Viersen Wenn die Luft knapp wird

Viersen · Kreisbrandmeister Klaus Riedel warnte bei der Jahresversammlung der Viersener Feuerwehr: Immer mehr Einsatzkräfte scheitern bei der Atemschutzprüfung. Die Wehr in der Kreisstadt lobte er als vorbildlich.

Die Dramaturgie einer Feuerwehr-Jahresversammlung bringt es mit sich, dass nach den von Lob und Dank geprägten Grußworten der Politiker ein Redner ans Pult tritt, der daran erinnert, dass der Dienst der Männer und Frauen mit den roten Autos keineswegs einfach ist. Wenn Kreisbrandmeister Klaus Riedel seine Stimme erhebt, bräuchte er kein Mikrofon, um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erreichen.

Körperliche Fitness

Umgerechnet ein kompletter Löschzug, 40 Feuerwehrleute, scheitere im Kreis in jedem Jahr bei der Wiederholungsprüfung für den Atemschutz. Dem stehe gegenüber, dass heute selbst bei einem "einfachen" Pkw-Brand die 20 Kilogramm schwere Spezialausrüstung unverzichtbar sei. Ähnlich sehe es bei den Nachwuchskräften aus, warnte Riedel. Schon bei jungen Menschen fehle die körperliche Fitness, um den Test erfolgreich zu bestehen. Der Kreisbrandmeister wurde noch deutlicher: Wer als Feuerwehrmann körperlich nicht auf der Höhe sei, gefährde nicht nur sich selbst. Ein Herzinfarkt im Einsatz sei kein Unfall, also gebe es dann kein Geld von der Unfallkasse. Auch an diese Folgen müsse man denken.

Für die größte Feuerwehr im Kreis fand er lobende Worte. Was beispielsweise die Leitstelle bei der Einführung des Digitalfunks leiste, "sucht landesweit seinesgleichen". Der Kreis erwarte viel von der Viersener Feuerwehr. Hans-Jürgen Thevessen, stellvertretender Wehrführer in der Kreisstadt, sagte gegenüber der Rheinischen Post, in Viersen habe man das Problem der körperlichen Leistungsfähigkeit früh erkannt. Entsprechende Übungsprogramme und die Ausstattung der Feuerwache mit Sporthalle und Fitnessraum sorgten dafür, dass die Viersener bei den Atemschutzübungen in der Anlage in Dülken gut abschnitten.

Wehrführer Frank Kersbaum hatte im Jahresbericht für 2011 auf die zunehmende Vielfalt der Aufgaben hingewiesen. 858 Mal sei die Feuerwehr alarmiert wurden, in nur einem Fünftel der Fälle war ein Feuer die Ursache. Zu den 166 Bränden kamen noch 153 Fehlalarme, allesamt Zahlen, die gut im Schnitt der vergangenen Jahre liegen. Der Rest, 539 Einsätze, fiel in den Bereich der "technischen Hilfeleistungen". Auffällig sei die Zunahme der Meldung hilfloser Personen, sagte Kersbaum.

Die Kreisleitstelle verzeichne mehr als 700 Anrufe pro Tag. Etwa 35 Mal am Tag war der Rettungsdienst im Einsatz, fast 12 500 Einsätze gab es nach vorläufigen Zahlen 2011. Das waren 2000 mehr als in den Vorjahren, was überwiegend Folge des neu organisierten Krankentransports im Kreis war. Der Notarzt rückte 2350 Mal aus, meist in Verbindung mit dem Rettungswagen, der fast 7000 Mal fuhr.

(iffe)
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