Viersen Wehr übt für Ernstfall

Viersen · Großeinsatz der Viersener Feuerwehren. Bei einer Explosion in einer Industriehalle auf der Deponie in Süchteln gingen rund 200 Feuerwehrleute und 35 Fahrzeuge in den Einsatz. Das Ganze war allerdings eine Übung.

 Feuerwehrleute in Schutzkleidung bergen verletzte Personen – auch ein Teil der Großübung der Wehren an der Süchtelner Deponie.

Feuerwehrleute in Schutzkleidung bergen verletzte Personen – auch ein Teil der Großübung der Wehren an der Süchtelner Deponie.

Foto: BUSCH

Die Schreie, die den Feuerwehrmännern beim Öffnen der Tür der großen Abfallsortieranlage auf dem Gelände der Deponie in Süchteln entgegen schallen, hören sich schauerlich an. In dem von Rauchschwaden durchzogenen Gebäude liegen verletzte Personen, teilweise unter umgestürzten Containern eingeklemmt. Ein Mann ist von einer Stange durchbohrt, eine sichtlich schwangere Frau liegt bewegungslos neben einer Treppe.

Die Kommandos sind kurz und knapp. Erste Feuerwehrmänner gehen mit Atemschutzgerät in die Halle. Die ersten Verletzten werden geborgen. Weitere Einsatzleute rücken mit Hydraulikstempeln und mit Druckluft betriebenen Hebekissen an. Die Container müssen angehoben werden, um die darunter liegenden Menschen zu befreien. Während im Inneren der Halle konzentriert gearbeitet wird, schießen draußen die ersten Wasserfontänen aus den Schläuchen auf das Dach.

Taghell erleuchtet

Die Löschgruppe Hagenbroich, die für die Wasserversorgung zuständig ist, hat diese stehen. Über die ausgefahrenen Drehleitern wird der Brand von oben bekämpft. Überall auf dem Gelände rund um die Abfallsortieranlage blinkt es. Das ganze Szenario ist taghell ausgeleuchtet, während ansonsten Dunkelheit über der Deponie liegt.

Die Kreisleitstelle, die hauptamtliche Wache dazu die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehren Süchteln, Viersen, Dülken und Boisheim mit sämtlichen Löschgruppen als auch die Jugendfeuerwehr sind im Einsatz. Mit einem Problem ganz anderer Art haben Feuerwehrmänner und –frauen an der Rückseite der Halle zu kämpfen. Durch die Explosion wurden Tanks mit Ammoniak beschädigt. Es gilt, die Lecks abzudichten.

Feuerwehrleute helfen ihren Kollegen, die bereits mit Atemschutzgerät und Sauerstoffflasche ausgerüstet sind, in die absolut dichten Chemikalienschutzanzüge. Mit Wannen und Dichtkissen rückt der Trupp in den Bereich vor, in dem sich die leckgeschlagenen Tanks befinden. Äußerste Vorsicht ist geboten. Ein, mit dem Gefahrstoff kontaminierter Mann bricht schreiend zusammen. Zwei Männer in gelben Schutzanzügen kommen mit einer gelben Trage, nehmen den Mann auf und verschwinden mit ihm in dem 50 Meter langen und zehn Meter breiten Dekontaminierungscontainer für Verletzte.

Auch wenn die beiden Feuerwehrmänner wie Michelin-Männchen in den unförmigen Anzügen wirken, so ist ausreichend Bewegungsfreiheit gegeben. Jeder Handgriff sitzt. Durch eine Schleuse wird der dekontaminierte Patient in den Bereich gebracht, wo die weitere Erstversorgung stattfindet und sich der Abtransport in ein Krankenhaus anschließt.

Die Lage auf der Deponie ist unter Kontrolle. Die rund 200 Feuerwehrleute, die in insgesamt vier Abschnitten unter den Abschnittsleitern, erkennbar an den weißen Westen, und den Gruppenführern in den roten Westen im Einsatz sind, arbeiten Hand in Hand. Die gesamte Einsatzleitung koordiniert dabei Rainer Höckels, Löschzugführer des Löschzuges Viersen der Freiwilligen Feuerwehr und stellvertretender Fachbereichsleiter der hauptamtlichen Wache. In seinem Einsatzleitwagen laufen alle Fäden zusammen. Es ist spät in der Nacht, als der letzte Feuerwehrwagen die Deponie verlässt. Der Brand ist gelöscht, die Verletzten sind abtransportiert und die Lecks in den Tanks gesichert.

(tref)
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