Kita-Planung in Brüggen Zu wenig Plätze - neue Kita notwendig

Brüggen · Für das Kindergartenjahr 2021/22 gibt es ausreichend Betreuungsplätze in Brüggen, auch durch Überbelegung. Perspektivisch reicht das aber für Jungen und Mädchen aus Born nicht. Warum dort gehandelt werden muss.

 Die bald vier-gruppige Kita Mevissenfeld wurde schnell gebaut, hier ein Foto aus der Bauphase. Dies könnte Vorbild für andere Kitas sein.

Die bald vier-gruppige Kita Mevissenfeld wurde schnell gebaut, hier ein Foto aus der Bauphase. Dies könnte Vorbild für andere Kitas sein.

Foto: Daniela Buschkamp

Rainer Müller ist der Experte für Kinderbetreuung beim Kreis Viersen. Für die Gemeinde Brüggen kümmert sich der Mitarbeiter des Amtes für Schulen, Jugend und Familie um die Betreuung in Einrichtungen und bei Tageseltern und plant den Bedarf. In der ersten Sitzung des Ausschusses für Kita, Schule und Sport zeigte sich Müller für das Kindergartenjahr 2021/22 in der Gemeinde Brüggen zufrieden. Nach seiner Prognose gibt es mehr freie Plätze als Nachfragen. „Zudem ist eine Reserve an 44 Plätzen durch Überbelegung in Einrichtungen möglich“, sagte Müller. Perspektivisch wird die Gemeinde aber für ein größeres Angebot in Born sorgen müssen: „Dort fehlen zum Kindergartenjahr 2022/23 Plätze.“ Eine Anfrage der Rheinischen Post dazu will die Verwaltung am Montag beantworten.

Welche Faktoren spielen bei der Bedarfsplanung eine Rolle?

Die sind unterschiedlich. Zum einen ist dies die Anzahl der Kinder. Dabei wird berücksichtigt, wie hoch die Betreuungsquote im aktuellen Kita-Jahr ist: Für Über-Dreijährige liegt sie laut Müller bei 100 Prozent, für Zwei- bis Dreijährige bei 81 Prozent, für Ein- bis Zweijährige bei 37 Prozent und für Kinder unter einem Jahr bei sieben Prozent. Generell zeige sich aber, dass die Nachfrage mit Ausnahme bei den Jüngsten höher sei und noch steigen werde.

Zum anderen kommen Kinder aus anderen Kommunen hinzu, die etwa wegen des Arbeitsplatzes der Eltern in Brüggen angemeldet werden. Aktuell gebe es in Brüggen 25 Auspendler und 36 Einpendler.

Wie sieht die Perspektive für Born aus?

Es wird dort zu wenig Plätze geben. Neben der aktuellen Planung nahm Müller auch die Kita-Plätze im Jahr 2022/23 in den Blick. Dabei geht er davon aus, dass dort für Zwei- bis Dreijährige elf Plätze und für alle Kinder über drei Jahre 31 Plätze fehlen werden; insgesamt herrscht ein Mangel an 44 Plätzen. Zurzeit gibt es in Born nur eine kommunale ein-grupigge Einrichtung auf dem Gelände der Grundschule. „Das genügt nicht“, so Müller.

Weswegen fehlen Kita-Plätze in Born?

Das hat unterschiedliche Gründe. In Born selbst gibt es nur eine Kita mit einer Gruppe. Bereits jetzt besuchen drei Viertel der Mädchen und Jungen aus Born Einrichtungen in anderen Ortsteilen. Ein weiterer Grund ist, dass Brüggen wächst: Familien ziehen in neue Baugebiete, dadurch steigt der Bedarf an Kita-Betreuung. So geht Rainer Müller für das Kita-Jahr 2022/23 davon aus, dass durch neue Wohnungen und Häuser in Brüggen 14 zusätzlich Kita-Plätze und in Born neun weitere Plätze gebraucht werden. Zum 1. August 2022 ist zudem geplant, die Übergangserweiterung, die so lange in der Brachter Einrichtung St. Mariä Himmelfahrt bestand, schrittweise zurückzubauen. Die Folge: 15 Kita-Plätze fehlen.

Wie könnte ein neues Platzangebot für Borner Kinder aussehen?

Dazu ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Gemeindeverwaltung und das Kreisjugendamt tauschen sich zwei Mal im Jahr zur Bedarfsplanung aus. Dass auf den Kita-Platzmangel in Born reagiert werden müsse, sei bekannt, sagt Müller. Allerdings gebe es unterschiedliche Möglichkeiten. „Man könnte die bestehende ein-gruppige Einrichtung beibehalten und zusätzlich eine neue zwei-gruppige Kita errichten“, skizziert Rainer Müller. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wäre dies keine optimale Lösung. Eine drei-gruppige Kita sei dagegen eine bessere Lösung. Dies könne bedeuten, dass man die ein-gruppige Kita aufgebe und die Gruppe in die neue Einrichtung verlagere. Allerdings: „Für eine Kita mit vier Gruppen ist Born zu klein“, sagte der Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Die Größe der neuen Einrichtung hänge auch davon ab, mit welchem Träger die Gemeinde Brüggen zusammenarbeiten werde. Als Alternative zu einem Neubau seien Lösungen in anderen Einrichtungen im Gemeindegebiet zu finden

Wie lange würde ein Neubau dauern?

„Das kann schnell gehen, wie das Beispiel Mevissenfeld gezeigt hat“, sagt Rainer Müller. In rund fünf Monaten sei in Bracht die neue DRK-Einrichtung entstanden, in flexibler Holz-Hybridbauweise. Einen präzisen Zeitplan gibt es laut Müller aber noch nicht.

Welche Rolle spielen Tageseltern in der Betreuung?

„Es ist schwierig, ihr Betreuungsangebot im Voraus zu berechnen“, sagte Müller. Tagesmütter oder -väter seien selbstständig, bei der Anzahl der Plätze seien kurzfristige Veränderungen ebenso möglich wie deren kompletter Wegfall. „In Brüggen haben in diesem Jahr zwei Tagesmütter aus persönlichen Gründen aufgehört“, schilderte Rainer Müller. Dies sei nicht kalkulierbar. Generell seien Tageseltern schwierig zu finden. Nicht alle, die sich für die rund neunmonatige Qualifizierung entschieden, würden dann auch tatsächlich die Qualifizierung abschließen und Kinder betreuen.

Was wird sich bei der Ganztagsbetreuung für Grundschüler ändern?

„Ab dem Jahr 2025 wird es auch einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule für Eltern geben“, erläuterte Müller. Allerdings sei noch nicht bekannt, wie das konkret aussehen sollte. Auch darauf müsse sich die Gemeinde Brüggen einstellen. Bereits seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Dieser Anspruch bedeutet laut Müller aber nicht, dass der Erstwunsch der Eltern bei der Kita-Wahl erfüllt werden muss. Er könne für Ein- bis Drei-jährige durch die Betreuung bei Tageseltern oder für Über-Dreijährige in einer anderen als der bevorzugten Einrichtung erfüllt werden.

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