Viersen Wie Kaputtes wieder ganz wird

Viersen · In Alt-Viersen gibt es ein neues Projekt: Im ersten Repair-Café können Bürger am Samstag von 14 bis 18 Uhr mit fachkundiger Hilfe Gegenstände reparieren - vom zerrissenen Lieblingsstofftier bis hin zum defekten Toaster.

 Manfred Böttcher von der VHS Kreis Viersen (sitzend, l.), Leiter Willi Gillissen (v.l.), Holzfachmann Michael Rosenstock, Textilexpertin Gertrud Reiners und Ingenieur Peter Tschöp betreuen das Repair-Café.

Manfred Böttcher von der VHS Kreis Viersen (sitzend, l.), Leiter Willi Gillissen (v.l.), Holzfachmann Michael Rosenstock, Textilexpertin Gertrud Reiners und Ingenieur Peter Tschöp betreuen das Repair-Café.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Das Fahrrad steht seit Wochen mit einem platten Reifen in der Garage, der wackelige Stuhl nervt, und das Waffeleisen scheint nach der letzten Benutzung einen Wackelkontakt zu haben - was tun? Den Nachbarn fragen, ob er helfen kann, oder einfach wegwerfen? In Viersen gibt es ab sofort eine andere Lösung: das Repair-Café. Die Idee ist einfach. Doch es steckt eine Menge dahinter.

In den Niederlanden gibt es die sogenannten Repair-Cafés schon lange, in Deutschland sind sie auf dem Vormarsch - so auch in Viersen. In den Repair-Cafés treffen sich Menschen, um gemeinsam Dinge zu reparieren, die ansonsten auf dem Müll landen würden oder ungenutzt herumstünden. "Das Angebot ist kein kostenloser Reparaturdienst. Wir machen Handwerksbetrieben keine Konkurrenz. Es geht vielmehr um die Hilfe zur Selbsthilfe. Zusammen mit fachlicher Hilfe versucht ein jeder, selber seinen mitgebrachten Gegenstand wieder instand zu setzen", sagt Manfred Böttcher, Leiter der Kreisvolkshochschule Viersen (VHS).

Ideengeber für das erste Repair-Café in Alt-Viersen ist Willi Gillissen. "Weihnachten bekam ich das Buch ,Die Kultur der Reparatur' geschenkt, und das löste in mir die Idee aus, ein Repair-Café in der Kreisstadt ins Leben zu rufen", erinnert sich der ehemalige Lehrer. Ihn stört seit langem die Wegwerfmentalität, die die Müllberge wachsen und Rohstoffe knapp werden lässt. Er sprach die Initiative "Viersen 55plus Miteinander-Füreinander" an und rannte offene Türen ein. Als kurze Zeit später die VHS im Rahmen der Reihe "Einfach anders leben" einen Infoabend zu Repair-Cafés durchführte, hatte Gillissen, der die Veranstaltung besuchte, einen zweiten Partner für seine Idee gefunden.

Gemeinsam machten sie sich an die Umsetzung. Die VHS löste das Raumproblem: Sie stellt Räumlichkeiten zur Verfügung. Zur gleichen Zeit stand die Suche nach fachlichen Helfern an. Gillissen erzählte überall vom Projekt und sprach immer wieder Leute an. Auf diesem Weg fanden sich unter anderem ein Mechaniker, Elektriker, ein Fernsehtechniker, Computerspezialisten und zwei Frauen, die sich um textile Dinge kümmern möchten und eine Nähmaschine mitbringen. In Sachen Werkzeug sieht es anders aus: Die Tüftler sind bislang auf das Mitbringen von Bohrmaschinen, Schraubendrehern und ähnlichem Gerät angewiesen.

VHS und Viersen 55plus freut es besonders, dass unter den fachlichen Helfern nicht nur Pensionäre sind, die ihre Hilfe angeboten haben, sondern auch Bürger, die noch mitten im Berufsleben stehen. Helferin Gertrud Reiners möchte beispielsweise Tipps zu textilen Reparaturen geben, der Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik Peter Tschöp vermittelt Wissen rund ums Telefon, und Michael Rosenstock bietet als Fachmann fürs Holz Hilfe an.

Neben dem Umweltgedanken und der Tatsache, dass vieles relativ einfach zu reparieren ist, wenn man weiß, wie, ist das Repair-Café auch dazu gedacht, Menschen auf neue Art und Weise miteinander in Kontakt zu bringen, um zu entdecken, wie viel Wissen und praktische Fähigkeiten vorhanden sind. "Zusammen etwas zu reparieren, kann zu neuen Kontakten führen", sagt Willi Gillissen. Gespannt sind nun alle Mitstreiter, wie viele Besucher das neue Angebot nutzen werden und mit ihrem defekten Gegenstand am kommenden Samstag vorbeikommen.

(tref)
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