Viersen Wohin mit der Jugend?

Viersen · Viersen will weniger Geld ausgeben. Deshalb soll die städtische Jugendfreizeiteinrichtung „Insel“ an einen freien Träger abgegeben werden. Der scheint jetzt gefunden zu sein: Schloss Dilborn – die Jugendhilfe.

Die Pläne sind nach Informationen der Rheinischen Post unterschriftsreif: Schloss Dilborn hat sich beworben, die Trägerschaft der „Insel“ am Pestalozziweg in Beberich zu übernehmen. Der Jugendtreff – für Kinder und Jugendliche ab acht Jahren – liegt auf dem Gelände der dortigen Hauptschule Süd. Pikant: Mit diesem „Deal“ zieht sich die Stadt noch weiter aus ihrer unmittelbaren Verantwortung für die Jugendarbeit zurück.

Ausschreibung ohne Ergebnis

Bei dem Projekt geht es in erster Linie ums Geld. Daraus hat die Verwaltung bereits im Jahr 2005 keinen Hehl gemacht, als sie im Rahmen der Einsparvorschläge anregte, die „Insel“ abzugeben. Von Oktober bis November 2006 erfolgte eine entsprechende Ausschreibung. Doch die verlief ergebnislos, es wurde keine Bewerbung eingereicht. Damit schien für weite Teile der Viersener Politik das Thema erledigt.

Doch nicht für die Verwaltung: Im Nachgang der öffentlichen Ausschreibung hat der Träger Schloss Dilborn – die Jugendhilfe im Sommer 2007 eine Bewerbung zur Übernahme der Trägerschaft eingereicht. „Diese Bewerbung wurde von der Verwaltung gesichtet und für gut befunden“, lautet das Fazit in einem nichtöffentlichen Stadtpapier, das der RP vorliegt. Und natürlich hat die Verwaltung auch wieder gerechnet. Bei Übertragung der Trägerschaft können die derzeitigen Ausgaben von 83 588 Euro um 35 288 Euro reduziert werden. Die Differenz von 48 300 Euro wird an Schloss Dilborn für die Finanzierung des Personals sowie 2000 Euro für Sachkosten gezahlt. Erst im nichtöffentlichen Teil des Viersener Jugendhilfeausschusses am 10. September 2007 soll Volker Lamerz, Fachbereichsleiter fürs Jugendamt, – eher beiläufig – mitgeteilt haben, dass sich der Jugendhilfeträger Schloss Dilborn um die Übernahme der „Insel“ beworben habe. Das rief den Verein „Jugend aktuell“ auf den Plan, der nun ebenfalls sein Interesse bekundete und sich von der Stadt die „Angebotsbedingungen“ zuschicken ließ.

Ende Januar hat „Jugend Aktuell“jedoch seine Bereitschaft zur Übernahme zurückgezogen. Einer der Gründe soll die starke Ausrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit an einer Ganztagsbetreuung in Verbindung mit den Schulen sein. Ein Problem: Die Angebote in Viersen verlagern sich mehr auf Kinder und jüngere Jugendliche. Die Öffnungszeiten konzentrieren sich immer weiter auf die Zeit zwischen 13 und 19 Uhr. In der Kreisstadt haben die offenen Jugendfreizeiteirichtungen zu 77 Prozent nachmittags zwischen 13 und 18 Uhr und nur zu 21 Prozent ab 18 Uhr geöffnet. Am Wochenende sind es im statistischen Mittel nur 1,6 Stunden. Dabei müsste es die Stadt eigentlich besser wissen: Bereits 2006 ist bei der Auswertung der Berichte der offenen Kinder- und Jugendarbeit festgestellt worden, dass in Viersen kein ausreichendes Angebot für Jugendliche vorgehalten wird. Zumindest war dies die Auffassung der Streetworker. KOMMENTAR

(RP)
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