Viersen Zum Schöppenmarkt gehören Schöppen

Viersen · Traditionell strömten an Aschermittwoch wieder Tausende Besucher nach Dülken. Mehr als 300 Händler präsentierten ihr Angebot. Ein Stand sorgte dafür, dass der Schöppenmarkt seinen Namen auch weiterhin tragen darf.

 Ulrich Steinwegs von der Nabu präsentiert die Schaufeln aus dem Sortiment. Der Raiffeisen-Markt verkaufte sie auf Initiative der Nabu.

Ulrich Steinwegs von der Nabu präsentiert die Schaufeln aus dem Sortiment. Der Raiffeisen-Markt verkaufte sie auf Initiative der Nabu.

Foto: Busch

Dülkener Innenstadt, Wilhelm-Cornelißen-Platz, äußere Reihe, ein Eckstand, Nummer 219. Der Naturschutzbund (Nabu) Dülken schenkt heißen Apfelsaft aus und informiert über seine Arbeit. Direkt daneben verkaufen Mitarbeiter des Raiffeisen-Marktes Senf, Marmeladen, Kerzen und Werkzeug. Vor dem Nabu-Stand hat der Raiffeisen-Markt etwas Besonderes aufgebaut — Schöppen. Tatsächlich. Gleich zehn Schöppen und Schaufeln verschiedener Größen sind im Angebot. Die Besucher freut es. "Das ist aber schön. Es heißt ja schließlich auch Schöppenmarkt", sagt eine ältere Dame.

Tausende Besucher bummelten am gestrigen Aschermittwoch bei bestem Wetter über die vier Kilometer lange Verkaufsstrecke des Schöppenmarktes. Die Schöppen — laut Duden ist Schippe die gebräuchlichste Form, am Niederrhein hat sich Schöppe durchgesetzt — hatten dem seit 1847 veranstalteten Markt einst seinen Namen gegeben. Die Dülkener mussten dank der verkauften Schaufeln von Stand 219 gestern nicht auf die Tradition verzichten.

Auf Initiative des Nabu-Teams zählten die Schöppen zum Angebot des Dülkener Raiffeisen-Marktes, der das Werkzeug damit exklusiv verkaufte. "Dadurch möchten wir die Tradition aufrechterhalten. Das ist der Grundgedanke", sagte Günter Wessels vom örtlichen Nabu. Für Ulrich Steinwegs sind Schöppenmarkt und Schöppen untrennbar verbunden. Der Nabu-Mann hatte sichtlich Spaß daran, wenn sich Besucher für die Schaufeln interessierten.

Auf der Schulstraße gab es keine Schaufeln, sondern Hamburger Flair. Die Marktschreier aus dem Norden waren in Höchstform. Bananen-Fred offerierte mit Getöse sein Obst und Gemüse. Die Menschentraube um die Bühne des Nordlichts war entsprechend groß. "Ein Zehner, Zehner, Zehner, denn das kann sonst keener", brüllte er in sein Mikrofon und wurde mit Gelächter belohnt. Dann duellierte er sich verbal mit seinem Nachbarn, als Käse-Rudi. Volker Stoldt alias Aal-Volker pries seinen Fisch an.

Der Dortmunder Torsten Behrendt ist mit seinem Stand für Küchengeräte seit 15 Jahren Bestandteil des Schöppenmarktes. "Es ist einfach ein Traditionsmarkt", sagte der Händler. Es gebe keinen ähnlich guten Markt zu dieser Jahreszeit. Die Besucher würden sich auch von schlechtem Wetter nicht abhalten lassen.

Beliebt waren wieder die Berliner und Quarkbällchen von Beatrix Volberg. Sie zählt an Aschermittwoch mit ihrem Stand zum Inventar. "Es ist hier ein langer Markt zu einer doch eher ungewöhnlichen Jahreszeit", sagte Volberg. Ihre Kunden kommentierten ihre Produkte mit "lecker" und "Wahnsinn".

Das kulinarische Angebot stellte die Disziplin der Besucher gleich zu Beginn der Fastenzeit auf eine harte Probe. "Ich esse heute keine Wurst. Ich bin zwar nicht so fromm, aber das muss ja nicht sein", begründete eine Frau ihren Verzicht. Nicht wenige wurden bei Spießbraten, Bratwurst und Co. allerdings schwach.

Vor dem Brunnen am Alten Markt bellten die Spielzeughunde von Özgür Topcu. "Ich komme an Aschermittwoch immer sehr gerne nach Dülken, vor allem bei so einem Wetter", sagte der Wülfrather und deutete zum Himmel. Dann widmete er sich einem Mädchen. Sie redete so lange auf ihre Mutter ein, bis sie sich ein Hündchen in Lila kaufen durfte. Sie strahlte. Einem echten Vierbeiner waren die plüschigen Spielzeug-Freunde nicht ganz geheuer. Er beschnupperte sie, versteckte sich aber lieber hinter seinem Herrchen.

Die Besucher lobten den Markt wegen dessen Angebotsvielfalt und Charme. "Ich kaufe immer Gewürze. Es gibt hier so eine große Auswahl", erzählte Brigitte Filsinger. Auch für ihre Schwägerin Hannelore Filsinger ist ein Schöppenmarkt-Besuch an Aschermittwoch ein festes Ritual. "Es ist einfach immer schön hier", verdeutlichte sie.

Auch nach mehr als 160 Jahren schätzen die Dülkener ihre Tradition. Den Schöppen von Stand 219 sei dank.

(RP)
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