Kommunalwahl in Viersen 2020 Wofür stehen die Bürgermeisterkandidaten?
Viersen · Beim ersten direkten öffentlichen Aufeinandertreffen der Viersener Bürgermeisterkandidaten traten die verschiedenen Auffassungen deutlich zu Tage. Unsere Redaktion hatte zum RP-Wahlforum in die Festhalle eingeladen.
Sie alle wollen Viersen voranbringen, die Kreisstadt besser aufstellen und zukunftsfähig machen bei den Themen Klimawandel, Bildung, Wirtschaft, Mobilität. Beim RP-Wahlforum am Donnerstagabend in der Festhalle Viersen traten aber im direkten Aufeinandertreffen der Bürgermeisterkandidaten auch die Unterschiede offen zutage.
Amtsinhaberin Sabine Anemüller (SPD) traf auf die Herausforderer Christoph Hopp (CDU), Martina Maaßen (Grüne), Frank a Campo (FDP) und Simon Männersdörfer (Die Linke). Vor 100 Gästen – mehr ließ das strenge Hygienekonzept in der Viersener Festhalle nicht zu – warben die fünf Bürgermeisterkandidaten für ihre Konzepte.
Beispiel Bildung: Während Männersdörfer eine zweite Gesamtschule forderte, trat CDU-Kandidat Hopp vehement für den Erhalt der Hauptschule in Süchteln ein. Martina Maaßen (Grüne) sah das kritisch: „Das gegliederte Schulsystem ist aus meiner Sicht Schulpolitik aus dem letzten Jahrhundert. Wir brauchen ein System, wie es die Primus-Schule uns vorgibt.“ Dass Viersen bei der Digitalisierung der Schulen noch nicht gut aufgestellt sei, warf Hopp der Bürgermeisterin vor: „Vor fünf Jahren waren die Weichen für die Digitalisierung an den Schulen schon gestellt; Schulleiter und Stadtspitze waren sich einig. Wir könnten längst weiter sein.“ Das wollte Anemüller so nicht stehen lassen. „Ich zweifle das an“, sagte sie. „Entscheidend ist, ob eine Schule ein Medienkonzept aufgelegt hat“, das sei aber nicht an allen Schulen der Fall gewesen. Daneben habe es Verzögerungen bei der Bereitstellung der millionenschweren Fördergelder gegeben. „Und die Stadt Viersen befand sich nun mal in der Haushaltssicherung.“
Thema Mobilität: „Wir möchten das Thema ,Stadtweit Tempo 30’ wieder aufleben lassen“, kündigte Maaßen an. Alle Verkehrsteilnehmer sollten gleichberechtigt sein, forderte sie. „Die Bürger fahren ja nicht aus Bosheit Auto“, entgegnete Frank a Campo. „Wenn wir die Leute aufs Fahrrad bringen wollen, müssen wir auch in die Infrastruktur investieren.“ Dazu sei die FDP bereit. Christoph Hopp warb für „Verknüpfungspunkte“, an denen Fahrräder, Autos und ÖPNV zusammenkommen können. Anemüller verwies auf die Planungen für eine Art Fahrradparkhaus hinter dem Viersener Bahnhof mit Platz für 200 Räder. Anfang der Woche hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung einstimmig die Verwaltung beauftragt, die auf einem SPD-Antrag fußende Planung weiter fortzuführen. Simon Männersdörfer würde den ÖPNV gar komplett gratis machen.
Thema Stadtentwicklung: In Viersen werde nach wie vor zu viel Fläche für Neubauten versiegelt, kritisierte Maaßen. Christoph Hopp sagte, am innerstädtischen Erschließungsring habe sich in den vergangenen Jahren viel zu wenig getan. Beides wies Anemüller zurück: „Im Gewerbebereich investieren wir in vorhandene Gewerbeparks“, sagte sie zu Maaßen, „und auch beim Wohnen versuchen wir, Brachflächen zu nutzen, beispielsweise in Dülken, wo demnächst Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Eisengießerei Güsken entstehen.“ Zu Hopp sagte sie: „Am Erschließungsring entstehen mit den Körnerhöfen, dem Starterhaus, einem weiteren Wohnblock in Bahnhofsnähe und dem geplanten inklusiven Hotel zahlreiche Neubauten, die Bahnhof und Innenstadt zusammenführen.“
Die wesentliche Erkenntnis brachte am Ende des Abends ein Zuschauer auf den Punkt: „Der echte Austausch ist doch viel spannender als ein rein virtueller Wahlkampf.“