvr.de oder unter der Telefonnummer 0228 9834231.

Übrigens: zu den ausgestorbenen Begriffen gehört dat „Dudelsdöppe“: ein Instrument aus Topf, Schweinsblase und einem Halm, der durch ein Loch in der Blase hinauf- und hinuntergezogen wurde und ein brummendes Geräusch erzeugte.

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