Viersen Welche der Förderschulen bleibt?

Viersen · Eine von zwei Förderschulen mit Schwerpunkt Lernen wird aufgegeben – welche es sein wird, ist wieder offen. Der Schulausschuss hat beschlossen, die Schließung beider Förderschulen vorzubereiten und im April eine auszuwählen.

 Das Kollegium der Diergardtschule ist geschockt. Bis Montagabend sah es so aus, als wäre ihre Schule erst einmal sicher.

Das Kollegium der Diergardtschule ist geschockt. Bis Montagabend sah es so aus, als wäre ihre Schule erst einmal sicher.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Eine von zwei Förderschulen mit Schwerpunkt Lernen wird aufgegeben — welche es sein wird, ist wieder offen. Der Schulausschuss hat beschlossen, die Schließung beider Förderschulen vorzubereiten und im April eine auszuwählen.

 Auch die Schließung der Overbergschule wird vorbereitet. Trotzdem war die Elternbeiratsvorsitzende der Schule gestern Abend froh – die Schule könnte bestehen bleiben.

Auch die Schließung der Overbergschule wird vorbereitet. Trotzdem war die Elternbeiratsvorsitzende der Schule gestern Abend froh – die Schule könnte bestehen bleiben.

Foto: Busch

In letzter Minute machte Jörg Dickmanns den Vorschlag, der die Overbergschule doch noch retten könnte. Die Verwaltung solle die Schließung beider Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen vorbereiten, sagte der SPD-Ratsherr am Montagabend im Schulausschuss. Im April solle dann der Rat entscheiden, welche der Schulen schließt und welche bleibt. Der Ausschuss stimmte dem Vorschlag zu.

Etwa eine Stunde lang hatte er über die Zukunft der Förderschullandschaft beraten. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Schließung der Overbergschule vorzubereiten. Schon im Sommer hätten die letzten Schüler das Gebäude in Dülken verlassen. Die Eltern würden gebeten, ihre Kinder zur zweiten Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen in Viersen zu schicken, an die Diergardtschule. "Ich weiß, dass das ein schmerzhafter Weg ist. Aber er ist getrieben von dem Wunsch, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen zu erhalten", sagte Sozialdezernent Dr. Paul Schrömbges.

Das Kalkül: Eine einzelne Förderschule würde groß genug sein, um die neue Verordnung zu überstehen, die das Land entworfen hat und die "jederzeit in Kraft treten könne", wie Schulrat Martin König sagte. Bisher haben viele Förderschulen Ausnahmegenehmigungen. Durch sie bleiben auch Schulen mit weniger als 144 Schülern bestehen — diese Zahl gilt eigentlich als Mindestgröße für Förderschulen. In der Verordnung würde die Ausnahmegenehmigung gestrichen. Förderschulen mit weniger Schülern müssten schließen. "Im kommenden Schuljahr werden beide Förderschulen deutlich unter 144 liegen", sagte König.

Die Verwaltung hatte daher vorgeschlagen, die kleinere und weniger zentral gelegene Förderschule zuzumachen — die Overbergschule. Als der Vorschlag bekannt wurde, stellte der Elternbeirat einen Antrag zum Erhalt der Schule. Ein Kindertherapeutennetzwerk warnte vor einem voreiligen Entschluss.

Auch viele Ausschussmitglieder wollten das Ende der Overbergschule nicht einfach einleiten. "Für mich persönlich ist eine Busanbindung kein Entscheidungskriterium, eine Schule zu schließen oder zu erhalten", sagte beispielsweise Isabell Classen (FürVIE). Franz Lohbusch (Die Linke) beantragte, die Entscheidung zu vertagen. Die Rektorin der Overbergschule, Regina Theiler, mahnte, dass eine langfristige Lösung gefunden werden müsse.

Denn auch eine einzelne Förderschule könnte auf Dauer zu klein sein. Seit die UN-Konvention über die Rechte von Behinderten 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist, haben immer mehr Eltern ihre Kinder mit Behinderungen und Förderbedarf an regulären Schulen angemeldet. Politisch ist das gewollt: Das Land bereitet gerade ein neues Schulgesetz vor. Im Entwurf dazu steht, dass demnächst die Kinder immer zuerst auf Regelschulen gehen sollen. In diesem Schuljahr besuchen noch 261 Kinder die Diergardt- oder die Overbergschule, 60 weniger als drei Jahre zuvor.

Schulrat König erklärte, dass er damit rechnet, dass diese Entwicklung anhält. Er fürchtet, dass ab August 2015 nicht mehr genügend Kinder auf eine einzelne Förderschule in Viersen gehen würden, wenn die Förderschullandschaft im Kreis ansonsten so bleibe, wie sie ist: "Das heißt, dass wir in dieser Zwischenzeit an einer Förderschullandschaft im Kreis arbeiten müssen."

Der Kreis hat eine Machbarkeitsstudie dazu in Auftrag gegeben. Laut Michael Aach (CDU) erwägt er, die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen zu übernehmen. Sie sind bisher in städtischer Trägerschaft. Doch bis auf Kreisebene Entscheidungen getroffen sind, dauert es noch — möglicherweise wäre dann die Verordnung bereits gültig, warnten König und Schrömbges.

Nun holt die Verwaltung Stellungnahmen beider Schulpflegschaften ein und fragt, ob sie mit der Schließung einverstanden wären. Rechtlich verbindlich ist diese Auskunft nicht. Über den Fortbestand der Schulen entscheiden Stadtrat und Schulausschuss am 22. April. Wolfgang Weber, Leiter Diergardtschule, sagt, er könne nachvollziehen, dass die Mitglieder des Schulausschusses noch Zeit für die Entscheidung brauchten. "Die Entscheidung war überraschend, aber nachvollziehbar." FRAGE DES TAGES

(RP)
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