Kinderkarneval vor dem "Ramm die Bamm" Wie Mariechen und Funken das Fliegen lernen

Viersen · Nur noch wenige Tage sind es, bis Viersen sein neues Kinderprinzenpaar bekommt und Mariechen und Funken der KG Roahser Jonges wild über die Bühne wirbeln. Dann können sie endlich zeigen, was sie monatelang geübt haben. Wo aber lernen sie das Fliegen? Wir haben hinter die Kulissen geschaut.

So probt der Nachwuchs der Roahser Jonges für Karneval
34 Bilder

So probt der Nachwuchs der Roahser Jonges für Karneval

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An Bretter, die die Welt bedeuten, erinnert hier nichts: Lange Wochen haben die 45 Kinder, die am kommenden Sonntag, 22. Januar, die Kindersitzung im Notburgasaal zum Erlebnis machen, in Räumen der Anne-Frank-Gesamtschule im Rahser geübt. Zwischen auf Seite geschobenen Stühlen und Kreidetafeln hat das angefangen, was sich nun zum Schlussbild zusammenfügt.

"Nach den Herbstferien haben wir im vergangenen Jahr mit dem Training für die Kindersitzungen angefangen", erzählt Sylvia Hütten-Kraft, die zusammen mit ihrer Tante Dorothee Förster-Jansen seit vielen Jahren die Tanzgruppen neben den Mariechen und Funken anleitet. Wenn sich in der Schule knarzend die Türe zum Probenraum öffnet, dann sieht man ganz normale Kinder, keine Selbstdarsteller, keine Kostüme. Manche haben rote Wangen, weil sie so aufmerksam folgen, manche sind sauer und ungeduldig, weil schon wieder etwas geändert werden muss. Aber am Ende haben sie alle eines gemeinsam: "Den Spaß an der Freud", wie Sylvia Hütten-Kraft es zusammenfasst. Sie sind mit Ehrgeiz und Feuereifer dabei. In den Weihnachtsferien sogar mehrmals in der Woche. Krank ist hier keiner lange.

Das Geheimnis der richtigen Musik

Wenn sie in dieser Woche als Mariechen, rot-weiße Funken, Schornsteinfeger oder Aristocats über die Bühne wirbeln, denkt keiner mehr daran, wie viel Mühe und Hirnschmalz in die Tänze investiert wurde. Einen Erfolg zu landen, das ist auch im Karneval hartes Brot: "Schon mit der Musik ist das so eine Sache", weiß Sylvia Hütten-Kraft. Die Kinder lieben Songs aus den Charts, aber die sind nicht immer erfolgsversprechend. Manchmal kommen Stücke oder Refrains aus Musicals oder klassischen Karnevalsliedern besser an. Die Ideen dazu kommen ihr und ihrer Trainingspartnerin oft im Sommerurlaub bei einem Glas Wein.

Wenn die Kinder mit den Proben beginnen, dann ist noch nichts so, wie es mal sein wird. "Der Tanz ist ein Prozess", weiß die "Tanzmutter" der Mariechen und Funken, Birgit Kämmer. Zwar hat sie sich im Vorfeld bereits Gedanken gemacht, doch helfen auch die Kinder mit, um das Optimum heraus zu holen. Ein Blick in die Probe bestätigt es: Die Zehn- bis Fünfzehnjährigen wissen selbst am besten, was geht und was nicht. Auch bei den zwei jungen Kerlen in der Gruppe fliegen die Beine so hoch es geht und im Schlussbild schaffen sie locker eine Pyramide.

Mitmachen kann jeder

"Disziplinierter sind allerdings die kleineren Mariechen", verrät Birgit Kämmer. Sie schauen voller Bewunderung auf die Großen und kommen mit brennendem Ehrgeiz zu den Trainingsstunden. Dennoch ist es ein kleines Kunststück, innerhalb weniger Monate ein so professionelles Programm auf die Beine zu stellen. Denn mitmachen kann jedes Kind. Leichter haben es zwar die, die auch neben dem Karneval tanzen oder zum Beispiel Leichtathletik machen, erklärt Kämmer, aber die geduldigen Trainingsmütter finden für jeden die passende Rolle. Auch Büttenredner oder Sketchschauspieler kann man hier werden.

Zwischen den Proben der einzelnen Gruppen treffen sich alle Kinder regelmäßig mit Wilfried Hummen, der als weitere Institution des Kinderkarnevals den Kids das Singen beibringt. Keine Probe vergeht, ohne dass man ihn irgendwo vorbeihuschen oder hineinspähen sieht. Auch, wenn den Kleinsten nicht ganz klar ist, ob er Herr Hummen oder Herr Hummer heißt, das Roahser Kinderlied kennen alle nachher ganz genau.

Zittern vor der Generalprobe

Spannend wird es in der Woche vor dem ersten großen Auftritt. Zum ersten Mal geht es auf die Bühne im Roahser "Gürzenich", um ein Gefühl für die Größe der Tanzfläche zu bekommen. "Bei der Generalprobe läuft meist alles schief und schlafen kann ich in der Nacht vor der Kindersitzung schon seit Jahren nicht mehr", gesteht Birgit Kämmer. Auch bei den Tanztrainerinnen der Kleinen ist das nicht anders. Die späte Reue, vielleicht nicht oft genug geübt zu haben, holt die sonst so routinierten Trainerinnen ein.

Durchnummeriert nehmen die Schornsteinfeger Aufstellung, damit jeder weiß, in welche Ecke er gleich tanzen muss. Auf einer kleinen Nebenbühne hüpfen quietschvergnügt Greta und Lennard. Sie gehören zwar in eine andere Gruppe, müssen aber auf die großen Geschwister warten. Und da sie schon seit Wochen zuschauen, können sie den Tanz der Schornsteinfeger fast genauso gut wie die größeren Kinder. Schon jetzt wissen sie, dass sie im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen.

Nach der Generalprobe haben die Kids die innere Gewissheit, dass alles klappen wird, wenn der Elferrat und ihr Prinzenpaar auf der Bühne Platz nehmen werden. Dann schmettern sie den vielen Narrenkindern im Saal ein fröhliches "Ramm di Bamm" entgegen.

(wat)
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