Kreis Viersen Wieder Feuerteufel in Willicher Wehr

Kreis Viersen · Nachdem im vergangenen Jahr ein Feuerwehrmann einen Brand in einem Mehrfamilienhaus in Schiefbahn gelegt hatte, haben nun zwei Angehörige der Jugendfeuerwehr gestanden, diverse Feuer gelegt zu haben

 Zwei 17-jährige Willicher und ein 21-jähriger Krefelder haben gestanden, unter anderem eine Strohmiete angezündet zu haben. Willichs Feuerwehrchef Thomas Metzer ist fassungslos.

Zwei 17-jährige Willicher und ein 21-jähriger Krefelder haben gestanden, unter anderem eine Strohmiete angezündet zu haben. Willichs Feuerwehrchef Thomas Metzer ist fassungslos.

Foto: Günter Jungmann

Die beiden 17-jährigen Willicher, die vor wenigen Tagen gestanden haben, in Willich, Tönisvorst und Umgebung mehrere Brandstiftungen begangen zu haben, waren Mitglied der Willicher Jugendfeuerwehr. Das bestätigte gestern Stadtbrandinspektor Thomas Metzer auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Jugendlichen (ein Auszubildender und ein Schüler) kommen laut Metzer aus Schiefbahn und Willich und waren bereits seit einigen Jahren bei der Jugendwehr aktiv und seien dort auch bereit gewesen, mehr Verantwortung zu übernehmen. In diesem Jahr wären sie in die Löschzüge überstellt worden.

Metzer ist fassungslos, denn es ist bereits das zweite Mal in kurzer Zeit, dass Willicher Feuerwehrangehörige zu Brandstiftern wurden: Auch ein 33-Jähriger, der am späten Abend des 10. September 2016 einen Brand im Keller eines Mehrfamilienhauses an der Wilhelm-Busch-Straße in Schiefbahn gelegt hat, war seit vielen Jahren Feuerwehrmann.

Thomas Metzer hat die beiden Jugendlichen am Freitag vergangener Woche einbestellt, diese haben inzwischen ihren Rücktritt aus der Jugendwehr erklärt. "Sie haben einen reuevollen Eindruck gemacht. Das kann man glauben oder nicht", sagt Metzer. Als Motiv für ihr Tun hätten die beiden 17-Jährigen angegeben, von den ausrückenden Feuerwehrfahrzeugen mit ihren Handys Videos zu drehen und diese ins Internet zu stellen, so Metzer. Mit an den Taten beteiligt war laut Polizei ein 21-jähriger Krefelder. Seit einigen Wochen hatte die Kripo eine Häufung von Sachbeschädigungen durch Anzünden von Müll- und Altkleidercontainern in Willich festgestellt. Doch damit nicht genug: Hinzu kamen Brandstiftungen in einer Garage in Willich, in zwei Gartenhäusern in St. Tönis sowie der Brand einer Strohmiete am 27. Januar in Willich - rund 250 Strohrundballen standen in Flammen. Die drei bis dahin unbescholtenen jungen Männer hatten angegeben, sich bei einem Feuerwehreinsatz beim Fotografieren der Feuerwehrarbeit kennengelernt zu haben.

Menschen kamen bei den Brandstiftungen zwar wohl nicht zu schaden, doch will Wehrchef Metzer die Taten in keiner Weise verharmlosen. "Containerbrände können sich schnell ausdehnen, und die Feuerwehrleute begeben sich bei jedem Einsatz allein schon dann in Gefahr, wenn sie schnell zur Wache fahren. Auch dabei oder bei der Fahrt mit dem Einsatzwagen zum Brandort kann etwas passieren", sagt Metzer. Im Fall des Brandes der Strohmiete am 27. Januar in Schiefbahn kam hinzu, dass noch nicht alle Einsatzkräfte von einem Chemieunfall in einem Logistikunternehmen an der Linsellesstraße zurückgekehrt waren.

Völlig unverständlich ist Thomas Metzer, dass es wieder Feuerteufel in der Willicher Wehr gibt. Denn eigentlich sei der Fall vom vergangenen Jahr "intensiv aufgearbeitet" worden - auch in der Jugendwehr. Aber: "Die Feuerwehr ist mit ihren rund 330 Mitgliedern ein Spiegelbild der Gesellschaft. Man kann den Leuten halt nur vor den Kopf gucken." Er habe die beiden Jugendlichen auch gefragt, ob es Hinweise darauf gebe, dass es unter den Willicher Jugendfeuerwehrleuten weitere Brandstifter gebe, dies hätten die beiden aber verneint.

Laut Metzer werden die Taten für die jungen Leute nicht nur strafrechtliche, sondern auch zivilrechtliche Konsequenzen haben. Denn für die Einsätze werden die Beschuldigten im Falle einer Verurteilung zur Kasse gebeten. Welche Kosten auf die jungen Männer zukommen, wird allerdings erst klar sein, wenn genau feststeht, wer genau an welchen Taten beteiligt war. Diese Ermittlungen dauern laut Antje Heymanns, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Viersen, noch an. "Wir müssen die Taten nun Stück für Stück aufarbeiten und schauen, ob es neben den gestandenen Taten noch weitere gibt." Die Ergebnisse werden dann der Staatsanwaltschaft übergeben.

(RP)
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