1966 Wembley-Tor und Sportkompanie

1966 · Klaus-Dieter Grefkes war 18, als er in die Sportkompanie der Bundeswehr eintrat – und schon nach wenigen Tagen seinen ersten Urlaub nehmen durfte.

Klaus-Dieter Grefkes war 18, als er in die Sportkompanie der Bundeswehr eintrat — und schon nach wenigen Tagen seinen ersten Urlaub nehmen durfte.

"Eigentlich durfte man das während der ersten Monate der Grundausbildung nicht", erinnert sich der Viersener. "Aber ich konnte mir zwei Tage länger frei nehmen, um das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft daheim bei meinen Eltern zu sehen."

Dabei hätte er das Finale zwischen England und Deutschland auch in der Kaserne in Lüneburg schauen können. "Aber ich entschloss mich für die längere Heimreise mit dem Zug, zumal ich so auch meine Freundin Monika treffen konnte." Dass er überhaupt schon Heimaturlaub bekam, verdankte Grefkes seinem fußballerischen Talent. "Ich hatte zwei, drei Mal für die Erste Mannschaft von Grün-Weiß Viersen in der Landesliga gespielt."

Beim Bund wurde im Juli 1966 unter 200 Mann ausgesiebt, wer den relativ lockeren Job in der Schreibstube antreten durfte. "Genommen wurden die, die in den höchsten Ligen gespielt haben. Ich war dabei." So genoss er das Privileg, dort eingesetzt zu werden, "wo die Urlaubsscheine ausgestellt wurden. Darum kam ich früher raus."

Am Endspiel-Sonntag versammelten sich Familie und im Laufe des Finales immer mehr Nachbarn vor dem Fernseher im Hause Grefkes, wo es neben Bier belegte Brötchen von Mutter gab. "England war der Top-Favorit auf den Titel, wir der Außenseiter", sagt der Viersener. "Darum waren wir schon froh, es in die Verlängerung zu schaffen."

Von dem als "Wembley-Tor" titulierten 3:2-Führungstreffer der Briten, bei dem der Ball von der Unterkante der Latte hinter (oder vor) die Torlinie sprang, weiß er heute noch nicht, ob er drin war — oder nicht. "In der Familie und in der Kaserne wurde viel darüber diskutiert."

Obwohl Klaus-Dieter Grefkes der Meinung war, dass der Ball nicht drin war, so sei der Sieg der Engländer dennoch verdient gewesen. "Eine Euphorie gab es in Deutschland trotz der Niederlage. Und das allein war schön zu sehen."

(RP)
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