Viersen Wer zahlt Bürgerarbeit?

Viersen · Der Arbeitsplatz des Bürgerarbeiters am Viersener Bahnhof ist massiv gefährdet. Weder Bahnhofseigentümer Hans-Wilhelm Janissen-Brass noch die Deutsche Bahn wollen für die Kosten aufkommen. Ist jetzt die Stadt gefordert?

Die Zeit drängt: Am 30. Juni läuft der Vertrag des Bürgerarbeiters am Viersener Bahnhof aus. Das stellt die Stadt — die den Arbeitsplatz derzeit mit 75-prozentiger Unterstützung des Jobcenters finanziert — vor ein Problem: Der Mann müsste nach zwei Jahren Beschäftigung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei der Verwaltung übernommen werden.

Doch: Den Hauptteil seines Jobs leistete er bisher in den Räumlichkeiten des Viersener Unternehmers Hans-Wilhelm Janissen-Brass. Der ist Eigentümer des Bahnhofs(-eigangsbereichs.) Ab der Schiebetür im Inneren ändert sich das Besitzverhältnis. Dort hat die Deutsche Bahn das Sagen.

Eingangstor der Stadt

Für den Bürgerarbeiter war das in der Vergangenheit egal. Die Verwaltung der Toiletten, das Auf- und Abschließen des Gebäudes und immer wieder Fragen von Reisenden — der Mann war einfach zur Stelle. "Und das mit Begeisterung. Seit Jahren macht er einen hervorragenden Job an einem wichtigen Eingangstor der Stadt", betont Bürgermeister Günter Thönnessen. Der fleißige Bürgerarbeiter hat nach jetzt zwei Jahren Anspruch auf eine unbefristete Anstellung. Doch der Verwaltungschef hat ein Problem: Bezahlt wird der Mann von der öffentlichen Hand, seinen Job erledigt er für private Unternehmen.

Der einfachste Weg wäre, wenn Bahnhofseigentümer Janissen-Brass den Bürgerarbeiter bei sich einstellen würde. Rechtlich ist das kein Problem, auch die hohen Zuschüsse würden an den Privatunternehmer fließen. Doch Janissen-Brass hat bereits abgewunken. Er gab Bürgermeister einen Korb. "Er will nicht", so Thönnessen. Und auch die Deutsche Bahn bietet in ihrem Stellenplan solchen Menschen keine Chance. FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Dingel wirft Janissen-Brass sogar vor, die Stadt mit seiner Ablehnung "bewusst in Zugzwang setzen" zu wollen. "Ich verstehe nicht, dass Janissen-Brass bei einem so hohen Lohnkostenzuschuss nicht bereit ist, die Stelle zu übernehmen", rätselt der Liberale.

CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Sillekens würde es begrüßen, wenn die Stadt dem Bürgerarbeiter eine Anstellung gibt. "Wir haben hier auch eine sozialpolitische Verantwortung. Wir wollen diesem Menschen die Möglichkeit geben, dass diese Arbeit, die er seit Jahren hervorragend leistet, gesichert wird." Auch Hans-Willi Pertenbreiter (FürVIE) könnte sich eine Stelle bei der Stadt für den Bürgerarbeiter vorstellen: "Klar ist aber, dass dann die Verwaltung über den Arbeitseinsatz und den Arbeitsort entscheidet. Auch im Umfeld des Bahnhofs gibt es auf städtischem Gebiet viel zu tun."

Inhalt des Arbeitsvertrags

Bürgermeister Thönnessen will jetzt den genauen Inhalt eines Arbeitsvertrags — in Absprache mit dem Jobcenter — erstellen lassen. Die letzte Entscheidung trifft der Rat in seiner nächsten Sitzung.

(RP)
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