Wirtschaftsförderung in Viersen Wirbel um geplante Baumesse in Viersen
Die Viersener Immobilienbörse soll im nächsten Jahr zu einer Baumesse werden. Das schlug die Bürgermeisterin jetzt im Wirtschaftsförderungsausschuss vor. Die Stadt rechnet mit 10.000 Besuchern. Die CDU kritisiert die Planung.
Die Stadt Viersen will ihre traditionelle Immobilienmesse in der Festhalle vom kommenden Jahr an in Zusammenarbeit mit einem externen Partner zu einer großen Baumesse machen. „Wir erhoffen uns dadurch sehr sehr viel mehr Besucher und sehr sehr viel mehr Aussteller“, sagte Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) jetzt im Wirtschaftsförderungsausschuss. Die Messe solle künftig 10.000 statt wie bisher 1000 Besucher anziehen, es solle statt 50 mehr als 100 Aussteller geben.
Der CDU-Fraktion waren die Sitzungsvorlage und die Ausführungen der Bürgermeisterin nicht informativ genug – Ole Wiggers regte deshalb für seine Fraktion an, den Tagesordnungspunkt zu verschieben und in der nächsten Sitzung im Mai darüber abzustimmen. „Die CDU-Fraktion muss das Thema noch beraten“, erläuterte er, man sei sich noch nicht ganz einig. Er wolle „mehr Informationen zu der Neuausrichtung“, ergänzte Hans-Willy Bouren (CDU).
„So pauschal zuzustimmen, ist mir zu früh“, sagte auch der Ausschussvorsitzende Paul Mackes (CDU). Er möchte zum Beispiel noch genauer wissen, wie eine Messe mit 10.000 Besuchern am Hohen Busch aussehen soll – und nannte zum Vergleich das Festival „Eier mit Speck“, „da sind 5000 bis 6000 Besucher“.
Michael Lambertz (SPD) betonte: „Das ist ein wirklich sehr gutes Konzept, wir können da zu 100 Prozent mitgehen.“ Frank a Campo (FDP) sagte, „grundsätzlich begrüßen wir das“. Die Besucherzahl so zu steigern, „ist aber eine ambitionierte Sache. Wenn Sie das schaffen, Hut ab“. Er betonte, es sei wichtig, dass bei einer Neuausrichtung die örtlichen Anbieter ausreichend zum Zuge kommen müssten. „Gerade unsere lokale Unternehmerschaft möchten wir einbinden“, sagte Anemüller.
Einig waren sich die Fraktionen schon am Dienstagabend darin, dass es voraussichtlich im Herbst 2020 eine Immobilienmesse im Bürgerhaus Dülken geben soll. Über die Neuausrichtung wird nun im Mai beraten. „Ich kann damit leben“, sagte Anemüller.
Der CDU-Bürgermeisterkandidat Christoph Hopp sieht die Entwicklung der Immobilienmesse mit Sorge. „Der Rückzug der Stadt aus der jährlichen Immobilienmesse ist symptomatisch für die mangelhafte Stadtentwicklung“, sagt Hopp. „Dieses Angebot, das für Grundstückssuchende ebenso wichtig ist wie für die Sicherung der Zukunft unserer Stadt, wurde zunächst immer unattraktiver gemacht. Und als Konsequenz und vermeintlicher Ausweg aus dieser Sackgasse soll nun ein neues Zeltstadt-Konzept am Hohen Busch dienen.“ Er habe die Sorge, dass die Stadt die Verantwortung aus Desinteresse an einen gewerblichen Anbieter abschiebe. „In den vergangenen vier Jahren sind fast keine neuen Bauflächen an den Markt gebracht worden, deren Entwicklung von der Verwaltungsspitze angestoßen worden wäre“, kritisiert der christdemokratische Bürgermeisterkandidat. „Was wir zuletzt live erlebt haben, resultiert fast ausnahmslos aus Planungen, die älter sind als die laufende Ratsperiode.“ Das „große Potenzial“ der Dülkener Melchersstiege in unmittelbarer Nähe zum Stadtkern bleibe seit Jahren ungenutzt. „Die Aktivitäten zur Anbindung des Bahnhofs / Belgischen Viertels an die Innenstadt stagnieren“, so Hopp, der auch an den Stillstand beim Hotelprojekt erinnerte. „Durch Tatenlosigkeit bleiben große Entwicklungspotenziale unserer Stadt ungenutzt. Und mit der Weggabe der Immobilienmesse wird nun eine weitere Chance aus der Hand gegeben.“ Dabei sei Viersen dringend auf Baugrundstücke und bezahlbaren Wohnraum für junge Familien angewiesen.