Vortrag in Brüggen Treppensteigen für die Fitness im Alter

Brüggen · Der bekannte Sportmediziner Wildor Hollmann präsentierte im Kultursaal der Burg Brüggen neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema „Fit und gesund im Alter” – und damit gleichsam sein Lebenswerk.

 Brüggens Ehrenbürger Wildor Hollmann erklärte den Besuchern im Kultursaal der Burg Brüggen, wie man gesund und leistungsfähig alt wird. Mit 94 Jahren ist er selbst das beste Beispiel dafür.

Brüggens Ehrenbürger Wildor Hollmann erklärte den Besuchern im Kultursaal der Burg Brüggen, wie man gesund und leistungsfähig alt wird. Mit 94 Jahren ist er selbst das beste Beispiel dafür.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wirtschaftsförderer Guido Schmidt trug persönlich zusätzliche Stühle in den Vortragsraum. So groß war der Ansturm derer, die den Ausführungen des wohl bedeutendsten deutschen Sportmediziners der Gegenwart folgen wollten. Bürgermeister Frank Gellen (CDU) ließ es sich nicht nehmen, Brüggens Ehrenbürger Wildor Hollmann willkommen zu heißen. Gellen verriet auch den von Hollmann ausgewählten guten Zweck für den Erlös des Abends: Der ging an jene Zielgruppe, deren Wohlergehen sich der mittlerweile 94-jährige Mediziner ohnehin auf die Fahne geschrieben hat: Finanziert wird ein Weihnachtsmarktbesuch für die Bewohner des Brüggener Altenheims St. Franziskus.

Hollmann begann seinen Vortrag mit biologischen und historischen Grundlagen zum Phänomenen des Alterns. Das war lehrreich und unterhaltsam zugleich. Etwa die Tatsache, dass die zumindest theoretische Chance zur Unsterblichkeit für das Pantoffeltierchen, die Amöbe, weit höher liegt als beim Homo sapiens. Wenn im menschlichen Körper in jeder Sekunde 50 Millionen Zellen absterben und im gleichen Moment fast eben so viele wieder nachwachsen – aber eben nur fast – ist der Vorgang des Alterns plastisch und nachvollziehbar erklärt.

Dafür, dass jeder es selbst in der Hand hat, sich bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit zu halten, gab Hollmann selber das beste Beispiel. Sein Tagesablauf ist nach wie vor von wissenschaftlicher Arbeit geprägt. Regelmäßig sitzt er noch am späten Abend am heimischen Schreibtisch, zu Bett geht er erst um 1.30 Uhr in der Nacht, um 7.45 Uhr klingelt der Wecker. Wie schafft man solch ein Pensum, das man eher einem halb so alten Zeitgenossen zuordnen würde?

Hollmanns Antworten waren teils verblüffend einfach. Bewegung heißt das Zauberwort: Wer nur dreimal die Woche 15 Minuten gemäßigten Ausdauersport betreibt – schon Spazierengehen reicht aus – erhöht seine Lebenserwartung. Diese positive Wirkung ist weiter zu steigern, indem man täglich 150 Treppenstufen erklimmt – aber langsam. Ein weiterer hochwirksamer Ansatz zur Steigerung der Lebenserwartung ist die Reduzierung der Kalorienzufuhr: Es lohnt sich, so lernten die Zuhörer, mit 50 damit anzufangen, sich fortan niemals mehr derart satt zu essen, dass sich ein Völlegefühl einstellt. Dem Verlangen, "nur für den Geschmack" noch ein bisschen mehr zu essen, regelmäßig zu widerstehen, bringt, so Hollmann, statistisch sagenhafte zehn bis 15 Jahre Zugewinn an Lebenserwartung.

Nicht zu unterschätzen sind auch seelische Aspekte: So trage etwa „ein fröhliches Gemüt” nicht unwesentlich dazu bei, deutlich älter als der Durchschnitt zu werden. Will man die Effekte einer positiven Grundeinstellung weiter steigern, ist eine Vermeidung kleiner Sünden hilfreich. Schließlich soll das Ziel ja sein, nicht nur alt zu werden, sondern dies auch in guter körperlicher Verfassung. Ganz oben auf der Liste der „bösen“ Dinge findet sich, kaum überraschend, das Rauchen. Dicht dahinter Bewegungsmangel und Alkoholkonsum. Zu Letzterem wusste der Referent jedoch auch Tröstliches zu vermelden. Zumindest diejenigen, die einem guten Tropfen edlen Rotweins nicht abgeneigt sind, dürfen ihrer Leidenschaft in Maßen weiter frönen. Steckt doch im Rotwein jene Wundersubstanz Resveratrol, die – wissenschaftlich erwiesen – verschiedensten Krankheiten vorbeugend und damit ebenfalls lebensverlängernd wirkt.

Von all dem, so Hollmann, profitiere nicht nur die körperliche Fitness. Regelmäßige Bewegung, Training und Selbstdisziplin komme der geistigen Leistungsfähigkeit gleichermaßen zugute. Das war womöglich die Ursache für eine Frage aus dem Publikum. Ob er sich jemals einem IQ-Test unterzogen habe? Sorgte schon die Frage für Schmunzeln im Saal, hatte der Protagonist des Abends mit der Antwort einmal mehr die Lacher auf seiner Seite: „Nein, ich hatte Angst, es könnte ein Ergebnis unter 50 herauskommen.”

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Marietta Kaikos