Viersen/Nettetal Müllumlade: Standort Süchteln ist weiter im Rennen

KREIS VIERSEN · Parallel zu Gesprächen mit der EGN betreibt der Kreis aber auch das Genehmigungsverfahren für einen Neubau in Nettetal.

 Blick in die Müllumladestation, die das Unternehmen Reterra für die EGN in Viersen-Süchteln betreibt.  RP-Archiv: Busch

Blick in die Müllumladestation, die das Unternehmen Reterra für die EGN in Viersen-Süchteln betreibt. RP-Archiv: Busch

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Beim umstrittenen Bau eines „Wertstoff- und Logistikzentrums“ im Gewerbegebiet Nettetal-West fährt der Abfallbetrieb des Kreises Viersen (ABV) zweigleisig. Er betreibt das Genehmigungsverfahren für die „Müllumladestelle“ auf der Grundlage der Kreistagsbeschlüsse weiter, parallel spricht er aber auch mit der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) über eine Weiternutzung der Müllumladestelle in Süchteln. Das hatte zunächst manchmal sehr lautstark die Bürgerinitiative „Venete – so nicht“ gefordert; dies hatte sich dann auch die Nettetaler Politik mehrheitlich zu eigen gemacht.

Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Kreistag-Betriebsausschusses hat Kreisdezernent Andreas Budde, der auch Betriebsleiter des ABV ist, über den Stand der Gespräche informiert. Einzelheiten dazu wurden nicht mitgeteilt. „Wir machen solide hinter verschlossenen Türen unsere Hausaufgaben“, sagte er auf Anfrage, ein Ende sei noch nicht abzusehen, da es um komplizierte wirtschaftliche und juristische Sachverhalte gehe.

Auslöser der Mülldebatte ist das Auslaufen des Dienstleistungsvertrages des ABV mit der EGN zur Nutzung der Mülldeponie Süchteln im Jahre 2024. Während der ABV der mit einem Rechtsgutachten untermauerten Ansicht ist, dieser Vertrag müsse wegen seines Millionen-Volumens europaweit neu ausgeschrieben werden, ist die EGN – einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke Krefeld – der Meinung, der Vertrag könne verlängert werden.

Hinzu kommt, dass der ABV mit einer eigenen Anlage im Rücken im Wettbewerb bessere Preise (und damit niedrigere Gebühren) erzielen möchte. Gegen den Wunsch des ABV, die Anlage in Süchteln zu kaufen oder langfristig zu pachten, sperrt sich die EGN. Kurios ist in diesem Zusammenhang ein Brief der EGN vom Januar 2018 an die Bürgerinitiative in Kaldenkirchen, aus dem in einer Bürgerversammlung zwar zitiert wurde, der aber nie veröffentlicht wurde und dessen Inhalt auch dem ABV nicht bekannt ist.

Im Genehmigungsverfahren muss das Regierungspräsidium in Düsseldorf nun prüfen, wie stichhaltig die jüngst vom Planungsausschuss der Stadt Nettetal vorgebrachten Argumente sind. Es geht dabei nur um die Müllumladestation, nicht um das Wertstoffzentrum, das auf Wunsch der Stadt Nettetal in einem Zug mit gebaut werden sollte. „Dafür haben wir kein Baurecht“, sagte Budde. In dem Wertstoffzentrum hätten Bürger die Möglichkeit, den Müll anzuliefern, der nicht in die Tonne passt.

Der Ausschuss nahm zur Kenntnis, dass die Bürger 2018 rund 148.000 Tonnen Müll durch die Kommunen entsorgen ließen, etwa 2000 Kilogramm weniger als 2017. Davon entfielen 84.200 Tonnen auf Abfälle zur Verwertung. Jeder Bürger – vom Baby bis zum 100-Jährigen – produzierte im Schnitt 500 Kilogramm Müll, davon 182 Kilogramm Hausmüll. Bio- und Grünabfälle gingen um 1800 auf 35.000 Tonnen zurück. „Es hat weniger geregnet, wie schon 2013 und 2015“, erläuterte Budde; dagegen ließ ein Pfingststurm 2014 die Menge auf 39.500 Tonnen steigen. Die Sammlung von Alttextilien und -schuhen stieg auf 643 Tonnen und brachte den beteiligten Kommunen eine Vergütung von 141.000 Euro.

Auf der Deponie Brüggen II wurden knapp 150.000 Tonnen Restabfälle angeliefert; der größte Teil (90.600 Tonnen) kam als Schlacke aus der Müllverbrennungsanlage Krefeld. Nach dem vorläufigen Abschluss weist der Abfallbetrieb des Kreises 2018 bei einem Umsatz von fast 15,9 Millionen Euro einen Jahresüberschuss von 217.500 Euro aus. Bemerkenswert ist, dass die Papierverwertung nur 1,5 Millionen Euro erbrachte (minus 25 Prozent), die Altkleiderverwertung aber um 16 Prozent auf 590.000 Euro stieg. Der Ausschuss nahm den Bericht ohne Debatte zur Kenntnis; er wird nach der Testierung diskutiert.

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