Viersen Zukunft braucht Erinnerung

Viersen · Vor 60 Jahren wurde das Gedenkkreuz der Vertriebenen auf dem Dülkener Friedhof eingeweiht. Es erinnert an das Schicksal der 15 Millionen aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen. Viele sind in Dülken heimisch geworden.

Das "Kreuz des Ostens" auf dem Dülkener Friedhof wurde vor 60 Jahren eingeweiht. Am Totensonntag ist dort eine Gedenkstunde.

Foto: BUSCH

"Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat zu trennen bedeutet ihn im Geiste zu töten." Diesen Satz aus der Charta der Heimatvertriebenen vom August 1950 zitierte Jürgen Zauner, Vorsitzender der Landsmannschaft Ost-, Westpreußen und Danzig, Ortsgruppe Dülken, als er 2008 im Heimatbuch des Kreises Viersen über das "Kreuz des deutschen Ostens" auf dem Friedhof Dülken schrieb. Diese erste Gedenkstätte für die Vertriebenen im Kreis Viersen wurde am 25. November 1951 eingeweiht – initiiert von der "Interessen-Vereinigung der Ostvertriebenen und Flüchtlinge". Der damalige Lehrer Herbert Hubatsch hatte diesen Standort vorgeschlagen.

Zur Einweihungsfeier am Totensonntag 1951 versammelten sich unter dem Geläut aller Dülkener Kirchenglocken mehr als tausend Menschen: Ausgebombte, Heimkehrer, Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen, Kriegswaisen, Flüchtlinge und die vielen Heimatvertriebenen. "Gedenket der Toten im deutschen Osten" stand auf dem Sockel des hohen Eichenkreuzes. Der evangelische Pfarrer Wilhelm Veit nannte die Stätte "ein Mahnmal für alle diejenigen, deren Gräber nicht mehr besucht und geschmückt werden können". Und der katholische Kaplan Erasmi gab dem Kreuz die priesterliche Weihe.

Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge übernahm die Pflege der Anlage, danach wurde das Kreuz des deutschen Ostens in den Schutz der Stadt Dülken übergeben. Deren Bürgermeister Adolf Bex gelobte, dass die Stadt diese Verpflichtung für alle Zeiten übernehme. Viele Jahre war das Kreuz Ziel von Kundgebungen und Schweigemärschen der Vertriebenen: zum Tag der Heimat im September und zum Totensonntag. Als das Holzkreuz immer mehr verwitterte, wurde es durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Im Jahre 2005 restaurierte der Verkehrs- und Verschönerungsverein Dülken das Stahlkreuz und die Anlage, ein neuer Text wurde von Klaus Dommers auf Bronzetafeln gesetzt: "Zum Gedenken an die Opfer der Vertreibung im deutschen Osten im Zweiten Weltkrieg und den Verlust der Heimat als Mahnung gegen Krieg und Vertreibung".

Es wurde ruhiger um das Kreuz: 1951 gab es in Dülken fünf Landsmannschaften – Schlesien und Oberschlesien, Ost-, Westpreußen und Danzig, Pommern, Warthe-Weichsel, Sudetenland – heute sind es nur noch zwei. Auch die drei Viersener Ortsverbände des Bundes der Vertriebenen gibt es nicht mehr. Deshalb ist die Landsmannschaft auch der Polizei sehr dankbar, die im Dezember vergangenen Jahres die beiden Bronzetafeln nach Raub und Beschädigung durch eine osteuropäische Diebesbande gesichert hat.

Zum 60-jährigen Bestehen der Mahnstätte wird Landrat Peter Ottmann am Totensonntag, 20. November, um 15 Uhr das Grußwort sprechen und daran erinnern, dass in den ersten Nachkriegsjahren weit mehr als 40000 Menschen im heutigen Kreisgebiet Zuflucht gesucht und gefunden haben.

(flo)