Kreis Viersen West verpachtet Energiesparte

Kreis Viersen · Für acht Millionen Euro im Jahr gibt die West ihren Einfluss bei Strom und Gas an die Gladbacher NVV ab. Im Gegenzug möchte der Kreis Heinsberg den Öffentlichen Personennahverkehr und die Trinkwassersparte stärken. Sie heißt zwar weiter Westenergie und Verkehr, doch auf ihre Energiesparte hat die West keinen Einfluss mehr. Sie verpachtet sie an die Niederrheinische Versorgung und Verkehr (NVV). Die NVV mit Sitz in Mönchengladbach hält 50 Prozent der Anteile an der West. Die andere Hälfte liegt bei der Kreiswerke Heinsberg GmbH (KWH), die sich aus dem Kreis, seinen Kommunen und Niederkrüchten zusammengesetzt. Mit der Verpachtung wollen die Gesellschafter auf den sich verändernden Energiemarkt reagieren.

Wasserwerk Erkelenz verkauft

Die KWH erhalten für die Verpachtung der West-Energiesparte acht Millionen Euro im Jahr. Der Vertrag läuft über sieben Jahre, danach kann die Pacht entweder verlängert werden (je nach Geschäftsentwicklung für 4,9 bis sieben Millionen Euro), oder die KWH können ihre Anteile für 70 Millionen an die NVV verkaufen. Eins geht nicht: Die Rückführung der Energiesparte in die Verantwortung der West. Teil des Vertrags ist der Verkauf des Wasserwerks Erkelenz an das Kreiswasserwerk. Damit ist der Kreis beim Trinkwasser Monopolist. Der Vertrag ist rückwirkend zum 1. Januar gültig.

Auf dem Strommarkt herrscht großer Wettbewerb um die Kunden. Wollte die West darin bestehen, müsste sie auch außerhalb der Region werben, erläuterten Landrat Stephan Pusch und West-Geschäftsführer Markus Palic gestern im Pressegespräch. Dazu ist sie aber zu klein. Verstärkt durch die West soll und will sich stattdessen die NVV dem Spiel der Großen stellen. Laut Vorstandsvorsitzendem Friedhelm Kirchhartz gehört die NVV in Deutschland zu den 30 größten Energieversorgern. Sie wächst durch die West-Anteile im Energiebereich um 25 Prozent.

Im Kreis Heinsberg will man sich stattdessen auf die Bereiche konzentrieren, auf die man Einfluss nehmen kann: den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und das Trinkwasser. Mit dem Pachterlös kann das jährliche ÖPNV-Defizit von sechs Millionen Euro ausgeglichen werden, der Rest soll an die Gesellschafter, sprich: die Kommunen, zurückfließen. Beim Trinkwasser möchte der Kreis die Bürger „weiter mit gutem und preiswertem Wasser versorgen“, sagte Pusch.

Die Bürger werden die Verpachtung nicht spüren. Stromkunden erhalten ihre Rechnung wie bisher über die West, der Trinkwasserpreis soll stabil bleiben. Pusch schloss nicht aus, dass die Pachterlöse auch zur Stärkung des ÖPNV verwendet werden können. Im Sponsoring für Veranstaltungen und Vereine wollen West und NVV keine Abstriche machen, betonten Palic und Kirchhartz.

(RP)
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