Historisches Spektakulum zu Viersen Viersens erster Mittelaltermarkt

Das „Historische Spektakulum zu Viersen“ hat Einzug gehalten. Auf dem Gelände des Vereins „Freundliche Hunde“ können die Besucher noch bis einschließlich Sonntag eine Zeitreise erleben — und eine Moorleiche probieren.

 Anlaufpunkt für Teilnehmer und Besucher gleichermaßen: die Met-Schenke auf dem Mittelaltermarkt.

Anlaufpunkt für Teilnehmer und Besucher gleichermaßen: die Met-Schenke auf dem Mittelaltermarkt.

Foto: Markus Rick (rick)

Bei Bruder Oswin flackern Dutzende von Kerzen im Skriptorium. Der Mönch sitzt vor seinem wachsfressenden Licht. Den Holzklotz mit den Federkielen neben sich stehend, ist er mit einer Abschrift beschäftigt. Den Besuchern kommt es dank dem Aufbau des Arbeitszimmers des Mönches und der benachbarten Kapelle vor, als würden sie sich in einem Kloster befinden. Schatten flackern über die Zeltwände.

 Der grüne Goblin zieht auf dem Mittelaltermarkt so manche Blicke auf sich.

Der grüne Goblin zieht auf dem Mittelaltermarkt so manche Blicke auf sich.

Foto: Bianca Treffer

Auf dem Gelände des Vereins „Freundliche Hunde“ ist das „Historische Spektakulum zu Viersen“ entstanden, der wohl erste Mittelaltermarkt in Viersen seit, nun ja: dem Mittelalter. Zelt reiht sich an Zelt. Die Clans sitzen in schweren Holzmöbeln vor Holzfeuern, die in Schalen prasseln. Kochgeschirr hängt über den Feuern. Aufgeschlagene Zeltbahnen erlauben Blicke auf Holzbetten mit Fellen und Kleidertruhen. Es ist eine Zeitreise, die unter anderem durch Gauklerauftritte, Reitershow und Bogenturnier untermalt wird.

 Wundarzt Meister Mikkel führt in die Geheimnisse der Medizin ein. 

Wundarzt Meister Mikkel führt in die Geheimnisse der Medizin ein. 

Foto: Bianca Treffer

„Was ist das denn?“, diese Frage ist bei Wundarzt Meister Mikkel immer wieder zu hören. Merkwürdig aussehende Instrumente, Salben und Tiegel bestimmen das Bild. Die Zange über dem Glas voller echter Zähne wurde früher wirklich zum Ziehen von Zähnen benutzt. Die gebogenen chirurgischen Nadeln gehen indes noch heute in den Einsatz. Meister Mikkel erzählt davon, wie einst Menschen zur Ader gelassen wurden und was es mit dem kleinen und großen Schädelbohrer auf sich hat.

 Ferdinand Ostermaier und Birgit Küppers haben Bogen, Schmiede und Schutzgeister dabei.

Ferdinand Ostermaier und Birgit Küppers haben Bogen, Schmiede und Schutzgeister dabei.

Foto: Bianca Treffer

In der Krämerei bei Goblin geht es nicht minder geheimnisvoll zu. Zeitumkehrer mit Miniatursanduhren baumeln neben Amuletten mit uralten Symbolen. In Leder eingefasste Notizbücher geben sich ein Stelldichein mit Schwertern, Trinkbechern und Armschienen. „Keltenkram“ verkündet ein Schild an einem weiteren Stand. Es gibt Hhandgemachte Naturseifen, Schmuckstücke aus Münzen, Honigprodukte.

„Kommt und probiert die Moorleiche!“, ruft Fusselfix, über die Theke seiner Met-Schenke gelehnt. Besucher bleiben neugierig stehen. Holunder, Schlehe und Brombeere, auf friesische Art verfeinert, machen die Moorleiche, basierend auf einem Rezept aus dem 17. Jahrhundert, aus. Alles stamme dabei aus eigener Herstellung. Da wisse man, was drin sei, bemerkt Fusselfix.

Mit dem schwarzen Teufelsbier locken Maria und Josef von der benachbarten Taverne „Spelunkus Gaudium“ die Gäste an, während Renaldo und Ines von den „Spiessern“ mit Pfaffendödel und Mondspieß für eine deftige Grundlage sorgen. Der rauchige Geruch vom Grill vermischt sich mit dem von Flammkuchen und Käsespätzle.

Von weitem ist das Klingeln von Glöckchen zu hören. Ede, der Bettler, nähert sich und es wird auf den ersten Blick erkennbar, warum er die Glocke tragen muss: Er ist von der Lepra gezeichnet. Eine Kakerlake auf den bloßen Füßen und eine Ratte auf der Schulter sitzend, zieht er mit seinem lumpenverhüllten Buckel durch die Lager.

Bei Seher Thomas dürfen sich kleine und große Besucher im Axtwurf üben, während Ferdinand Ostermaier den mongolischen Reiterbogen spannt. 60 Pfund Zugkraft zeichnen den Bogen aus. „Die Mitte ist aus Holz, die Zugseite mit Seide bespannt und die Druckseite mit Horn hinterlegt“, erklärt der Mann in dem Deel, wie sein mongolisches Festtagsgewand heißt. Aber nicht nur den Bogen hat er im Gepäck. Der Teilnehmer des Spektakulums schmiedet auch vor Ort. Birgit Küppers erklärt den Besuchern derweil, dass die Schutzgeister, die sie mitgebracht hat, sich ihren Menschen selbst aussuchen.

Besucher vermischen sich mit Menschen in mittelalterlichen Gewandungen. Kerzen in Laternen erhellen das Szenario. Uhu Einstein, der am Zelt von Walburga von Uetz, daheim ist, zieht die Blicke genauso auf sich wie die Darsteller der Feuershow. Überall gibt es etwas zu sehen und zu entdecken.

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